Land und Leute | 17. Juli 2019

Ausblicke vom Turm und ins Tal

Von Christa Maier und Sylvia Pabst
Der Aufstieg lohnt: Vom Riesenbühlturm bietet sich ein toller Blick auf den Schluchsee. Und rund um das Hochtal von Ibach führt ein abwechslungsreicher Panoramaweg, perfekt für einen gemütlichen Tag.
Vom Riesenbühlturm hat man einen fantastischen Blick auf den Schluchsee.
„Wer einen solchen Turm will bauen, der muss wohl haben ein groß Vertrauen zu der Kunst der Zimmerleut’ und am Holz ’ne große Freud”, so begann der Richtspruch am 21. Oktober 2001, als der Riesenbühlturm am Schluchsee eingeweiht wurde. Seither haben unzählige Menschen von ganz oben den Ausblick auf den Schluchsee und die umliegenden Berge und Täler genossen. Der Aussichtsturm liegt nördlich der Gemeinde Schluchsee auf dem Bergplateau des knapp 1100 Meter hohen Riesenbühl. Der Zugang ist immer offen, der Eintritt frei.Eine Rundtour und „Gipfelbesteigung” ist vom Bahnhof Schluchsee oder von der Ortsmitte aus zum Scheibenfelsen und dann weiter zum Sportplatz möglich. Man kann auch direkt beim Sportplatz starten (Parkmöglichkeiten sind auch dort vorhanden). Dort gibt es zwei Routen: Die eine führt über einen auch für Kinderwagen geeigneten Fahrweg rechts des Stadions (1,3 Kilometer), die andere ist eine über Steine und Wurzeln führende Serpentinenstrecke links des Stadions, bei der man allerdings gut zu Fuß sein sollte. Die Wege sind beschildert. Als zusätzliche Hilfe hat die Gemeinde Schluchsee den Wanderweg mit TK 5 ausgeschildert. Oben angekommen steht er da: Der 36,5 Meter hohe, viereckige Turm aus Holz und Stahl.
Riesenbühlturm
Vier mächtige Douglasienstämme, die durch quer verlaufende Stämme und Stahldiagonalen verbunden sind, bilden die Außensäulen des Kolosses. Das verwendete Bauholz ist übrigens ein Geschenk der Stadt Freiburg und wurde als Zeichen der Verbundenheit in einer bürgerschaftlichen Aktion selbst geschlagen. Ein Mindestmaß an Schwindelfreiheit erfordert die zwischen den Stämmen liegende offene Treppenkonstruktion (nicht barrierefrei), die an jeder Stelle den Blick zum Boden freigibt. Nach insgesamt 65 Stufen, die jeweils nach Fünfer-Tritten durch ein Podest unterbrochen sind, erreicht man die große überdachte Aussichtsplattform aus Douglasienholz. Die Belohnung für die körperliche Ertüchtigung ist eine beeindruckende Aussicht auf Schluchsee, Fischbachtal oder die schneebedeckten Spitzen von Feldberg und Herzogenhorn. Selbst die Alpen sind bei guter Fernsicht zu sehen.
Beim Blick nach unten offenbart sich die offene Schutzhütte mit Waldsofa und Tischen vor dem Turm, die nach dem Anstieg zur Verschnaufpause einladen, wie Gegenstände aus einer Miniaturlandschaft. Apropos Miniatur: Den Riesenbühlturm hat die Modellbaufirma Faller 2008 als H0-Modellbausatz mit 223 Teilen und einer Höhe von 33,5 Zentimetern herausgebracht. Ob sie sich dazu wohl von der Passage des Richtspruchs „Turm du bist des Meisters Stolz, bist nicht nur ein Haufen Holz. Was geschaffen, hat Hirn und Hand, schaut jetzt stolz ins weite Land” verleiten ließ?

Anfahrt: B 31 Richtung Neustadt, Ausfahrt B317/B500 Richtung Basel/ Feldberg/Waldshut-Tiengen/Schluchsee/Lenzkirch, auf B 500 Richtung Schluchsee/Altglashütten. Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn, Ausstieg Schluchsee Bahnhof.

Picknick unterwegs
Blick in die Weite
Viele tolle Ausblicke zum Feldbergmassiv und bei guter Sicht sogar bis zu den Alpen bietet auch der Ibacher Panoramaweg, der mit knapp 12 Kilometern Länge auf 900 bis 1100 Metern Höhe rund um das Hochtal führt. Immer wieder locken Himmelsliegen zu gemütlichen Päuschen, so wie sich das  auf einem Genießerpfad gehört. Am besten also reichlich Proviant fürs Picknick unterwegs mitnehmen, zumal kein Gasthaus am Weg  liegt. Wer mit dem Auto von Todtmoos nach St. Blasien auf der L 150 unterwegs ist, findet kurz vor Ibach den Wanderparkplatz Kohlhütte auf der rechten Seite. Wie der Name ahnen lässt, stand hier einst eine Köhlerei. Wer nun den Rundweg im Uhrzeigersinn beginnt, steht ziemlich schnell vor dem ersten Picknickplatz samt Brunnen.
Am Ibacher Friedenskreuz lässt sich's gut rasten
Von hier geht es ein kurzes Stück unterhalb der Landstraße bis zur Bushaltestelle „Abzweig Ibach”. Auch hier ist ein Einstieg in den Weg möglich. Montags bis samstags halten  Busse der SBG-Linien 7324 und 7321 – es macht aber Sinn, den Fahrplan im Vorfeld zu prüfen, denn allzu viele Verbindungen gibt es nicht. Der Weg ist sehr gut ausgeschildert, einfach immer dem Symbol mit dem roten Bollenhut auf dunkelblauem Grund folgen. Eine Frage stellt sich  unterwegs an einem entsprechend bezeichneten Aussichtspunkt: Was um alles in der Welt sind Lampenschweine? Gilt es hier ganz besonders achtsam unterwegs zu sein, um grunzende Vierbeiner beim Leuchten nicht zu verschrecken? Oder stehen hier gar unerwartet statt Straßen- Waldlaternen, auf denen sich kletterfreudiges Schwarzwild tummelt? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt – und doch ist die Erklärung eine ganz andere, wie  Paul Mark in der Broschüre über die Waldflurneuordnung in Ibach 2008 deutlich macht. Denn mit Keiler und Bachen oder Eber und Sau hat der Begriff Lampenschweine nichts zu tun. Stattdessen ist „Schweinen” ein alter Begriff für „Roden”, Lamp hingegen deutet auf Lamm. Und so ist dieser Fleck Erde tatsächlich frei von Wald. Er bietet unter einem Kreuz tolle Ausblicke, sogar von einer drehbaren Himmelsliege aus, sodass der Blick von dort  bis zum Feldberg und  in entgegengesetzter Richtung bei klarer Sicht bis zu den Alpen schweifen kann. Der weitere Weg schlängelt sich vorbei an Weiden, blühenden Wiesen, durch Mischwald, vorbei an Hütten und bietet auch immer wieder Bänke zum Innehalten. Ein besonders schöner Rastplatz ist am Ibacher Friedenskreuz mit gemalter Panoramakarte, Blick auf den Ort und ebenfalls bis zu den Alpen.  Auch hier darf eine Himmelsliege nicht fehlen. Nicht weit von dort ist der Wanderparkplatz Schorrmättle, ebenfalls eine Einstiegsmöglichkeit für den Rundweg.  Schließlich geht es ein Stück weit  den Weidelehrpfad entlang. Tafeln informieren über Weidemanagement oder über Allmendweiden, die der Gemeinde gehören, die aber landwirtschaftlich genutzt werden dürfen.
Liebevoll eingerichtet ist das Bushäusle nach Ibach auch Treffpunkt.
Einige Aussichtsplätze weiter und längst in Ibach gelandet weist der Weg eine weitere Besonderheit auf: das wohl  schönste und außergewöhnlichste Bushäusle im Schwarzwald. Es hat etwas von einem liebevoll eingerichteten öffentlichen Wohnzimmer mit gemütlichen Sitzmöglichkeiten, Lesestoff,  einem Gästebuch und Blumenampeln davor. Sogar eine Thermoskanne steht bereit und die Schale mit Gummibärchen wird angeblich nie leer. Nach dem Weg durch den Ort geht es wieder in den Wald zum Ibacher Moor mit seiner besonderen Vegetation. Zum Ende des Wegs hin gilt es noch ein paar Höhenmeter aufwärts zu absolvieren. Doch wer will, kann sich ja dann am Einstiegspunkt am anfangs beschriebenen Rastplatz und  Brunnen erfrischen.