Land und Leute | 10. Juli 2019

Höfe einst und heute erleben

Von Sylvia Pabst
Spiel und Spaß, Tiere und Geschichten von einst locken vor die Tore Freiburgs beziehungsweise hoch hinauf: Im Dreisamtal sorgt der Baldenwegerhof für Abwechslung, am Schauinsland bei Hofsgrund lässt sich beim Schniederlihof in frühere Zeiten eintauchen.
Schuhe aus und rauf aufs Hüpfkissen auf dem baldenwegerhof.
Hüpfen, klettern, balancieren, herumsausen – Kinder haben jede Menge Spaß im Dreisamtal, östlich von Freiburg. Nein, hier steht kein Indoor- oder Freizeitpark mit saftigen Eintrittspreisen, hier lockt schlicht ein bemerkenswerter Bauernhof an die frische Luft vor den Toren der Stadt: Denn der Baldenwegerhof bei Stegen-Wittental bietet einen tollen Spielplatz. Absolutes Muss ist dabei ein riesiges Hüpfkissen, auf dem Kinder bis hin zu älteren Semestern barfuß oder in Strümpfen ihre Freude haben. Denn ähnlich wie auf einem Trampolin geht’s dank eigener Körperkraft in die Höhe, da springen alle gerne um die Wette, die lachenden Gesichter sprechen Bände.
Wer es etwas ruhiger mag, findet auch Klettergerüste, Balanciermöglichkeiten, eine Wurfbude, Schaukeln, allerlei kindgerechte Spielfahrzeuge und mehr. Außerdem sind genügend Bänke zum Ausruhen  da und wer will, breitet die Picknickdecke aus und lässt sich’s schmecken. Die Zutaten fürs Mahl unter freiem Himmel können übrigens im Hofladen gekauft werden, der Montag bis Freitag von 9 bis 18.30 Uhr und am Samstag von 8 bis 13 Uhr geöffnet hat. Zudem gibt es rund um die Uhr einen Automatenverkauf unter der Scheuneneinfahrt mit Dosenwurst, Butter, Milch, Eiern, Schoki und mehr. Die meisten der Leckereien stammen direkt vom Hof. Hier wird unter anderem Gemüse angebaut, aber auch Hühner, Schweine und Rinder werden gehalten. Da kommt  noch eine Besonderheit ins Spiel: Die Tiere kann man fast hautnah erleben – und – vor allem die Schweine freuen sich über Streicheleinheiten mit Bürsten, die sonst eher auf dem stillen Örtchen zu finden sind  ...
Hüpfen macht Groß und Klein Spaß
Jetzt mal richtig Gas geben...

Wer will, erreicht den Hof per Rad von Freiburg aus in etwa einer Stunde. Vom Bahnhof  Kirchzarten dauert’s zu Fuß etwa eine gute halbe Stunde, ansonsten gibt es am Hof Parkplätze.  Besuchszeiten  täglich von 9 bis 18.30 Uhr, Zutritt Spielplatz 1,50 Euro, Familien 5 Euro. 
 
 


Vom Dreisamtal nach Hofsgrund
Vor mehr als 400 Jahren wurde der Schniederlihof gebaut, heute zeigt das Museum, wie karg und mühsam das Leben dort einst war.
Trudpert Schneider war wohl ein recht kleiner Mann, der um 1800 oberhalb von Hofsgrund lebte –  bei den Einheimischen hieß er schlicht „d’Schniederli”. Und da lag es nahe, dass sein Hof, der bereits 1593 erbaut wurde, zum Schniederlihof wurde. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurde hier gelebt und gearbeitet.
Heute ist das Anwesen ein Museum an den Hang des Schauinsland geschmiegt, das erwandert werden will. Hier nerven keine Autos und der Blick zum unterhalb gelegenen Dobelsee und zu den Ausläufern des Feldbergs gegenüber lassen zudem entspannen – gern auch auf der Terrasse bei einem Getränk, Speckbrot oder Räucherwurst. Dies alles gibt’s hier nämlich auch.
Doch bei aller Aussicht sollte niemand auf einen Blick ins Haus verzichten, denn bei einer Führung gibt es vieles Spannendes zu sehen und zu hören. Annegret Huhn versteht es gewitzt ihr Publikum in ihren Bann zu ziehen. Selbst Zusammenhänge zwischen Fliegenfänger und Schwarzwälder Kirschtorte will sie zu Beginn in der guten Stub’ unterm Herrgottswinkel glaubhaft machen.
 
Der Schniedesel
Annegret Huhn zeigt die Schlafkammer im historischen Schiederlihof, der noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts bewohnt war.
Und sie hat auch noch andere Geschichten auf Lager, deren Wahrhaftigkeit sich dann tatsächlich vor Ort überprüfen lässt: Denn das Haus hat wirklich keinen Kamin – für einen alten Schwarzwaldhof war das typisch. Der Rauch zog vom Herdfeuer durch Küche und Räucherkammer bis durchs ganze Haus hoch ins Gebälk. So wurden also nicht nur Speck und Würste haltbar gemacht, sondern eben auch Balken und Schindeln des riesigen Walmdachs.
Heute dürfte es für viele Besucherinnen und Besucher ein gewöhnungsbedürftiger Gedanke sein, dass einst der Viehstall unmittelbar an die Schlafkammer von Bäuerin und Bauer anschloss. Ackerbau war hier oben nicht möglich. Stattdessen fanden bis zu sechs Kühe Platz, dazu Kälber, Hühner und zwei Schweine, die es zu mästen galt.
Und ein Schniedesel lässt sich heute noch bestaunen – allerdings nicht im Stall, denn er gehört schlicht in die sehenswerte Werkstatt: Auf dieses Gerät setzt man sich und spannt vor sich einen Holzscheit ein, um daraus mit einem Hobelmesser Dachschindeln zu schneiden.
Der Schniederlihof lässt sich von der Bergstation der Schauinslandbahn in einer guten halben Stunde über einen ausgeschilderten bequemen Weg erwandern (alternativ und etwas schneller, aber steiler ist der Weg über das Bergwerk). Noch schneller geht es von Hofsgrund aus, das per Bus von Kirchzarten oder Todtnau aus  gut erreichbar ist (Linie 7215, Ausstieg Plätzle).
 
Öffnungszeiten: 
Juli/August: Samstag und Sonntag 12 bis 16 Uhr, Dienstag bis Freitag 13 bis 16 Uhr, Montag Ruhetag;
September/Oktober: Samstag, Sonntag und Feiertag 12 bis 16 Uhr, Mittwoch 13 bis 16 Uhr. 
Gruppen nach Vereinbarung auch außerhalb der Öffnungstage.
Telefon 0170/3462672