Land und Leute | 20. Juli 2021

Horneradsch und Kuhnigunde weisen den Weg

Von Silke Kohlmann
Urlaub bei uns: Wer mit Kindern unterwegs oder junggeblieben und entdeckungsfreudig ist, hat bestimmt am Sinnes- und Walderlebnispfad bei Todtnauberg seine Freude. Und wer gern Kuhglocken läutet, Memory spielt oder Felle ertastet, ist am Kuhlehrpfad bei Saig richtig.
Der Sinnes- und Walderlebnispfad „Horneradsch” bietet auch eine Riechstation.
Poch, poch, poch. „Da hör ich was”, ruft der vierjährige Malou. Eindeutig ertönen Klopfzeichen, wenn er sein Ohr fest an den Baumstamm presst. Woher sie kommen? Vom weit entfernten Ende des Baumstamms, wo der große Bruder klopft und pocht, reibt und kratzt. Jedes Geräusch überträgt sich ans andere Ende. Jetzt werden die Rollen getauscht, der Große darf horchen, und Malou schnappt sich den schweren Klöppel und haut mal ordentlich gegen den Stamm: Auf dem Wald- und Sinnespfad Horneradsch lernen kleine Waldbesucherinnen und -besucher eine Menge und – das ist das Schöne – haben dabei reichlich Gelegenheit, sich ordentlich auszupowern: Über wurzelige Waldböden rennen, über schmale Planken balancieren, Tannenzapfen werfen und dabei in die richtigen Löcher treffen – da können die Kinder all ihre Energie einsetzen.
Der Name des Pfads oberhalb von Todtnauberg stammt übrigens von einem kleinen Bergtroll, der hier zu Hause ist.
Übrigens: Der Weg  hält ein besonderes Highlight bereit: eine Sprungschanze. Auf 1185 Metern an den Hang gebaut und mit einem herrlichen Blick ins Tal. Eigentlich ein wunderbarer Platz, um den Blick schweifen und die Beine baumeln zu lassen. Die beiden Jungs entdecken aber sofort das ganz andere Potenzial dieses Bauwerks: Anlauf nehmen, über die Planken rasen und im hohen Bogen in Papas Arme hechten. Und noch mal und noch mal und noch mal – bis Papa schließlich die Luft ausgeht.
Na gut, wandern wir weiter durch den Wald, der noch viele Überraschungen bereithält: Allerlei Tiere haben sich im Gebüsch und im Geäst versteckt. Dort, eine Eule! Und guckt da nicht das Näschen eines Igels hervor? Auch dem Specht sind wir auf der Spur, dessen kräftiges Klopfen haben wir nämlich schon ganz deutlich vernommen. Endlich erspähen wir ihn am hohen Baumstamm – ausgestattet mit einer Schnur. Nein, es ist kein echter Specht, sondern einer aus Metall, und auch hier dürfen die Kinder wieder selbst aktiv werden, an der Schnur ziehen und den Spechtschnabel gegen den Baumstamm hämmern lassen.
Aber was für ein Baum ist das eigentlich, an dem der Specht da klopft? Auch über Baumarten lernen wir auf dem Pfad einiges. Wie sieht das Blatt vom Ahorn aus? Welche Form hat die Buche, und zu welchem Baum gehört der Zapfen? Auch wenn wir es nicht auf Anhieb wissen, mit einigem Ausprobieren finden wir schließlich die Lösung. Neben den Baumarten widmet sich der Pfad intensiv den Pilzsorten. Rot und schwarz, gelblich und braun erheben sie sich als Skulpturen aus dem Waldboden, immer mit einer Hinweistafel. Aber auch echte Pilze sprießen hier zahlreich aus dem feuchten Boden – schade nur, dass vor uns Spaziergänger unterwegs waren, die viele Pilze zertreten haben. Aber mit gut geschultem Auge entdecken wir trotzdem noch einige versteckte Pilzköpfe – und tatsächlich auch einen Fliegenpilz mit feinen weißen Tupfen auf rotem Grund. Da wissen die jungen Waldbesucher natürlich Bescheid: „Nicht anfassen!”
Welche Tiere wohnen im Wald? Mit dem richtigen Dreh wird’s klar.
In einem weiten Bogen wandern wir zwischen moosbewachsenen Steinen, Heidelbeersträuchern und Heidekraut durch den Wald. Wer jetzt Grillgut im Gepäck hat, kann an der Feuerstelle den Nachmittag gemütlich ausklingen lassen. Den Kindern wird es garantiert nicht langweilig. Sie lösen riesengroße Tierpuzzles, versuchen die Spuren den richtigen Tatzen zuzuordnen und machen eine ausgiebige Pause am Rastplatz: Hier kann auf dem Waldspielplatz noch mal nach Herzenslust geklettert, balanciert und gehangelt werden. Und auch auf den letzten Metern rund um das Todtnauberger Horn ist ordentlich was geboten, sodass die Kinder keine Ermüdungserscheinungen zeigen. Ein leise plätschernder Brunnen am Wegrand wird zum weiteren Spielplatz.
Von der Bushaltestelle Rathaus (SBG 7215) in Todtnauberg geht es gut einen Kilometer bergauf zum Wanderparkplatz Radschert,  wo der Pfad beginnt.

Von Kuhnigunde lernen
Waldbaden liegt ja derzeit im Trend: Eintauchen ins grüne, stille Dickicht und Kraft schöpfen. Das ist natürlich auch in diesem Wäldchen bei Lenzkirch möglich: Aber hier darf man’s auch wörtlich nehmen – und in die blecherne Badewanne mitten im Wald steigen. Die Kinder machen sich jedenfalls einen Spaß daraus, hier ab- und wieder aufzutauchen.
Kuhnigunde ist am Start: Bitte Glocken läuten!
Wir sind auf dem Kuhlehrpfad oberhalb von Lenzkirch-Saig, einem kleinen, zwei Kilometer langen Themenpfad rund um die Kuh. Los geht’s bei Kuh-nigunde, der Comic-Kuh. Sie begleitet uns auf dem Themenpfad und lädt erst mal dazu ein, Kuhglocken läuten zu lassen. „Die große läutet am schönsten und klingt richtig nach Kuh”, findet die achtjährige Marie. Den größten Krach macht allerdings der kleine Bruder mit der kleinen Schelle – ein Riesenspaß.
Bevor uns die Ohren zu sehr klingeln, stapfen wir hinein in den Wald, wo gleich die nächste Aufgabe wartet: Unser Tastsinn wird auf die Probe gestellt. Was ertastet werden muss? Natürlich ein Kuhfell. Hinter Holzklappen verbergen sich verschiedene Pelze: mal weich und wuschelig, mal borstig und fest. Und wir sollen herausfinden, was wem gehört. Ist das die Kuh oder doch eine Ziege. Gehört der langhaarige Pelz einem Fuchs? Und gibt es hier auch einen Dachs zu ertasten? Wir rätseln und rätseln – und spickeln schließlich unter die Klappen, wo Bilder verraten, welches Fell zu welchem Tier gehört. Zufriedenheit macht sich breit: So schlecht waren wir gar nicht.
Die Nachmittagssonne im Gesicht wandern wir weiter zum Zapfenbasketball. Hier heißt es erst einem Zapfen sammeln. Die großen und festen fliegen bestimmt am besten. Dann auf die Startlinie, gut gezielt – und: vorbei! In den hohlen Baum zu treffen, ist nämlich ganz schön schwierig. Noch mal und noch mal probiert es die Achtjährige – und darf schließlich jubeln:
geschafft!
Beim Kegeln mit Gummistiefel ist Zielgenauigkeit gefragt.
Zielgenauigkeit ist auch beim Waldkegeln geboten. Auch wenn das Kegeln hier unter besonderen Bedingungen stattfindet: Ein baumelnder Gummistiefel ersetzt die Kugel, und der darf mit Schwung auf neun Hölzer gepfeffert werden. Wer schafft es, die meisten abzuräumen? Maél (fünf Jahre alt) versucht sich als Erster, fünf Kegel räumt er ab.
Weitere Höhepunkte auf dem Pfad: eine Slackline, ein Natur-Tobe-Zentrum, ein Spielplatz
mit Kuschelecke – und Wissenswertes über das Leben der Kühe.
Anfahrt: Bus 7257 bis Saig, Ochsen, von dort sind es fünf  Minuten Gehzeit bis zum Start. Ein Parkplatz ist an der Buswendeplatte.