Pflanzenbau | 21. August 2015

Trockenheitsgeschädigten Mais wann silieren?

Von Prof. Elsäßer und Dr. Nußbaum, LAZBW Aulendorf
Die Silierung von Mais weist in diesem Trockenjahr einige Besonderheiten auf. Bei TS-Gehalten von über 35 Prozent oder wenn die Pflanze zu einem Drittel dürregeschädigt ist, sollte mit dem Silieren begonnen werden.
Zunächst kann im Prinzip davon ausgegangen werden, dass aufgrund der langen Sonnenscheindauer die Kohlenhydrateinlagerung in guter Weise erfolgt ist. Allerdings wird der Mais in einigen Landesteilen notreif, das heißt die Stängel vertrocknen und sind derzeit teilweise schon dürr, die Kolbenfüllung ist aber noch nicht abgeschlossen. Es kommt oft zur Situation, dass die TS-Gehalte der Gesamtpflanze hoch, die der Kolben jedoch noch gering sind. So befinden sich die Körner in den frühen Landesteilen derzeit in der Milchreife.
Bei Silomais ohne nennenswerten Kolbenansatz sollte geerntet werden, wenn keine weitere Zunahme an Qualität und Ertrag erwartet werden kann. Wenn Kolben und Blätter noch grün sind, kann bei einsetzendem Regen noch mit einem Zuwachs gerechnet werden.
Die  Empfehlung des LAZBW Aulendorf (siehe auch PDF)  lautet: Bei Überschreiten von Gesamt-TS-Gehalten von  35 % oder wenn die Pflanze zu einem Drittel dürregeschädigt ist, sollte mit dem Silieren begonnen werden. Wenn die Restpflanze stark geschädigt ist, wird keine weitere Stärkeeinlagerung in den Kolben erfolgen und der Futterwert damit nicht weiter verbessert werden.
Kurz häckseln
Gutes Häckseln und sehr gutes Verdichten des Silomaises sind in diesem Jahr noch mehr als sonst von großer Bedeutung.
Aufgrund der trockenen Gesamtpflanze ist in diesem Jahr besonders auf ein sehr gutes und kurzes Häckseln (6 mm  theoretische Häcksellänge) zu achten, um noch eine ausreichende Verdichtung zu ermöglichen (gutes Walzen ist erforderlich oder gegebenenfalls hohe Hochsilos).
Die Temperaturen im Silo während der Gärphase steigen vermutlich auf hohe Werte an und sind damit der guten Entwicklung der Milchsäurebakterien eher abträglich. Milchsäurebakterien entwickeln sich bei 25 bis maximal 30 °C optimal. Es ist aber davon auszugehen, dass trotz allem die Säurebildung noch ausreichend sein dürfte. Falls dieses Restrisiko ausgeschlossen werden soll, dann könnte die Silage mit Säuren  versetzt werden.
 Dem Risiko der Nacherwärmung aufgrund schlechter Verdichtung (TS-Gehalt, pergamentartige Blätter und Lieschen) könnte ein Zusatz von heterofermentativen Milchsäurebakterien, ab etwa 40 % TM mit Propion-, Benzoe- oder Sorbinsäure (z. B. Kaliumsorbat)  entgegenwirken, die eine spezifische Hemmung der Hefepilze bewirken. Das Risiko unerwünschten Nachgärens wird dadurch gemindert.
Bei Säurezugabe Schutzkleidung tragen
Die Dosiertechnik für Milchsäurebakterien ist auf den Häckslern eher vorhanden, für chemische Produkte bleibt oft nur die händische Verteilung. Falls kein Dosiergerät vorhanden ist, kann mit der Gießkanne chichtweise zudosiert werden. Allerdings wird hierzu das Tragen von Schutzkleidung dringend empfohlen. Ein Zusatz von Propionsäure im obersten Meter des befüllten Futterstockes (gut durchmischt!) wird empfohlen (Aufwandmenge: 1,5–2,0 l auf 5–7 l Wasser je t Siliergut). Ein Beispiel: Wenn auf einem Erntewagen etwa 4 t Siliergut sind, dann sollten dort etwa 30 l Mischung (drei Gießkannen) auf diese Schicht verteilt werden. Das ist eine ganz ordentliche Menge und nicht ganz ohne Schwierigkeiten einzubringen, weil die Säure sehr aggressiv ist.  Daher nicht den ganzen Silostock, sondern gegebenenfalls den obersten Meter oder vielleicht auch nur halben Meter behandeln.
Es besteht sowohl bei strohigem trockenem als auch bei sehr feuchtem Material ein ho-hes Risiko für die Nacherwärmung. Deswegen unbedingt auf eine sehr gute Verdichtung achten, einen hohen Vorschub bei der Verfütterung sicherstellen und gegebenenfalls Siliermittel zur Verbesserung der aeroben Stabilität einsetzen. Die Zugabe von Stabilisatoren auf der Basis von heterofermentativen Milchsäurebakterien hat nach Firmenangaben durchaus noch Sinn bei hohen TS-Gehalten des Siliergutes, wobei sich Herstellerfirmen bezüglich der Wirkung bei hohen Temperaturen im Silostock bis etwa 37 °C durchaus positiv äußerten.
Silo nicht zu früh öffnen
Es wird dringend empfohlen, die Silostöcke in diesem Jahr nicht vor dem Erreichen der stabilen Gärphase zu öffnen. Es ist davon auszugehen, dass das nicht vor sechs bis acht  Wochen der Fall sein wird. Auch bei Zusatz von heterofermentativen Milchsäurebakterien kann diese Zeitdauer aufgrund des langsamen Wachstums dieser Bakterien nicht verkürzt werden. Da derzeit der Mais bei hohen Temperaturen siliert wird, sollte bis zur Verfütterung auch das Abkühlen des Futters nach Möglichkeit abgewartet werden. Aus dem Jahr 2003 ist bekannt, dass die Abkühlung der Silage bei kühlen Umgebungstemperaturen etwa 1 °C pro Woche beträgt.
 Wird vorher Maissilage der Ernte 2015 zur Verfütterung benötigt, dann empfiehlt es sich,  einen niedrigen Extrahaufen anzulegen, der einen hohen Vor-schub (ca.  1 Meter pro Woche) erlaubt.
Anbau von Zwischenfrüchten
Eventuell ergeben sich noch Möglichkeiten durch den Anbau von Zwischenfrüchten.  Allerdings sollte auf die Ansaat von Zwischenfrüchten in den ausgetrockneten Acker eher verzichtet werden. Erst bei einsetzenden Niederschlägen kann ein zügiges und gleichmäßiges Auflaufen erwartet werden.
Bis Anfang September kann auch eine verspätete Aussaat von Einjährigem oder Welschem Weidelgras noch sinnvoll sein (45 kg/ha Saatmenge). Diese Aufwüchse könnten dann am besten frisch verfüttert werden. Das gleiche gilt für Futterrapsanbau, der noch gute Erträge
 liefern könnte (Saatmenge: 15–20 kg/ha). Welsches Weidelgras zur Frühjahrsnutzung kann auch noch bis Ende September ausgesät werden (Aussaatmenge 40 kg/ha).