Pflanzenbau | 24. September 2015

Trauben mit einer fantastischen Qualität

Von Gernot Raiser
Zufriedene Gesichter und Vorfreude auf einen hochwertigen Weinjahrgang 2015 – das ist die Bilanz der Herbstpressebesprechung des Badischen Weinbauverbandes. Sie fand statt am 18. September in den Rebflächen und Gebäuden des Weinguts Faber in Freiburg-St. Georgen.
Pressegespräch zum Herbst 2015. Vorne von links: Peter Wohlfarth, Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbandes, Agrarminister Alexander Bonde, Kilian Schneider, Präsident des Badischen Weinbauverbandes, Isabella Vetter, Badische Weinkönigin, und Martin Faber, Inhaber des gleichnamigen, familiengeführten Weinguts in Freiburg-St. Georgen.
„Es ist schon einmalig, was da in den Rebbergen zurzeit zu sehen und zu ernten ist”, begeisterte sich Peter Wohlfahrth. Gleichwohl sei, wie der Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbandes weiter erläuterte, in Gesamtbaden eine um 15 bis 20 Prozent geringere Erntemenge zu erwarten. Man rechne mit rund 1,1 Mio. hl; 2014 seien es 1,25 Mio. hl gewesen.
Heiß und trocken
Das badische Anbaugebiet, das von Tauberfranken bis an den Bodensee reicht, präsentiert sich nach Wohlfahrths Ausführungen in einem sehr unterschiedlichen Zustand. In den südlichen Bereichen habe es Anfang des Jahres ergiebige Niederschläge gegeben, die die Wasservorräte im Boden aufgefüllt hätten. Im Norden hingegen seien die Weinberge schon mit einem Niederschlagsdefizit in die Vegetationsperiode gestartet. Generell sei 2015 der Vegetationsverlauf in den Weinbergen dem langjährigen Mittel um zehn Tage voraus.
In Verbindung mit der Hitzewelle im Sommer, als das Thermometer wochenlang auf fast 40 ˚C verharrte, habe die Wasserknappheit zu einer Kleinbeerigkeit der Trauben geführt, wodurch der Ertrag gedeckelt worden sei.
Der Klimawandel ist für   Landwirtschaftsminister Alexander Bonde eine Tatsache. In St. Georgen nahm er dies zum Anlass, einem aktiven Klimaschutz das Wort zu reden. Das Land unterstütze die Winzer mit speziellen Förderprogrammen. Hilfe komme auch von der neuen europäischen Förderpolitik, die zum ersten Mal Direktzahlungungen aus der Ersten Säule biete.
Dass die Natur es mit den Winzern in diesem Jahr gut meint, ist die Überzeugung von Kilian Schneider. Der Präsident des Badischen Weinbauverbandes verwies darauf, dass selbst die Mitte Mai hagelgeschädigten Weinberge im Raum Freiburg-Kaiserstuhl wieder ausgetrieben hätten. Er hofft: „Das gute Wetter macht uns zuversichtlich, dass auch die Trauben des zweiten Austriebs noch reif werden und die hagelgeschädigten Winzer für ihre Arbeit doch noch einen wenn auch kleinen Lohn bekommen.”
Generell könnten in Weinbergen aber Trauben in einer fantastischen Qualität geerntet werden, freut sich der Verbandspräsident. Und dies, obwohl 2015 nahezu alle Sorten auf einmal reif geworden seien. Hilfreich sei hier die enorme Lesekapazität, die in den vergangenen Jahren aufgebaut worden sei. 
Die kompakte diesjährige Lesezeit empfindet auch Dr. Peter Schuster als  logistische Herausforderung. Sie werde verschärft durch die arbeitsrechtlichen Vorgaben, die eine Annahme und Verarbeitung des Leseguts am Wochenende ausbremse. Das Vorstandsmitglied rechnet für den Badischen Winzerkeller mit einer Gesamternte von 21 Mio. kg Trauben.
Von einem außergewöhnlichen Jahrgang in Südbaden berichtete auch Ernst Nickel. Der Bereichsvorsitzende Markgräflerland und Verbandsvizepräsident betonte, dass 2015 für die Sorte Gutedel, die die Winzer in den vergangenen schwierigen Jahren mengenmäßig immer verwöhnt habe, mit 25 bis 30 Prozent geringeren Erträgen zu rechnen sei.
Von der diesjährig geringen Gutedelmenge kann auch Weingutsbesitzer Martin Faber ein Lied singen. Es ist der wichtigste Weißwein seiner Flächen am Schönberg.  Im Rahmen der Pressekonferenz stellte er sein Unternehmen vor, das seit vier Generation im Familienbesitz ist. Neben Ehefrau Ursula sind auch die Kinder Sophia und Sebastian in den Betrieb mit eingebunden. Das Weingut Faber vermarktet jährlich rund 90000 Fla-
schen. Bewirtschaftet werden rund zehn Hektar Reben, außer am Standort St. Georgen  noch am Tuniberg sowie am Kaiserstuhl, wo Ursula Faber herkommt.
Ärger mit Touristen
Beim Vor-Ort-Termin am Schönberg kritisierte Faber die ständige Behinderung der Winzerarbeiten durch Ausflügler. „Wer hat hier mehr Recht: die erholungssuchenden oder die arbeitenden Menschen?”, beklagte er sich bei Alexander Bonde. Der ging erwartungsgemäß darauf nicht weiter ein. Mit auf den Weg bekam der auch für Tourismus zuständige Minister jedoch den Hinweis, dass die Rastplätze entlang des Wein- und Geschichtslehrpfades St. Georgen ständig so zugemüllt werden, dass die privaten Weingüter und Genossenschaften jeden Montag Pizzakartons, Getränkedosen und sonstigen Abfall auf eigene Kosten beseitigen müssen.