Politik | 21. Februar 2019

Traktoren in Freiburgs Einkaufsmeile

Von Padraig Elsner
Mit knapp 100 Traktoren demonstrierten südbadische Landwirte am vergangenen Samstag in Freiburg gegen den Flächenverbrauch in ihrer Region.
Der Schlepper-Korso führte am Samstag zur besten Einkaufszeit durch die Innenstadt von Freiburg.
Unterstützt wurden sie von rund 400 Demonstranten, die die Traktorkolonne durch die Freiburger Innenstadt begleiteten. Das Aufgebot übertraf die Erwartungen der Organisatoren, der Bürgerinitiative  Pro Landwirtschaft und Wald in Freiburg und Regio sowie des BLHV, bei weitem. Insbesondere, weil sich auch viele Landwirte aus der Region beteiligten, die nicht direkt vom geplanten Wohngebiet Dietenbach betroffen sind.  Erfolgreich war auch die Spendenkampagne, die der BLHV initiierte, um Geld für Flyer und Banner zu sammeln. Hierbei kamen rund 400 Euro zusammen.
An Samstagen ist die Freiburger Innenstadt für gewöhnlich voll mit Touristen und Menschen, die einkaufen wollen. Höchst ungewöhnlich waren aber die vielen Traktoren, die während der Mittagszeit durch die beliebte Flaniermeile im Bereich  Platz der alten Synagoge und  Bertoldsbrunnen fuhren.
Die Passanten, die dadurch lediglich bei der Überquerung der Straße behindert wurden, nahmen die Demo größtenteils positiv auf und zeigten sich solidarisch mit den Landwirten. Das nutzte auch Martin Linser, Vorstandsmitglied des BLHV-Kreisverbandes Freiburg, in seiner Ansprache bei der abschließenden Kundgebung: „Hier könnt ihr nochmal richtige Landwirte und ihre Traktoren sehen – solange es sie noch gibt.” Linser kämpft vehement gegen die Bebauung des Dietenbach-Geländes und musste schon viel Kritik von den Befürwortern einstecken. Diese wies er aber  nachdrücklich ab. Wenn man Wohnungsmangel angehen wolle, dürfe man nicht die Landwirte angehen, so Linser. „Sondern die, die  Luxussanierungen vornehmen, die illegale Ferienwohnungen haben, die Studenten mit Abstellkammern abzocken oder Häuser einfach leerstehen lassen”, fügte er gleich hinzu, wen man stattdessen angehen sollte.
BLHV-Vorstandsmitglied Thomas Huschle (mit Mikrofon) bei der Abschluss-Kundgebung: „Was uns wirklich wütend macht, ist der hemmungslose Umgang mit der Ressource Boden.”
Für den BLHV-Landesvorstand sprach Thomas Huschle aus Achern-Gamshurst. Er bemängelte vor allen die fehlende Wertschätzung für Boden und Landwirtschaft in der Bevölkerung: „Was uns wirklich wütend macht, ist der hemmungslose Umgang mit der Ressource Boden”, so Huschle.  Vielen Entscheidungsträgern sei einfach nicht bewusst, was Boden leisten könne. „Es ist so selbstverständlich geworden, dass der Boden uns alle ernährt, sodass keiner darüber nachdenkt, was passiert, wenn man Beton über Boden gießt”, erklärte Huschle enttäuscht.