Besonderheiten für den Obst- und Weinbau beim Tag der Technik in Heuchlingen
Auch der zweite Schlepper war ein Systemfahrzeug von Holder, ein C 250 mit einem Winnicut von Stoll. Der Winnicut häckselt und sammelt Obst- und Rebschnitt in der Anlage. Über eine Pickup wird das Schnittholz den hydraulisch angetriebenen Einzugswalzen zugeführt. Die Schnittlänge ist stufenlos von etwa 3 bis 8 cm einstellbar. Da ein Scheibenradhäcksler Verwendung findet, kann die Schnittlänge gleichmäßig eingehalten werden. Stark ausgefranste Schnittstellen, wie sie bei Schlegelhäckslern anzutreffen sind, gibt es fast nicht. Der Sammelbehälter befindet sich direkt hinter der Kabine des Systemschleppers und kann hydraulisch gekippt werden. Vielleicht wird die Bergung des Schnittholzes aus phytosanitären Gründen wichtiger.
Von der Baggervermietung Schaaf wurde eine selbstfahrende Grabenfräse mit Raupenlaufwerk gezeigt. Die Grabenbreite kann zwischen 10, 15 und 20 cm gewählt werden. Die maximale Grabentiefe beträgt 90 cm. Eine Verfüllschnecke rundet das Angebot ab. Mit dieser Kombination können Kabel, Bewässerungsleitungen oder Drainagerohre verlegt werden.
Bei der Vorführung trug der Stapler das Rebenaushebegerät der Firma provitis. Dabei wird das Schnittholz überzeilig mit einer gezahnten Scheibe zum Gerät gedrückt. Von einer Schaufelkette erfasst, gelangen die Triebe zu zwei rotierenden Reifenpaaren. Diese ziehen das Rebholz aus der Unterstützungsvorrichtung. Anschließend wird es in der Zeile abgelegt. Ein am Schlepperheck mitgeführter Häcksler übernimmt die Zerkleinerung.
Immer wieder kommt es zu Schäden an Begrünungen durch Wildschweine. Zur Beseitigung dieser Schäden wurde von Clemens in Heuchlingen der Planiermeister vorgestellt. Es ist eine Maschine mit zwei gegenläufig arbeitenden Rotoren mit unterschiedlicher Drehzahl. Der vordere Rotor zerkleinert und verteilt die Unebenheiten. Der zweite Rotor verfügt über Klingenmesser und läuft schneller. Damit wird die Bodenoberfläche eingeebnet und vertikutiert. Durch den aufgebauten Säkasten kann im selben Arbeitsgang eine Begrünung übersät werden. An der Schlepperfront hatte Clemens beidseitig die Multi-Clean-Bürste angebaut. Die robusten Fäden erlauben in einem Arbeitsgang die Kontrolle der Begrünung sowie das Ausbrechen an der Rebstammbasis.
Ebenfalls von Braun wurde eine ganzflächige Rollhacke im Heckanbau gezeigt. Die Rollhackenelemente können im Winkel verstellt werden. Da sich die einzelnen „Zinken” am Boden abrollen, ist der Antrieb gesichert. Erfahrungsgemäß ist die Bearbeitungsintensität durchaus mit der einer Hohlscheibe vergleichbar. Bedeutender Unterschied ist jedoch, dass die Rollhacke bei nahezu jeder Geschwindigkeit funktioniert. Das ist ein großer Vorteil für den Einsatz dieser Technik auf nicht ganz ebenen Flächen. Ein weiterer Vorteil liegt in der Gestalt des Bearbeitungshorizontes.
Bauartbedingt wird nicht eine scharf abgeschnittene Bearbeitungskante hinterlassen, sondern ein welliger Horizont, der deutlich weniger erosionsanfällig ist. Infolge der Schrägstellung wird der Boden gelockert und bewegt, was den Bewuchs stark in der Entwicklung hemmt. Die Rollhacke ist breitenverstellbar und wie eine Scheibenegge in X-Form angeordnet. Stehen die Elemente in Fahrtrichtung, gleicht der Effekt einer Überfahrt mit einer Walze. Je mehr die einzelnen Elemente schräg zur Fahrtrichtung angestellt werden, umso intensiver ist der Eingriff. Die Intensität kann so gesteigert werden, dass der Boden wie bei einer Scheiben- oder Kreiselegge bearbeitet wird.
Als nächstes fuhr ein Anhängegerät des Typs S 1500 der Firma Wanner in den Vorführring. Es war ausgestattet mit einer neuen Bedieneinheit der Firma Innovel. Das Air-Control-System ermöglichte die stufenlose Breiteneinstellung der Luftaus-
trittsöffnung am Gebläseaufsatz. Somit konnte der Trägerluftstrom in jede Richtung eingestellt werden. Die Düsenbogen waren mit einer LED-Beleuchtung versehen. Dieses Extra lässt den Sprühstrahl auch bei Dämmerung oder in der Nacht gut erkennen.
An der Behälteroberseite war das easyFlow-System von Bayer und agrotop montiert. Beim easyFlow handelt es sich um ein zweiteiliges System zur kontaminationsfreien Befüllung von Behältern. Es gibt einen Tank- und einen Kanisteradapter, die für Präparatebehälter mit einem Deckel von 63 mm Durchmesser passen. Die Siegelfolie der Kanister wird durchstoßen, sobald angekuppelt ist. Ein unbeabsichtigtes Öffnen ist ausgeschlossen. Wird eine Teilmenge entnommen, kann alles, was mit dem Pflanzenschutzmittel in Kontakt war, gespült werden. Für die gänzliche Entleerung der Kanister ist eine Spüleinrichtung integriert.
Den Abschluss bei den Besonderheiten machte ein neuartiges Gerät zur Blattdüngung und Pflanzendesinfektion. Es sah einem Pflanzenschutzgerät sehr ähnlich. Mittels ionisierter, das heißt elektrisch geladener Wassertropfen wird Trockenkalk maschinell nassversprüht. Durch einen drehenden Wasserstrahl wird Unterdruck erzeugt. Luft wird angesaugt, beschleunigt und mit den erzeugten Wassertröpfchen mit hoher Geschwindigkeit ausgeworfen. Beigemischt werden Kalkhydrat, Branntkalk oder andere Mineralstäube. Auf dem Weg zur Zielfläche entstehen die Kalkmilchtropfen. Deren desinfizierende Wirkung wird mit einer Absenkung des pH-Wertes auf den Blättern erklärt. Die elektrische Aufladung der Tropfen soll ihre Anlagerung verbessern. Der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg liegen noch keine eigenen Erfahrungen mit dieser neuartigen Technik vor.