Tag der Landwirtschaft aufgefrischt
Manfred Haas, Vorsitzender im Kreisbauernverband Rottweil, hieß die Gäste willkommen. Er bat in der Eröffnung um Respekt und Wertschätzung für die Agrarbranche in Zeiten, in denen selbsternannte Tierschützer den Landwirten das Leben schwer machten. Eine Bitte, der sich Festredner Franz Käppeler nur anschließen konnte. Sei ein Überfluss an Nahrungsmitteln vorhanden, sei es für Verbraucherverbände, Tierschützer und Nichtregierungsorganisationen (NGO) ein Leichtes, die gesellschaftlichen Erwartungen zu prägen. „Es ist eine existenzielle Aufgabe für uns Landwirte, über das, was wir tun, zu reden”, forderte Käppeler die Zuhörer auf. Nur so könne man den Verbrauchern klar machen, dass ihre Erwartungen erfüllt werden. In Richtung der Aktivisten sagte er: „Sie dürfen gerne am Tag kommen und sich informieren. Ein Einbruch in der Nacht ist unnötig.”
Die Landwirte indes sollten aktiv den Kontakt suchen. Meinungsmultiplikatoren wie Journalisten oder Lehrer könnten dabei eine große Hilfe sein. Käppeler lobte daher Aktionen wie den Lernort Bauernhof. „Bereits 555 Betriebe in Baden-Württemberg sind pädagogisch ausgebildet und zertifiziert, um Schulklassen die landwirtschaftliche Realität zu zeigen”, erklärte er dem Publikum.
Landwirtschaft sei für alle Beteiligten eine Herausforderung. So habe der Landkreis Tuttlingen große Flächen und wachstumsstarke Betriebe. Nur wenige Kilometer weiter erfordere die Topographie eine völlig andere Wirtschaftsweise. Der Verbraucher profitiere von beidem: „Die Landwirtschaft des Schwarzwaldes gestaltet und pflegt eine der schönsten Urlaubs- und Erholungslandschaften”, so Käppeler. „Ich frage mich aber, was kommt zurück?” Er nannte seine Erwartung an Urlauber und Einheimische: „Sie sollen Ja sagen zu dieser Region und dies an der Einkaufskasse rüberbringen.” Jeder müsse seinen Beitrag leisten, damit diese Strukturen nicht kaputtgingen. So engagieren sich Landwirte seit Jahren in Naturschutzaufgaben. Lerchenfenster, Greeningflächen und Bienenweiden seien keine Seltenheit, viele Höfe die Heimat von Schwalben und Fledermäusen. Wenig zuträglich sei da, wenn kleine Vorgärten zunehmend durch Steinkreationen und Beton ersetzt würden, mahnte Käppeler.
Für die Landwirte erbat er sich Erleichterungen in Sachen Bürokratie und vor allem, dem Wolf im Schwarzwald keine neue Heimat zu geben. Zu groß sei die Gefahr, dass Schafe und andere Weidetiere gerissen würden, gerade in einer Region, in der die Weidewirtschaft eine große Rolle spiele. „Unsere Landschaft verträgt keinen Wolf! Er hat in diesem dichtbesiedelten Baden-Württemberg nichts verloren.”
Mit dem neuen Motto „Land & Leute – Ein Tag mit der Landwirtschaft” soll dem ersten Messesonntag neues Leben eingehaucht werden. So gab es zur traditionellen Kundgebung Spaß mit dem Kabarettisten Christian „Chako” Habekost, der sich in Pfälzer Mundart über Dialekte, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Wein, Pfälzische Tapas und Vollmond ausließ. Für die Kinder fand den ganzen Tag ein Wettmelken an der Melkkuh Lola statt.