Wichtig ist aus seiner Sicht, regionale
Frische-Großmärkte zu erhalten, wo auch kleinere Erzeuger anliefern
könnten. 23 gebe es noch im deutschsprachigen Raum, aber oft sei bei
ihnen die Infrastruktur überaltert. Vor kurzem mussten der Kölner und
der Düsseldorfer Großmarkt schließen. „Die Großen können gut mit den
Großen, aber die mittleren Strukturen brechen weg”, beobachtet Wiek.
Genau die brauche es aber auch.
Baden-Württemberg brauche nicht weniger Tiere, sondern mehr, sagte
Isabel Kling, Ministerialdirektorin im Stuttgarter Ministerium
Ländlicher Raum. Dass die Deutsche Gesellschaft für Ernährung auf die
Tierhalter zeige, ärgert Kling. Die vegane Karotte brauche auch das,
was aus der Kuh hinten rauskomme. Unter anderem mit der
Kantinenrichtlinie versuche man, mehr regionale und Bio-Ware in die
Außer-Haus-Verpflegung zu bekommen. Landeskantinen müssen bis 2030 40 %
ihrer Ware als regionale Bioprodukte beziehen. Regional bedeutet hier
aus Baden-Württemberg.
Kling nannte als Positivbeispiel einen Landwirt, der in Kürze Pommes
aus seinen Kartoffeln anbieten kann, weil er in entsprechende Maschinen zur Weiterverarbeitung investiert. „Wir brauchen die Kleinen und die
Großen und wir versuchen in Baden-Württemberg auch, beides zu fördern”,
sagte Kling.
Bewusstsein zu schaffen für Ernährung und Ernährungssicherung sei in
Kitas und Schulen besonders wichtig. Eine ernüchterte
Bauernhofkindergarten-Betreiberin im Publikum, die erfährt, dass Eltern
zwar Interesse an diesen Themen zeigen, aber ihr Einkaufsverhalten
nicht ändern, ermunterte Kling, nicht aufzugeben.
Edeka Südwest-Vorstand Jürgen Mäder erklärte, dass die Edeka-Kaufleute
noch näher an die Landwirte heranrücken wollten. Die Frage sei dabei
immer, ob ein Produkt regional zu bekommen sei und ob es auf das Thema
Nachhaltigkeit einzahle. Es gehe darum, den Hofladen in den Supermarkt
hineinzuholen. Senf und Kichererbsen aus der Region seien Produkte, an
denen man im Moment arbeite.
Seit Februar 2022 finde das stärkste Wachstum im Preiseinstiegsbereich
statt. Nachhaltigkeit, Regional und Bio wolle jeder, aber im
Einkaufskorb sehe es anders aus. Mit den rund 500 Produkten, die das
Label „Unsere Heimat” tragen, mache Edeka nur knapp 5 % der Umsätze. An
Weihnachten werde es wieder Spargel aus Peru geben und im Februar die
ersten Erdbeeren: „Irgendjemand kauft es”, sagte Mäder. Die regionalen
Erzeuger seien bei der Standardisierung vorangekommen, sagte Mäder. Dies
sei aber auch nötig, weil die Verbraucher perfekte Ware wollten.