Strohverkauf bringt Geld und kostet Nährstoffe
Wer Stroh verkauft, sollte wissen, welchen Preis er verlangen will und kann. Die Standardkalkulationen für den Strohwert arbeiten üblicherweise mit dem Wert, den die im Stroh enthaltenen Pflanzennährstoffe haben, beziehungsweise was ihr Ersatz über Düngung kosten würde – dem Nährstoffersatzwert.
Die ersten Differenzierungen sind bereits bei der Ermittlung des Nährstoffwertes erforderlich. In Regionen, in denen genug Wirtschaftsdünger – egal ob von Geflügel, Schwein oder Rind – verfügbar ist, besitzen Nährstoffe derzeit teilweise sogar einen negativen Wert, wenn neben der kostenlosen Ausbringung sogar für die Aufnahme beispielsweise von Gülle noch bezahlt wird, während in anderen Regionen die abgefahrenen Nährstoffe durch zugekaufte Düngemittel ersetzt werden müssen.
Außerdem gibt es zwar Standardwerte für die durchschnittlichen Nährstoffgehalte im Stroh, aber die sind – wie der Name sagt – Durchschnittswerte; im Einzelfall können extreme Streuungen auftreten. Die pauschale Festlegung der Nährstoffgehalte gestaltet sich schwierig, da Untersuchungsergebnisse hier in Abhängigkeit vom Düngungsverhalten der Vorjahre, der Fruchtfolge und auch der unterschiedlichen Bodenart Streuungsbreiten von bis zu hundert Prozent aufweisen.
Der Phosphatanteil steuert nach dem gleichen Rechengang zwischen 1,40 und 3,44 Euro/t Stroh bei (durchschnittlich 2,38 Euro/t Stroh) und für Kaliumoxid können zwischen 5,55 und 10,76 Euro/t Stroh (im Mittel: 7,69 Euro/t) angesetzt werden. Werden noch die Mittelwerte für Magnesiumoxid, Calcium und Schwefel (3,59 + 0,20 + 1,25) dazugerechnet, so ergeben sich in der Summe bei durchschnittlicher Betrachtung 16,62 Euro/t Stroh. Allerdings kann der Betrag auch schnell mal 15,62 Euro/t oder 23,41 Euro/t betragen.
Die Wertermittlung war bis hierher vergleichsweise einfach und übersichtlich, aber noch nicht vollständig. In der Tabelle 2 sind deshalb die Kosten einiger Arbeitsgänge aufgelistet, die man bei der Berechnung zusätzlich berücksichtigen sollte. Das heißt nicht, dass diese grundsätzlich und mit den genannten Beträgen auch immer anfallen; sondern nur: Man sollte darüber nachdenken, was nötig ist, und dies dann angemessen berücksichtigen.
Aber sind die anderen Beträge wirklich auch so genau ermittelt? Ist für den Ausgleich des zusätzlichen Nährstoffentzuges aber tatsächlich ein zusätzlicher Arbeitsgang „Mineraldünger ausbringen” erforderlich, sollten dafür inklusive des anteiligen Düngertransports zum Feld 9,42 Euro/ha für die reinen Maschinenkosten und 3,50 Euro/ha für den Lohnansatz berücksichtigt werden.
Kommt es durch die Strohabfuhr auch zu Vereinfachungen in der Bewirtschaftung, so könnten durchaus Kosteneinsparungen im Maschinenbereich eintreten. Berechnen Lohnunternehmer oder Maschinenring das Häckselwerk am Mähdrescher extra, so spart dessen Abschaltung 14,88 Euro/ha an Maschinenkosten (brutto; netto: 12,50 Euro/ha).
Der Vollkostenansatz berücksichtigt den aktuellen Investitionsbedarf für die jeweilige Technik und eine Auslastung in Höhe von 75 % der Abschreibungsschwelle. Neben den Kosten für quaderförmige Großballen werden auch die Maschinenkosten der Rundballenerzeugung und die Kosten der kleinen HD-Ballen, die teilweise stark handarbeitsorientierte Verfahrensgänge erfordern, ermittelt. Etwaige Risikoaufschläge darauf sollten für alle gezeigten Kostensätze nach individueller Einschätzung selbst vorgenommen werden: Die Empfehlung dafür beläuft sich auf 20 bis 50 %.
Soll das Stroh dann auch noch geliefert werden, so erhöht sich der Kostenansatz bei fünf Kilometern Transportentfernung um weitere 4,54 Euro/t (7,85– 6,13+ 0,47× 3 [3 = (5–2 km) = km-Satz mal zusätzlich 3 km] × 2 (mal zwei, weil Hin- und Rückfahrt) oder um 22,70 Euro/ha. Für noch weitere Entfernungen sollten bei Schleppertransport rund 0,94 Euro/t und zusätzlichem Entfernungskilometer in Ansatz gebracht werden.
Inklusive maschinellem Abladen, beispielsweise bei eigener Einlagerung, steigen die Kosten um weitere 3,83 Euro/t oder 19,16 Euro/ha. Am Lager des Kunden sind deshalb bei Verkauf während der Ernte schnell mal 350 Euro/ha notwendig, um die Kostendeckung (etwa 265 Euro/ha) und 33 % Risikoaufschlag zu erreichen. Bei Abrechnung nach Gewicht entspricht dies einem Mindestpreis von 70 Euro/t Stroh.
Für Stroh, das sechs Monate in einer einfachen Halle gelagert wurde, steigen die Kosten um weitere 36,39 Euro/t – unterer Teil der Tabelle 2 –, die für Abschreibung, Zinsen der Investitionsfinanzierung, Versicherung und Unterhaltung, aber auch für die Verluste (in der Halle 2 %) und Zinsaufwand für das länger gebundene Umlaufkapital berechnet werden sollten.
Eine Feldrandlagerung der Strohballen kommt zwar trotz höherer Ansätze für Verluste (hier: 15 %) mit 28,21 Euro/t an zusätzlichen Kosten deutlich günstiger, dafür leidet aber die Qualität oft etwas stärker, sodass derart gelagertes Stroh nicht mehr überall Verwendung finden kann und insbesondere von den Pferdehaltern als sehr wichtiger Kundengruppe wegen der höheren Staub- und einer eventuellen Pilzbelastung beanstandet werden könnte.