Trotz leichter Verbesserung ist noch nicht in Sicht, dass sich die Stimmungslage in der deutschen Landwirtschaft nachhaltig erholt. Das zeigen die neuen Ergebnisse des Konjunkturbarometers Agrar, die der Deutsche Bauernverband (DBV) am 13. Oktober in Berlin vorgelegt hat.
Wirtschaftliche Situation derLandwirtschaft hat sich etwas verbessert
Demnach ist der Konjunkturindex zwar im September 2016 gegenüber der Erhebung im Juni von 5,8 Punkten auf 13,1 Punkte gestiegen (siehe Grafik). Jedoch bleibt der Indexwert damit weit unter seinem Stand von Ende 2010 bis Mitte 2014, als er sich zwischen 30 und 35 Punkten bewegt und in der Spitze 37 Punkte erreicht hatte.
Die abgefragte Investitionsbereitschaft ist laut Angaben des Bauernverbandes sogar auf einen neuen Tiefstand gefallen. Gemäß der Erhebung ist das für die nächsten sechs Monate geplante Investitionsvolumen mit 2,8 Milliarden (Mrd.) Euro so klein wie seit zehn Jahren nicht mehr. Gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum seien das 1,1 Mrd. Euro, verglichen mit dem Stand von vor zwei Jahren sogar 2,7 Mrd. Euro weniger, stellte der DBV fest. Ihm zufolge wollen nur 21 Prozent der Landwirte in den kommenden sechs Monaten investieren. Die Halbierung der Investitionen gegenüber früheren Jahren hat aus Sicht des Bauernverbandes auch enorme Konsequenzen für die Wirtschaftskraft ländlicher Räume. Ohne Investitionen in eine leistungsfähige Landwirtschaft gingen auch viele Arbeitsplätze in den vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen verloren, warnte der DBV.
Innerhalb des geschrumpften Investitionsvolumens von 2,7 Mrd. Euro entfallen laut DBV auf den Bereich Ställe und Stalltechnik 1,1 Mrd Euro. Mit nur 0,8 Mrd. Euro sind die vorgesehenen Maschineninvestitionen ähnlich niedrig wie schon vor einem Jahr.
Die aktuelle wie auch die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung wird nach Angaben des DBV im Durchschnitt der Betriebe indes etwas positiver beurteilt als noch im Juni.
Veredlungsbetriebe pessimistisch
Eine gegenläufige Entwicklung weist das
Agrarbarometer jedoch bei den Veredlungsbetrieben aus: Während die
jetzige Situation zwar wegen der verbesserten Preissituation auf den
Schweinemärkten positiver als im Sommer gesehen werde, hätten sich die
mittelfristigen Zukunftserwartungen erheblich verschlechtert.
Futterbaubetriebe schätzten ihre aktuelle wirtschaftliche Situation
gegenüber dem im Juni gemessenen Tiefpunkt geringfügig besser ein,
während Ackerbaubetriebe ihre ökonomische Situation ähnlich wie im Juni
beurteilten. Über alle Sektoren hinweg würden die politischen
Rahmenbedingungen deutlich ungünstiger als vor einem Jahr bewertet,
stellte der DBV fest. Auch beklagten die Landwirte eine spürbare
Verschlechterung ihrer Wettbewerbsfähigkeit in der EU.
Bessere Liquiditätslage
Dem Konjunkturbarometer zufolge hat sich die
Liquiditätslage auf den Höfen im Vergleich zum Juni etwas entspannt: So
gaben zuletzt noch 22 % der Landwirte an, dass die Liquiditätslage in
ihren Betrieben angespannt oder sehr angespannt sei, was einem Rückgang
um 7 Prozentpunkte zur vorangegangenen Umfrage entspricht. Allerdings
müssen laut der aktuellen Umfrage rund 34 % der Futterbaubetriebe immer
noch Liquiditätsengpässe bewältigen. Gut ein Fünftel der Landwirte
äußerte dabei die Sorge, mehr oder minder Schwierigkeiten zu haben, bei
ihrer Hausbank weitere Kredite zu bekommen. Im Osten Deutschlands lag
dieser Anteil sogar bei 33 %. Insgesamt 8 % aller repräsentativ
befragten Landwirte sahen ihre Betriebe in der prekären Situation, keine
Kredite mehr von ihrer Hausbank zu bekommen. Aus Sicht der DBV
untermauern diese Zahlen dessen Forderung nach Einführung von
Betriebsmittelbürgschaften.