Land und Leute | 20. Dezember 2018

Stimmungsaufschwung bei Braugerste

Von Christa Maier
Die Marktaussichten für Braugerste sind im Moment erfreulich, wurde bei der Braugerstenschau in Kirchen-Hausen deutlich. Insgesamt ist der Markt im Moment knapp versorgt, dazu stellen vier Brauereien in der Region Preiszuschläge für regionale Ware in Aussicht.
Das dritte Prüfjahr der neuen Sommerbraugerstensorten sei 2019, dann entscheide sich, wie die Sortenempfehlung für 2020 lautet, sagte Ludwig Käppeler, Geschäftsführer der Braugerstenstelle Südbaden. Für 2019 wird Avalon zum Anbau empfohlen, bei der Winterbraugerste sind es KWS Liga und Tepee.
Die Sommergerste hat nach Aussage von Klaus Mastel, Referatsleiter beim Regierungspräsidium, viele Vorteile: „Sie bereichert die Fruchtfolge, erlaubt den Zwischenfruchtanbau, hat eine geringe Intensität bei Pflanzenschutz und Düngung, sie ist hinsichtlich Nitrat eine Wassergesundungspflanze und der Treber ist ein wichtiges Eiweißfutter.”
Ein leichter Anstieg der Anbaufläche für Sommergerste sei in Baden-Württemberg zu verzeichnen. Ertragsfortschritte waren in der Praxis in den vergangenen Jahren nicht festzustellen, weshalb die Sommergerste bei den Erzeugern nicht allzu beliebt sei.
Siegerehrung für die besten Braugersten (von links): Joachim Rösch, Vorsitzender der Braugerstenstelle Südbaden, und die Gebietssieger Rolf Schelble (Hochrhein), Uwe Koch (Oberrhein) und Axel Schütz (Höhengebiet).
Bei den Erzeugerpreisen konnte er Hoffnung verbreiten: Nachdem es ab 2017 einen Einbruch auf 180 Euro pro Tonne gab, würden für 2019 Anbauverträge mit Preisen zwischen 200 und 220 Euro pro Tonne abgeschlossen. Die 220 Euro soll es für Ware geben, die im Rahmen einer Initiative von vier Brauereien aus der Region gesucht wird. Die Brauereien wollen Biere aus Rohstoffen mit regionaler Herkunft brauen und seien bereit, einen Aufschlag für Malz aus regionaler Braugerste zu bewilligen.   
Sechs Euro mehr
„Die Braugerste sollte einfach sechs Euro mehr als der Körnermais bringen, dann bleibt sie konkurrenzfähig”, so sein Standpunkt. Er untermauerte ihn am Beispiel einer Kiste Bier (10 Liter),  an der der Bauer bei einem Gerstenpreis von 18 Euro/dt gerade noch 36 Cent verdiene. Bei 22 Euro/dt seien es 44 Cent. „Was beim Landwirt hängenbleibt, ist nicht die Ursache für Preissteigerungen beim Bier”, findet er.
„Die Braugerste hat höhere Preise verdient”, ist auch die Meinung von Hubert Hopp, stellvertretender Vorsitzender der Braugerstenstelle. Gedanken in Richtung mehr  ökologische Vorrangflächen sind für ihn angesichts zunehmender Flächenknappheit nicht nachzuvollziehen. Auch der Stadtratsbeschluss von Meßkirch, dass nur noch Festmist auf städtischen Pachtflächen ausgebracht werden darf, sei tödlich für die Braugerste.
Steigende Nachfrage in 2019
Die Stimmung für regional erzeugte Braugerste ist nach Aussage des Mälzers Frieder Heitzelmann positiv. Der Erzeugerpreisabstand zum Weizen liege bei fünf Euro pro Dezitonne und den brauche es auch. Der Rohstoff könne nicht immer nur mit dem Weltmarkt in Verbindung gebracht werden.
Beim Braumalz würden die Preise deutlich nach oben gehen. Das Regionalkonzept der kleinen Brauereien begrüßte er. Franz Utz von der ZG Raiffeisen sprach von hohen  Verlusten durch fehlende Erlöse aus der Maistrocknung und wies auf fünf Monate Niedrigwasser auf dem Rhein hin, die exorbitante Frachtkosten auslösten. Rund 100.000 Tonnen Getreide seien nicht in den Verkauf gelangt.
Für 2019 rechnet er mit einer steigenden Nachfrage nach Braugerste. Kontrakte für 2019 seien noch möglich und würden mit um die 200 Euro/Tonne abgeschlossen. Für eine begrenzte Menge, die im Rahmen der Initiative der regionalen Brauereien Lasser, Ganter, Ulmer und Brauwerk gekauft werden soll, werden 220 Euro pro Tonne bezahlt.