Pflanzenbau | 24. August 2018

Stängelbruch droht in ausgetrocknetem Mais

Von Dr. Hubert Sprich
Die Hauptwachstumsphase des Maises ist 2018 in eine ausgeprägte Dürreperiode gefallen. Bei Körnermais zeichnen sich geringere Erträge und eine frühere Ernte ab. Außerdem besteht die Gefahr von Stängelbruch.
Zahlreiche Körnermaispflanzen haben wegen der Trockenheit eine ungefüllte Kolbenspitze. Über die Nutzung als Körner- oder Silomais muss schnell entschieden werden.
Die früh gesäten Maisbestände kamen in Baden-Württemberg meist noch vor der großen Hitze- und Trockenperiode in die Blüte, so dass die Befruchtung und damit die Kornausbildung hier überwiegend gut waren. Bei späterer Saat und Mais nach Grünschnittroggen oder Weidelgras gibt es dagegen häufig schlecht eingekörnte Kolben, teilweise sind die Bestände sogar kolbenlos. Dies lässt sich mit dem bereits vor der Blüte vorhandenen Trockenstress erklären. Hier kam es zum Teil zu einer verzögerten weiblichen Blüte, so dass der Pollen der Fahne bereits weitgehend ausgeschüttet war, bevor die Narbenfäden erschienen sind. Außerdem fallen Bestände mit unbefruchteten Kolbenspitzen auf. Dies ist meist die Folge hoher Temperaturen von über 30 °C und einer geringen relativen Luftfeuchtigkeit während der Blüte, da dies die Fertilität des Pollens beeinträchtigt. Da die Befruchtung vom Kolbenansatz zur Kolbenspitze verläuft, erklärt dies die häufig zu sehenden ungefüllten Kolbenspitzen in diesem sehr heißen Jahr. 
Eine Entscheidung treffen
Ist aufgrund von Trockenschäden kein Zuwachs oder keine weitere Kornbildung mehr zu erwarten, muss nun zügig entschieden werden, ob der Maisbestand vollständig abreifen soll und als Körnermais geerntet wird oder ob eine Silomaisnutzung sinnvoller ist. Dazu muss anhand der Einkörnung der Ertrag geschätzt und dieser mit dem derzeitigen Körnermaispreis multipliziert werden. Außerdem sind die Druschkosten, der Abtransport und die Trocknungskosten zu berücksichtigen. Lässt diese Rechnung keinen positiven Deckungsbeitrag erwarten, sollte umgehend über die Nutzung oder den Verkauf des Bestandes als Silomais nachgedacht werden. Ist eine Silomaisnutzung vielversprechender, dann sollte ab einem TM-Gehalt von 30 % der Gesamtpflanze gehäckselt werden.
Aufgrund der schnellen Abreife besteht bei Körnermais jetzt vor allem durch  Stürme oder stärkere Niederschläge die Gefahr des Zusammenbruchs der Bestände. Knicken die Pflanzen unterhalb des Kolbens ab, sind deutliche Ernteverluste zu erwarten. Je stabiler die Bestände sind, desto länger kann der Erntebeginn hinausgeschoben und damit Trocknungskosten gespart werden. Im Allgemeinen empfiehlt sich jedoch, ab einer Erntefeuchte von rund 28 % mit der Körnermaisernte zu beginnen, denn mit der weiteren Abtrocknung steigt das Risiko von Ernteverlusten deutlich an.
Beregnete Maisbestände lassen dieses Jahr hohe Kornerträge erwarten, vor allem, wenn zeitgerecht ab einer nutzbaren Feldkapazität von unter 45 % mit der Beregnung begonnen worden ist. Solche Bestände sollten bei einer weiter anhaltenden Trockenheit bis etwa zur Teigreife – Erntefeuchte von etwa 40 % – weiterberegnet werden, da das Korngewicht noch zunimmt.