Politik | 08. Januar 2015

Soziale Absicherung verteuert sich

Von AgE
Seit dem 1. Januar 2015 gelten in der Alters- und Krankenversicherung höhere Beiträge. Auch für die Pflegeversicherung müssen die Versicherten tiefer in die Tasche greifen.
Bei der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung gab es zum Jahreswechsel Änderungen bei Kosten und Leistungen.
Der Alterskassenbeitrag liegt nunmehr in den alten Bundesländern bei 232 Euro im Monat; im letzten Jahr waren es 227 Euro. In den neuen Ländern beträgt der Monatsbeitrag in diesem Jahr 199 Euro, nach 192 Euro im letzten Jahr. Der Beitragszuschuss wird entsprechend angepasst. Der Beitrag der aktiven Landwirte zur landwirtschaftlichen Krankenversicherung ist zum 1. Januar 2015 um 2,5 Prozent gestiegen. Der Grund sind höhere Leistungsausgaben zum Jahresanfang.
Leistungserhöhungen sind auch der Grund für Beitragssteigerungen in der Pflegeversicherung. Für Landwirte und ihre mitarbeitenden Familienangehörigen, die ihren Beitrag zur Pflegeversicherung in Form eines Zuschlags zum Beitrag zur Krankenversicherung leisten, wurde der Zuschlag auf 15,2 Prozent angehoben; im letzten Jahr lag er bei 13,2 Prozent. Für kinderlose Mitglieder ab dem 23. Lebensjahr beträgt der Zuschlag 16,82 Prozent gegenüber 14,81 Prozent in 2014.
Überraschung bei Alterskasse
Überraschend kommt die – wenn auch leichte – Anhebung der Alterskassenbeiträge. Damit wirkt sich die vom Bundesrat im Dezember vergangenen Jahres beschlossene Absenkung des Beitragssatzes in der gesetzlichen Rentenversicherung von 18,9  auf 18,7 Prozent entgegen bisheriger Erwartungen nicht beitragsmindernd in der Alterssicherung der Landwirte (AdL) aus. Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) wies darauf hin, dass neben dem Beitragssatz auch das vorausgeschätzte Durchschnittsentgelt in der gesetzlichen Rentenversicherung in die Berechnung des Beitragssatzes in der Alterssicherung eingehe. Weil das Durchschnittsentgelt deutlich ansteige, ergebe sich unter dem Strich trotz sinkender Rentenversicherungsbeiträge ein leichter Anstieg der Alterskassenbeiträge.
Der Beitrag in der Pflegeversicherung ist zu Beginn dieses Jahres von 2,05  auf 2,35 Prozent angestiegen. Erforderlich geworden ist die Erhöhung aufgrund von Leistungserhöhungen in der Pflegeversicherung. Damit stehen den höheren Beiträgen auch höhere Leistungen gegenüber. Mit dem am 1. Januar 2015 in Kraft getretenen Pflegestärkungsgesetz I werden insbesondere die Leistungssätze in der sozialen Pflegeversicherung pauschal um rund vier Prozent angehoben. Darüber hinaus werden verschiedene Leistungen ausgebaut, die nun auch besser miteinander kombiniert werden können. Der Deutsche Bauernverband (DBV) informierte zudem darüber, dass mit dem neuen Jahr für pflegende Angehörige das Pflegeunterstützungsgeld eingeführt worden ist. Anstelle des Pflegeunterstützungsgeldes haben Landwirte bis zu zehn Arbeitstage Anspruch auf eine Betriebshilfe. Für privat versicherte Landwirte erfolgt bei entsprechendem Nachweis eine pauschale Kostenerstattung in Höhe von 200 Euro am Tag für eine selbstbeschaffte Betriebshilfe. Der Antrag muss unverzüglich bei der Pflegekasse des zu pflegenden Angehörigen gestellt werden.
Österreicher fahren bei Sozialversicherung deutlich besser
Die landwirtschaftliche Alterssicherung in Österreich ist für die dortigen Bauern besser als in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt der stellvertretende Leiter des Thünen-Instituts für Ländliche Räume, Dr. Peter  Mehl, in einem Vergleich der beiden Sozialversicherungssysteme.
Danach bietet die Sozialversicherung der Bauern (SVB) in Österreich einen umfassenderen Versicherungsschutz und gewährt höhere Rentenleistungen als die landwirtschaftliche Sozialversicherung (LSV) in Deutschland. Laut Mehl hat sich der Abstand zwischen beiden Sondersystemen seit Mitte der Neunzigerjahre erheblich vergrößert. Ihm zufolge  betrug die durchschnittliche Altersrente aus der SVB im Jahr 2013 bei Männern rund 1103 Euro und bei Frauen rund 590 Euro. Demgegenüber lag das durchschnittliche Regelaltersgeld für landwirtschaftliche Unternehmer in Deutschland im Jahr 2013 bei rund 467 Euro und für Ehegatten bei rund 246 Euro.Maßgeblich hierfür seien die Mehrfachversicherung, das Konzept der Vollabsicherung und die sogenannte „Ausgleichszulage” in der Alterssicherung der SVB. Im Gegensatz dazu habe die Reform der Alterssicherung der Landwirte (AdL) zwar zu einer Konsolidierung der Ausgabenentwicklung geführt, gleichzeitig jedoch die Absicherung der Versicherten verschlechtert.
Zudem sei die Rentenwirksamkeit der Beiträge für die SVB deutlich höher als in der deutschen AdL. „Landwirte in Österreich erhalten ein höheres Maß an sozialer Absicherung zu einem geringeren Preis als ihre Berufskollegen in Deutschland”, stellt der Wissenschaftler fest.
Das wirke sich auch auf die günstigere Altersstruktur der SVB-Versicherten aus. Dadurch verfügt das österreichische Sicherungssystem nach Einschätzung von Mehl über ein höheres Maß an Akzeptanz und Systemstabilität als die deutsche LSV. Maßgeblich dafür seien neben dem besseren Leistungssystem auch die höheren Zuschüsse des Bundes bei der Finanzierung sowie die bessere Relation zwischen Beitragszahlern und Leistungsempfängern in der SVB, die ebenfalls zumindest teilweise politisch beeinflusst seien.
Mehl macht auf die unterschiedlichen Konzeptionen aufmerksam, die die SVB und die LSV im Leistungsbereich der Alterssicherung verfolgen. Während die Alterssicherung in Deutschland als Teilsicherung mit einem Einheitsbeitrag und einer einheitlichen, lediglich nach Beitragsjahren variierenden Altersrente angelegt sei, strebe die SVB eine Vollsicherung an, die die individuelle Absicherung des Einkommensniveaus im Rentenalter mit Hilfe der gesetzlichen Vorsorge sichere.
Mit der Ausgleichszulage enthalte das österreichische System zudem eine wichtige Mindesteinkommenskomponente. Daraus resultiere ein deutliches höheres Rentenniveau. Insgesamt sei die gesetzlich verankerte soziale Absicherung der Landwirte in Österreich im Alter und bei Erwerbsunfähigkeit weit umfassender die ihrer deutschen Berufskollegen.