Für den Anbau von gentechnisch unveränderten Sojabohnen stehen schon bald neue, heimische Sorten zur Verfügung. Bei einer Soja-Lehrfahrt des LTZ Karlsruhe trafen sich vor kurzem Berater und Landwirte mit Vertretern von Weiterverarbeitung und Züchtung.
Die Trockenheit in allen Ackerkulturen führte im Verlauf der Exkursion zu lebhaften Diskussionen. Die Sojapflanze gilt als trockenheitstolerant. Dennoch ist klar, dass auch diese Kultur auf ein ausreichendes Wasserangebot angewiesen ist, insbesondere zur Zeit der Blüte.
Dr. Norbert Starck vom Zuchtunternehmen PZO Oberlimpurg – bei Schwäbisch-Hall – geht davon aus, dass es in Baden-Württemberg deutliche Trockenheitsausfälle gibt. Auch die Oberlimpurger mussten ihre Sojabestände im Zuchtgarten Neuenstein am 23. August vorzeitig ernten. Dabei wurden im Durchschnitt 29 dt/ha gedroschen.
Auf dem staatlichen Versuchsfeld in Orschweier bewegten sich am 4. September die festgestellten Erträge zwischen 25 und 35 dt/ha. 2017 hatte die Spanne zwischen 45 und 53 dt/ha gelegen. Der von den Oberlimpurger Züchtern angestrebte mehrjährige Durchschnittsertrag liegt bei 40 dt/ha.
Erst 20 Prozent geerntet
Alle Sojakulturen zeigten Trockenheitssymptome.
Hier ein Ökosojabestand in Oberderdingen-Flehingen
2018 erreichte laut Dr. Starck der Proteingehalt nicht mehr als 38 %.
Auch das Tausendkorngewicht blieb auf dem unberegneten Standort zurück:
Statt 200 g wurden nur 140 bis 160 g erreicht. „Dabei hat bis zur Blüte
noch alles gepasst”, erinnert sich der Züchter.
Nach seiner Beobachtung
war neben dem ausbleibenden Regen auch die ungewöhnliche Hitze ein
Belastungsfaktor. In diesem Sinn verwies er auch auf den Zustand der
umliegenden Maiskulturen, die ebenfalls vorzeitig abreiften, zu kleine
Kolben hatten und zum Teil regelrecht zusammengebrochen sind.
Trotz
des vorzeitigen Druschtermins am Standort Neuenstein wird im Kraichgau
der wesentliche Teil der Sojabestände erst im September seinen
Erntetermin haben. „Vom Druschwetter abgesehen werden die späteren
Partien die besseren sein”, sagte Siegmar Benz vom Raiffeisenzentrum
Kraichgau auf BBZ-Anfrage voraus. Der Eppinger begründete das mit dem
Wasserspeichervermögen der günstigeren Standorte, was eine höhere
Korneinlagerung erlaube.
Jetzt, zu Beginn der ersten Septemberwoche,
seien nach seiner Schätzung erst 20 % der Sojaflächen im Einzugsbereich
abgeerntet worden. Möglicherweise ergebe sich dann zum Abschluss der
Kampagne ein besseres Bild.
Gute Perspektiven prognostiziert
Dr. Norbert Starck, Zuchtleiter der Firma PZO Oberlimpurg.
Aus
Sicht von Dr. Starck steht Deutschland mit diesem Jahr „erst am Anfang
seiner Sojareise.” Gemeinsam mit Jürgen Recknagel, Geschäftsführer des
Deutschen Sojaförderringes, hält er den Anbauumfang von 100.000 ha für
ein realistisches Entwicklungsziel der nächsten Jahre. Nach seinen
Angaben liegt die Sojagesamtfläche 2018 bei knapp 24.000 ha, 2017 waren
es noch 4000 ha weniger gewesen.
Recknagel sieht in dieser Steigerung
eine wichtige Trendentwicklung, „weil sie trotz der Greening-Problematik
möglich war, die sich im konventionellen Anbau ergab.”
Neben diesem ermutigenden Signal aus der Praxis bleibt die
Lage für den deutschen Sojaanbau dennoch nicht einfach: Das vor drei
Jahren eingeführte Netzwerk zur Förderung des Sojaanbaus läuft Ende 2018
aus. In dessen Rahmen konnten 120 ökologische und konventionelle
Leuchtturmbetriebe ausgewählt werden, die dann zur Datensammlung über
Anbau, Vorfruchtwert und Wirtschaftlichkeit beitrugen und dazu auch in
elf Bundesländern der praxisnahen Veranschaulichung dienten.
Baden-Württemberg und Bayern bildeten den Schwerpunkt. Deswegen waren
vor allem das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)
und die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) engagiert,
zusammenmit dem Freiburger Tofu-Hersteller Life Food Taifun und der
Landesvereinigung für Ökologischen Landbau in Bayern. Auch in den
übrigen neun Bundesländern war die Beratung mit eingebunden.
Rund
30 Millionen Euro standen an Fördermitteln bereit. Für die Zeit ab 2019
hingegen ist vieles noch offen. Fest steht, dass die weitere
Koordination der Aktivitäten zu einer Aufgabe des Deutschen
Sojaförderringes geworden ist.
Soja könnte Raps zurückdrängen
Mit der steigenden Verfügbarkeit von frühreifenden 000-Sorten wird der
Anbau von Sojabohnen auch in zunehmender Entfernung von den
Weinbauregionen stattfinden können. Nach Ansicht von Recknagel wird dies
hauptsächlich zu Lasten des Rapsanbaus gehen.
Der heiße, trockene
Sommer 2018 könnte dieser Tendenz einen zusätzlichen Schub verliehen
haben: Die fehlende Feuchtigkeit im Boden und die enttäuschende Ertrags-
und Preissituation rund um den Kreuzblütler könnte im August bei vielen
Landwirten ein Auslöser gewesen sein für die weitere Einschränkung des
Rapsanbaus. Umso stärker könnte dann im Frühjahr auf den Anbau von
Sojabohnen umgeschwenkt werden.
Die PZO Oberlimpurg hat als
Unternehmen der IG Pflanzenzucht 2013 mit der Züchtung von heimischen,
klimaangepassten Sojasorten begonnen. Bisher beruhte die Züchtung
hauptsächlich auf kanadischen Linien. Im nächsten Jahr werden laut
Starck die ersten 000-Sorten voraussichtlich ihre Zulassung erhalten.
Damit wird dann ab 2021 heimisches, zertifiziertes Saatgut verfügbar
sein.
Dabei geht es neben der Frühreife auch um eine hohe
Ertragsfähigkeit in Verbindung mit hohen Eiweißgehalten. Wichtig sind
den Züchtern auch die Standfestigkeit und eine robuste
Pflanzengesundheit, inklusive Hitzetoleranz. Weniger bedeutsam ist der
Ölgehalt. Außerdem geht es Züchter Starck hauptsächlich um die Anzahl
der Schoten und nicht um deren Mindestabstand zum Boden.
Mit Blick auf
die Politik fand Züchter Starck schließlich, dass deren Kursänderungen
weitaus schwerer vorauszusehen und zu verkraften seien als die
Veränderungen im Verlauf des Klimawandels.