Politik | 19. Juni 2019

„Sie dürfen nicht hinter jedem Landwirt ein Ungeheuer vermuten”

Von Silvia Rueß
Einen Tag für Land & Leute organisierte der BLHV wieder gemeinsam mit dem Kreisbauernverband Rottweil auf der Südwest Messe in Villingen-Schwenningen. Zur 60. Messe-Ausgabe trat Landwirtschaftsminister Peter Hauk als Kundgebungsredner auf.
Tag der Landwirtschaft auf der Südwest Messe mit dem Kreisvorsitzenden im Bauernverband Rottweil, Manfred Haas (links), und Landwirtschaftsminister Peter Hauk (rechts). Ebenfalls dabei (von links) Bernhard Bolkart, Vizepräsident des BLHV, Martina Braun, Landtagsabgeordnete (Grüne), sowie Agrarbloggerin Annika Ahlers, Karl Rombach, Landtagsabgeordneter (CDU), und Oberbürgermeister Jürgen Roth.
Da sich die Südwest Messe im Laufe der vergangenen Jahre von der Landwirtschaftsausstellung zur Verbraucherschau gewandelt habe, biete sich der Tag an, um mit den Verbrauchern ins Gespräch zu kommen, stellte Minister Peter Hauk gleich eingangs klar. Er forderte die Landwirte auf, gezielt das Gespräch zu suchen und in Kontakt mit dem Verbraucher zu treten. Die meisten hätten keinen Bezug mehr dazu, wie Nahrungsmittel produziert würden. „Das muss wieder anders werden”, so Hauk. Die Regierung könne hier zwar einen „erzieherischen Rahmen” legen, wie beispielsweise in Bildungseinrichtungen. „Aktiv werden müssen die Landwirte aber selber”, so Hauk. Gute Argumente gebe es: Schließlich müsse jeder essen und trinken. Die Frage sei nur: zu welchem Preis. „Wer billig einkauft, unterstützt die Agrarindustrie”, appellierte Hauk an die Zuhörer im Festzelt – darunter etliche Nichtlandwirte.
Werbung für Regionales
In Baden-Württemberg suche man diese vergeblich. Wer also regionale Produkte kaufe, handle gegen Massentierhaltung und Monokulturbau. Er konstatierte weiter: „Sie dürfen nicht hinter jedem Landwirt ein Ungeheuer vermuten. Es ist ein Beruf, der sich an den staatlich gesetzten Rahmen hält und seine Tiere pflegt, damit sie Leistung bringen.” Gebe es irgendwann zu viele Auflagen für die Branche, dann gebe es keine heimische Landwirtschaft mehr. Die Folge seien Produkte aus Ländern, die weit weniger strenge Auflagen hätten, als sie derzeit in Deutschland bereits herrschten.
„Es ist einfach, Landwirte an den Pranger zu stellen. Es ist in der heutigen Zeit aber nicht einfach, einen Hof zu bewirtschaften”, warb Hauk um Verständnis bei den Zuhörern, zu denen er als ihr Verbraucherminister sprach.
Zur Begrüßung bat auch Manfred Haas, Vorsitzender Kreisbauernverband Rottweil, um mehr Verständnis. Wenn  nach der jüngsten landesweiten Blühstreifen-Aktion  Bürger bei den Behörden anrufen und sich über ungepflegte Flächen beschweren, wisse man als Landwirt bald gar nimmer, wie man wirtschaften solle. Unverständnis löst bei ihm die neue Entscheidung um das Düngerecht aus. Pauschal 20 Prozent unter der Bedarfsmenge zu düngen, verstoße gegen die gute fachliche Praxis. Hier erhofft sich Haas regionale Lösungen.
Die Trommel für die Landwirtschaft rührten Landwirtschaftsminister Peter Hauk und Bernhard Bitterwolf.
Einen Einblick in ihre Tätigkeit als Agrarblogger gaben  Thomas Fabry und Annika Ahlers. Die beiden Junglandwirte fuhren im vergangenen Jahr mit dem Auto durch Deutschland und versuchten, mit Verbrauchern und Landwirten ins Gespräch zu kommen. Sie wollten herausfinden, warum zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft ein solcher Diskurs herrscht. Auf der Südwest Messe boten sie den Besuchern an, ins Gespräch zu kommen.
Moderiert wurde der Vormittag launig von Bernhard Bitterwolf, oberschwäbischer Mundart-Sänger und Dozent an der Bauernschule Bad Waldsee. Wortgewandt brachte er sogar den Minister  zum Trommeln.