Die Getreideernte in Deutschland erfüllt die Hoffnungen nicht und auch für Obst und Gemüse zeichnet sich ein unterdurchschnittliches Ergebnis ab, heißt es im Erntebericht der Bundesregierung.
Auch die Rapsernte ist in diesem Jahr nicht berauschend ausgefallen.
Die Landwirte in Deutschland werden in diesem Jahr gemäß der amtlichen Ernteschätzung rund 42,1 Mio. t Getreide einschließlich Körnermais einbringen und damit 2,7 % weniger als im schon ergebnisschwachen vergangenen Jahr. Das Mittel der Jahre 2015 bis 2020 würde demnach um 4,8 % verfehlt.
Das geht aus dem Erntebericht 2021 hervor, den Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner vergangene Woche in Berlin vorgestellt hat. Ihr zufolge haben sich die optimistischen Erwartungen aus dem Frühjahr und Frühsommer nicht erfüllt. Die Getreideernte sei „ins Wasser gefallen”. Die amtliche Schätzung der Rapserzeugung liegt mit 3,53 Mio. t um 0,2 % über dem Vorjahr; das sechsjährige Mittel würde bei der Ölsaat damit aber um 11,3 % verfehlt.
Köckner betonte, dass der Klimawandel die Branche vor große Herausforderungen stelle. Vielerorts würden die Erntearbeiten weiterhin durch Schauer und Gewitter ausgebremst. Darunter litten Erträge und Qualität. „Das verdeutlicht, dass sichere Ernten nicht selbstverständlich sind”, gab die Ministerin zu bedenken.
Auch für Obst und Gemüse zeichne sich ein unterdurchschnittliches Ergebnis ab. Allerdings habe sich die Grundfutterversorgung der meisten Futterbaubetriebe nach den trockenen Vorjahren durch den vermehrten Regen deutlich verbessert.
Anders sei aber die Situation in den von Überschwemmungen betroffenen Gebieten. Dort seien die Futtervorräte teilweise vernichtet worden; die Futterflächen seien für die weitere Nutzung unbrauchbar. Deshalb habe das Ministerium die Nutzung von Ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) zu Futterzwecken zugelassen.
Opfer des Klimawandels
Aus Sicht der stellvertretenden Vorsitzenden der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Gitta Connemann, zeigt der Erntebericht,
dass die Situation in der Landwirtschaft immer schwieriger wird. Immer
häufiger bedrohten Wetterextreme mit Dürren, Starkregen und Fluten die
Ernten. „Die Landwirtschaft ist also Opfer, nicht Täterin”, betonte
Connemann. Leider beherrschten aber nicht Fakten, sondern Vorurteile die
öffentliche Diskussion. Als Beispiel nannte sie den „Mythos von der
Kuh als Klimakillerin”. Wirtschaftsgrünland sei aber eine bedeutende
Kohlenstoffsenke, aber es müsse bewirtschaftet werden, und das gehe nur
mit Weidetieren.
Auch der Agrarsprecher der grünen Bundestagsfraktion, Friedrich
Ostendorff, stellte fest, dass die Klimakrise direkt auf die Ernten
durchschlage. Die Bedingungen, gegen die Landwirte kämpften, würden
immer extremer. Stabile Erträge seien deshalb künftig kaum mehr zu
erwarten. Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk empfahl
den Landwirten, angesichts der Häufung von Extremwetterereignissen auf
ihren Betrieb zugeschnittene Risikomanagementsysteme zu entwickeln. Dazu
gehören Hauk zufolge Anbaudiversifizierung, Fruchtfolgen und ein Betriebsmanagement mit Versicherungen und Rücklagenbildung.
Um mehr Anreize zur Eigenvorsorge zu schaffen, solle das in Deutschland
einmalige baden-württembergische Modellprojekt im Obst- und Weinbau zur
Förderung entsprechender Versicherungsprämien fortgeführt und in der
Zukunft bei einer Beteiligung des Bundes zu einer vollständigen
Mehrgefahrenversicherung erweitert werden.