Politik | 02. September 2021

Sichere Ernten sind nicht selbstverständlich

Von AgE
Die Getreideernte in Deutschland erfüllt die Hoffnungen nicht und auch für Obst und Gemüse zeichnet sich ein unterdurchschnittliches Ergebnis ab, heißt es im Erntebericht der Bundesregierung.
Auch die Rapsernte ist in diesem Jahr nicht berauschend ausgefallen.
Die Landwirte in Deutschland werden in diesem Jahr gemäß der  amtlichen Ernteschätzung  rund 42,1 Mio. t Getreide einschließlich Körnermais einbringen und  damit  2,7 % weniger als im schon ergebnisschwachen vergangenen Jahr. Das Mittel der Jahre 2015 bis 2020 würde demnach um 4,8 % verfehlt.
Das geht aus dem Erntebericht 2021 hervor, den Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner vergangene Woche  in Berlin vorgestellt hat. Ihr zufolge haben sich die optimistischen Erwartungen aus dem Frühjahr und Frühsommer  nicht erfüllt. Die Getreideernte sei „ins Wasser gefallen”.   Die amtliche Schätzung der Rapserzeugung liegt mit 3,53 Mio. t um 0,2 % über dem Vorjahr; das sechsjährige Mittel würde bei der Ölsaat damit aber um 11,3 % verfehlt.
Köckner betonte, dass der Klimawandel  die Branche vor große Herausforderungen stelle. Vielerorts würden die Erntearbeiten weiterhin durch Schauer und Gewitter ausgebremst. Darunter litten Erträge und Qualität. „Das verdeutlicht, dass sichere Ernten nicht selbstverständlich sind”, gab die Ministerin zu bedenken.
Auch für Obst und Gemüse zeichne sich ein unterdurchschnittliches Ergebnis ab. Allerdings habe sich die Grundfutterversorgung der meisten Futterbaubetriebe  nach den trockenen Vorjahren durch den vermehrten Regen deutlich verbessert.
Anders sei aber die Situation in den von Überschwemmungen betroffenen Gebieten. Dort seien die Futtervorräte teilweise vernichtet worden; die Futterflächen seien für die weitere Nutzung unbrauchbar. Deshalb  habe das Ministerium die Nutzung von Ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) zu Futterzwecken zugelassen.
Opfer des Klimawandels
Aus Sicht der stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Gitta Connemann, zeigt der Erntebericht, dass die Situation in der Landwirtschaft immer schwieriger wird. Immer häufiger bedrohten Wetterextreme mit Dürren, Starkregen und Fluten die Ernten.   „Die Landwirtschaft ist also Opfer, nicht Täterin”, betonte Connemann. Leider beherrschten aber nicht Fakten, sondern Vorurteile die öffentliche Diskussion. Als Beispiel nannte sie  den „Mythos von der Kuh als Klimakillerin”. Wirtschaftsgrünland sei aber eine bedeutende Kohlenstoffsenke, aber es müsse bewirtschaftet werden, und das gehe nur mit Weidetieren.
Auch der Agrarsprecher der grünen Bundestagsfraktion, Friedrich Ostendorff, stellte fest, dass die Klimakrise direkt auf die Ernten durchschlage. Die Bedingungen, gegen die Landwirte kämpften, würden immer extremer. Stabile Erträge seien deshalb künftig kaum mehr zu erwarten.  Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk empfahl den Landwirten, angesichts der Häufung von Extremwetterereignissen auf ihren Betrieb zugeschnittene Risikomanagementsysteme zu entwickeln. Dazu gehören Hauk zufolge  Anbaudiversifizierung, Fruchtfolgen und ein  Betriebsmanagement mit Versicherungen und Rücklagenbildung.
Um mehr Anreize zur Eigenvorsorge zu schaffen, solle das in Deutschland einmalige baden-württembergische Modellprojekt im Obst- und Weinbau zur Förderung entsprechender Versicherungsprämien fortgeführt und in der Zukunft bei einer Beteiligung des Bundes zu einer vollständigen Mehrgefahrenversicherung erweitert werden.