Tierhaltung | 26. August 2021

Separation und bodennahe Ausbringung im Test

Von Hanna Krautscheid, Katharina Wacker und Jörg Messner
Das DüngungsNetzwerk BW hat kürzlich zur ersten Feldbegehung auf die Flächen des Betriebs Weber im Kreis Reutlingen eingeladen. Die Teilnehmer tauschten sich mit den Fachleuten der Landesanstalten über die bodennahe Ausbringung flüssiger Wirtschaftsdünger aus.
Futterverschmutzung, höhere Kosten und mehr Arbeit: Diese Aspekte bereiten den Praktikerinnen und Praktikern im Umgang mit der bodennahen Ausbringung von Gülle und Gärresten noch Sorgen.
Der Milchviehbetrieb Weber aus Gomadingen-Steingebronn bei Münsingen wird seit Anfang des Jahres vom DüngungsNetzwerk BW bei der bodennahen Ausbringung von flüssigen Gärrückständen begleitet. Auf der Versuchswiese  werden die bodennahe Ausbringung mit dem Schleppschuh und die Ausbringung mit dem Prallkopfverteiler in Kombination mit separierten und unseparierten Gärrückständen verglichen. Beobachtet werden hierbei der Ertrag, die Futterverschmutzung und die Inhaltsstoffe des Aufwuchses. Gemeinsam soll herausgefunden werden, ob die Separation ein geeignetes Instrument ist, um die bodennahe Ausbringung im Grünland zu optimieren.
2025 ist Schluss
Bevor der Versuch vorgestellt wurde, referierte Jörg Messner vom LAZBW Aulendorf über die Chancen und Herausforderungen der Technik.  Auf Grünland ist die bodennahe, streifenförmige Ausbringung oder direkte Einarbeitung ab 2025 verpflichtend. Hintergrund ist, dass Deutschland nach den Vorgaben einer EU-Richtlinie seine Ammoniak-Emissionen im Vergleich zu 2005 um 29 % senken muss. Da rund 95 % der Ammoniak-Emissionen aus der Landwirtschaft stammen, steht der Sektor unter besonderem Anpassungsdruck. Ausnahmen von der genannten Regel kann die Untere Landwirtschaftsbehörde auf Antrag bewilligen, wenn naturräumliche oder agrarstrukturelle Besonderheiten vorliegen sowie Gülle oder Jauche mit weniger als 2 % Trockenmassegehalt verwendet wird. Zu den Besonderheiten zählen zum Beispiel eine Hangneigung von mehr als 20 % auf mehr als 30 % der Flächen oder kleine Betriebe mit weniger als 15 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche.
Die drei Techniken
Entscheidend für geringe Verluste ist, dass die Gülle möglichst schnell und vollständig in den Boden gelangt, zum Beispiel durch Einarbeitung oder Infiltration. Für eine rasche Infiltration muss die Gülle sehr fließfähig sein und wenige Feststoffe enthalten. Zudem sollte die benetzte Oberfläche möglichst gering sein und keine Gülle an den Pflanzen haften. Temperatur und pH-Wert sind zwei weitere wichtige Faktoren, die die Emissionen beeinflussen.
Mit dem Schleppschuh-, dem Schleppschlauch- und dem Injektionsverfahren stehen drei Techniken zur Verfügung, die auch bei schwankender Witterung geringere Emissionen aufweisen als die breitflächige Ausbringung. Aber auch hier gibt es Unterschiede: Je näher die Gülle am oder im Boden abgelegt wird, umso geringer sind die Emissionen. Mit dem Injektionsverfahren können diese um bis zu 80 %, mit dem Schleppschuh um bis zu 50 % und mit dem Schleppschlauch etwa bis zu 30 % reduziert werden. Verfahren wie Schleppschuh oder insbesondere das Injektionsverfahren sind bei höheren Temperaturen besonders vorteilhaft; die im Vergleich höheren Verluste mit dem Schleppschlauch sind am ehesten bei niedrigen Temperaturen hinzunehmen.
 Vor einer Anschaffung sind die Vor- und Nachteile der verschiedenen Techniken in Abhängigkeit von den betrieblichen Gegebenheiten sorgsam abzuwägen. Denkbar ist auch, im Austausch mit Kollegen oder dem Maschinenring verschiedene Verfahren zu kombinieren.
Kritik und positive Erfahrungen
Die Varianten bodennah und unsepariert (links) sowie bodennah und separiert (rechts) acht Tage nach der Düngung.
Zwei Tage vor der Veranstaltung Ende Juli fand die Düngung zum dritten Schnitt statt. Da der Bestand teilweise schon leicht angeschoben war und die vorhergesagten Regenmengen weder am Tag der Düngung noch die Tage danach eintraten, waren noch deutliche Reste zu erkennen. Sehr gut zu sehen waren die angetrockneten Gärrückstandsbänder in der Variante unsepariert und bodennah. Den optisch besten Eindruck machte die Variante separiert und bodennahe Technik.
In der anschließenden Diskussion tauschten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Erfahrungen zur bodennahen Ausbringung und Separierung aus. Kritische Einwände betrafen unter anderem die mögliche Futterverschmutzung durch feste Bestandteile des Wirtschaftsdüngers, die mit dem Bestand hochwachsen, sowie der höhere Arbeitsaufwand und die höheren Kosten. Allerdings wurde auch von positiven Erfahrungen mit der Separierung berichtet. Grundsätzlich zeigte die Diskussion, dass bei faserreichen Gärrückständen oder Gülle die bodennahe Ausbringung problematisch ist, da dann die Faserreste mit nach oben wachsen können. Das gilt insbesondere beim Schleppschlauch.
Aber auch beim Schleppschuh funktioniert die Ablage direkt am Boden nicht in jedem Fall, sodass auch hier die Separation Abhilfe schaffen kann. Diese verursacht jedoch zusätzliche Kosten. Zudem ist für die Festphase ein Lager bereitzustellen, die Sperrzeiten entsprechen den Sperrzeiten für die flüssige Phase. Da aus der Festphase auch hohe Ammoniak-Emissionen entstehen, sollte diese möglichst rasch ausgebracht und eingearbeitet werden. Alternativ kann sie abgedeckt gelagert werden oder in Kombination mit einer Gaswäsche zur Gewinnung von Ammoniumsulfat getrocknet werden. 
Das Netzwerk
Das Projekt DüngungsNetzwerk BW begleitet und unterstützt landwirtschaftliche und Gemüsebau-Betriebe in Baden-Württemberg bei der Umsetzung des neuen Düngerechts. Im Fokus stehen die gesamtbetrieblichen Nährstoffkreisläufe typischer Betriebe in Baden-Württemberg. Bis zu 75 Betriebe beteiligen sich am Projekt. Fragen zur Ausbringung flüssiger Wirtschaftsdünger können unter duengungsnetzwerkbw@ltz.bwl.de gestellt werden.