Je nach Haltungsform wird dieses Vorgehen modifiziert bzw. mit weiteren Maßnahmen ergänzt. Die wichtigste Maßnahme ist dabei das Quarantänemanagement von neuen Herdenmitgliedern. Am Tag der Umstallung wird von dem neuen Pferd eine Kotprobe untersucht. Gleichzeitig sollte es unabhängig vom Untersuchungsbefund mit einer Breitband-Wurmkur behandelt werden (Moxidectin und Praziquantel). Der Kot sollte danach 14 Tage lang unschädlich beseitigt werden. Je nach Untersuchungsergebnis wird nach diesen zwei Wochen die Wirksamkeit der Behandlung zusätzlich überprüft.
Hengste oder Sportpferde, die keinen Zugang zur Koppel oder Weide haben, sind nur einem sehr geringen Infektionsdruck mit Strongylidenlarven ausgesetzt. Die Kotproben können sehr einfach morgens früh frisch aus der Box genommen werden. Bei dieser Haltungsform bietet sich die Selektive Entwurmung schon deshalb an, da es nur in sehr seltenen Fällen Pferde mit mittlerer bis hoher Strongylidenei-Ausscheidung gibt. Da es keine Herde oder festen Koppelpartner gibt, kann außerdem jeder Pferdehalter unabhängig von den anderen Besitzern die Entwurmungsmethode wählen.
- Private Pferdehaltung mit regelmäßiger Weidehygiene
Das Absammeln von Weiden und Paddocks mindestens alle zwei Tage unterbricht den Entwicklungszyklus der Kleinen Strongyliden.
Durch regelmäßige Weidehygiene wird der Infektionsdruck unabhängig von Entwurmungen sehr effektiv gesenkt. Die Strongyliden-Larven brauchen zwei Tage, um aus den Eiern zu schlüpfen. Wenn die Weide alle zwei Tage abgemistet wird, wird der Zyklus ohne eine Entwurmung unterbrochen. Auch bei dieser Haltungsform werden erfahrungsgemäß fast alle erwachsenen Pferde der Gruppe mit „geringer Strongylidenei-Ausscheidung” zugeteilt. Da zusätzlich die Herde oft sehr stabil ist und kaum Neuzugänge hinzukommen, kann in den meisten Fällen komplett auf Entwurmungen verzichtet werden. Dies nützt auch anderen Bodenbewohnern auf der Weide, die sich nicht mit den Rückständen der Wurmkuren im Pferdekot auseinandersetzen müssen.
- Boxenstall mit Einzelweiden
Hat jedes Pferd eine eigene Weide oder teilt diese nur mit einzelnen anderen Tieren, so werden diese Einzelpferde bzw. Kleingruppen jeweils als unabhängige Herde betrachtet. Pferdebesitzer können sich selber entscheiden, wie oft sie die eigene Weide abmisten und welches Entwurmungsmanagement sie für ihr Pferd bzw. die kleine Herde wählen. Dabei spielt es kaum eine Rolle, wie die Pferde auf der Nachbarweide entwurmt werden. Im Zweifelsfall sollte ausgeschlossen werden, dass Strongylidenlarven von Pferden mit hoher Eiausscheidung unter dem Zaun durchwandern. Dann kann zusätzlich noch einen Meter jenseits des Zauns abgemistet werden, da die Larven sich im Normalfall nicht weiter von den Pferdeäpfeln wegbewegen.
- Boxenstall mit Koppelgruppen
Alle Pferde, die sich eine Weide teilen, werden als eine Herde angesehen. Kommen Stuten und Wallache zwar getrennt auf die Weide, aber zeitlich hintereinander auf dieselbe Fläche, so werden alle Tiere einer Herde zugeordnet. In diesem Fall sollten am besten alle Pferde selektiv entwurmt werden, also regelmäßigen Kotuntersuchungen unterzogen werden. Sprechen sich einzelne Pferdebesitzer gegen die Selektive Entwurmung aus, so werden ihre Pferde behandelt, wie wenn sie konstant eine große Menge an Strongylideneiern ausscheiden würden. Diese Pferde werden dementsprechend während der Weidesaison durchgehend entwurmt. Das Intervall richtet sich dabei nach dem Wirkstoff der Wurmkur (z. B. Pyrantel alle 6 Wochen, Ivermectin alle 8 Wochen, Moxidectin alle 12 Wochen).
- Ausbildungsstall mit häufigem Pferdewechsel
Neue Pferde sollten unabhängig von der Entwurmungsmethode immer wie oben dargestellt einer Quarantäneentwurmung unterzogen werden. Moxidectin unterdrückt zwölf Wochen lang die Eiausscheidung der Strongyliden. Deshalb wird die erste Kotprobe im Rahmen der Selektiven Entwurmung auch erst nach dieser Zeit genommen. Verlässt das Ausbildungspferd den Stall früher, stellt es keine Gefahr für die übrige Herde dar. Bleibt es länger, wird es entweder untersucht oder kommt auf eine getrennte Weide, die nicht von der Herde des Bestands benutzt wird. Davon abgesehen sollten junge Pferde im Rahmen der Quarantäne immer einer Kotuntersuchung unterzogen werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass sie keine ivermectin- oder moxidectinresistenten Spulwürmer einschleppen.
Werden alle Pferde in einer Gruppe gehalten, so kann ein Kothaufen auf dem Boden nicht sicher einem individuellen Pferd zugeordnet werden. Das Einsammeln der Kotproben ist aufwendiger. Dies wird meist vom einzelnen Pferdebesitzer erledigt, wenn das Pferd während dem Putzen oder dem Reiten Kot absetzt. Alternativ können die Pferde stundenweise angebunden werden, bis sie abgeäpfelt haben. Dieser zusätzliche Aufwand wird erfahrungsge-
mäß gerne übernommen, da Pferdehalter aus Offenställen die anderen Vorteile der Selektiven Entwurmung sehr hoch bewerten.