Land und Leute | 22. Februar 2018

Schulobst-Programm zeigt Wirkung

Von der Redaktion
Eine Studie belegt: Wird in Grundschulen kostenlos Obst und Gemüse verteilt, greifen Schüler tatsächlich zu – und übertragen die Gewohnheit auch auf ihre Freizeit. Inzwischen nehmen zwölf Bundesländer, darunter Baden-Württemberg, am Schulobstprogramm teil.
Knackige Äpfel werden gerne als Snack verzehrt.
„Die Häufigkeit des Obst- und Gemüseverzehrs der teilnehmenden Kinder steigt signifikant an”, sagt Julia Haß, Doktorandin am Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik (ILR) der Uni Bonn. Die Studie, bei der die Schüler mehrfach pro Woche kostenlos Obst und Gemüse erhielten, gab darüber hinaus erste Hinweise, dass die Teilnahme am Schulobstprogramm das Ernährungsverhalten  auch langfristig positiv beeinflussen kann. „Die Teilnehmer haben auch an Tagen ohne Schulobstausgabe deutlich häufiger Obst und Gemüse verzehrt”, berichtet die Professorin  Monika Hartmann vom ILR. Insgesamt befragten die beiden Wissenschaftlerinnen der Uni Bonn an zwölf nordrhein-westfälischen Grundschulen über 800 Dritt- und Viertklässler, eingeteilt in drei Gruppen: Ein Teil der Kinder bekam an drei Tagen pro Woche Schulobst und -gemüse, ein weiterer Teil an zwei Tagen und die Kontrollgruppe nahm gar nicht teil. Vor Beginn der Studie und erneut nach einem Jahr füllten die Schüler Fragebögen zu ihrem Ernährungswissen aus. Das Ergebnis: Bei drei, aber auch bei zwei Schulobsttagen wöchentlich war die Häufigkeit des Obst- und Gemüsekonsums der Kinder nach einem Jahr deutlich erhöht. „Grundsätzlich ist das EU-Schulobst- und -gemüseprogramm eine sinnvolle ernährungspolitische Maßnahme, um den Obst- und Gemüsekonsum von Grundschulkindern zu erhöhen”, zieht Julia Haß ein Fazit. Um gesicherte Aussagen zu den Langzeitwirkungen von Schulobstprogrammen treffen zu können, müssten weitere Studien durchgeführt werden. Mit Blick auf die Prävention von Übergewicht sollte außerdem das gesamte Ernährungsverhalten über den Obst- und Gemüsekonsum hinaus berücksichtigt werden, so die Forscherinnen. Die Europäische Union stellt  ihren Mitgliedstaaten insgesamt 250 Millionen Euro pro Schuljahr für Schulobstprogramme, davon 150 Mio. Euro für Obst und Gemüse und 100 Mio. Euro für Milch, zur Verfügung. Auf Deutschland entfallen davon im Schuljahr 2017/2018 für Schulobst und -gemüse 25,8 Mio. Euro und für Schulmilch 10,9 Mio. Euro.

4000 Grundschulen und Kitas in Baden-Württemberg sind dabei
Nordrhein-Westfalen ist eines von sieben Bundesländern, die von Anfang an mitgemacht haben und das Programm auch aus Landesmitteln unterstützen. Inzwischen nehmen zwölf Bundesländer am Schulobstprogramm teil, in 14 werden Schulkinder mit Milch versorgt. Die Art der Umsetzung des Programms ist den Schulen überlassen, allerdings sind flankierende Maßnahmen zur Ernährungsbildung vorgeschrieben. Baden-Württemberg erhielt für das Schuljahr 2017/18 für Schulobst und -gemüse  rund 5 Millionen. Euro und für Schulmilch 1,1 Millionen Euro. So können seit Oktober letzten Jahres 340000 Kinder in 4000 baden-württembergischen Grundschulen und Kitas ein- bis zweimal pro Woche eine Extraportion frisches Obst und Gemüse oder leckere Milch genießen. Das neue EU-Schulprogramm bündelt im Übrigen die bisherigen EU-Programme „Schulmilch” und „Schulfrucht”. Kernzielgruppe sind Schulen im Primarbereich (Klassenstufen 1 bis 4). Auch Kindertageseinrichtungen (einschließlich Kindergärten) können teilnehmen. Eine Anmeldung ist jedes Jahr erneut erforderlich. Erzeuger und Händler können sich als Lieferanten am neuen EU-Schulprogramm beteiligen. Um EU-Beihilfe zu bekommen, müssen die Lieferanten beim Regierungspräsidium Tübingen für das neue EU-Schulprogramm zugelassen sein.  www.bmel.de > Ernährung.