Der Rückkehr des Wolfes nach Mitteleuropa und die Folgen für die hiesige Weidehaltung erhitzen weiter die Gemüter.
Die Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände fordert, dass Deutschland den Antrag der Schweiz unterstützt, den Wolf in der Berner Konvention herabzustufen.
Die
Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL) hat am Donnerstag voriger Woche an
Bundesumweltministerin Svenja Schulze appelliert, den Antrag der Schweiz auf eine Umstufung des Wolfes im Rahmen der Berner Konvention zu unterstützen. Die VDL verwies auf die Schweizer Initiative bei der Berner Konvention des Europarats, den Wolf
von Anhang II „streng geschützt” in Anhang III „geschützt” zurückzustufen. Nach Anhang II dürften Tiere weder gestört noch gefangen, getötet oder gehandelt werden. Anhang III enthalte hingegen solche Tierarten, die zwar schutzbedürftig seien, aber im Ausnahmefall bejagt oder in anderer Weise genutzt werden dürften, erläuterte die Vereinigung.
Der Ständige Ausschuss der Berner Konvention wird den Antrag voraussichtlich auf seiner jährlichen Sitzung im November beraten. Die Schweiz hatte bereits im Jahr 2006 einen solchen Antrag gestellt, war damals jedoch damit gescheitert. Aus Sicht der VDL entspricht der Schweizer Antrag der Intention der Formulierung in der schwarz-roten
Koalitionsvereinbarung, wonach man die EU-Kommission auffordern wolle, den Schutzstatus des Wolfes abhängig von seinem Erhaltungszustand zu überprüfen, um gegebenenfalls eine notwendige Bestandsreduzierung herbeiführen zu können.
Voraussetzungen haben sich deutlich geändert
Seit 2006 hätten sich die
Voraussetzungen deutlich verändert, gab der VDL-Vorsitzende Jürgen
Lückhoff zu bedenken. In der Schweiz, in Deutschland und in weiteren
europäischen Staaten habe sich die Wolfspopulation stark vergrößert. Die
Ausbreitung der Tiere sorge für erhebliche Konflikte und gefährde die
Weidetierhaltung.
Insbesondere die Schafhaltung sei davon seit Jahren in
einem so starken Maß betroffen, dass etliche Betriebe inzwischen an das
Aufgeben dächten, so Lückhoff. Die Ausbreitung des Wolfes dürfe nicht
„uneingeschränkt und um jeden Preis” geduldet werden. Unterdessen kündigte der
Förderverein der Deutschen Schafhaltung für den 15. September das Entzünden „tausender Mahnfeuer” in den
EU-Mitgliedstaaten an, mit denen man auf die Bedrohung der Weidetiere
und des gesamten Berufsstands aufmerksam machen wolle. Die Wolfsschäden
an den Herden nähmen inzwischen „dramatische Ausmaße” an, erklärte der
Vereinsvorsitzende Wendelin Schmücker. Durch das unkontrollierte
Wachstum der Wolfspopulation sähen sich immer mehr Weidetierhalter in
ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht.
Ohne eine Regulierung werde die
Anzahl an Wölfen in den nächsten fünf Jahren auf 5500 Tiere in die Höhe
schnellen, befürchtet der Berufsschäfer. Schmücker appellierte an die
Politik, „der verhängnisvollen Entwicklung” Einhalt zu gebieten und die
„nichtregulierte, experimentelle Raubtieransiedlung” in einer
hochentwickelten Kulturlandschaft zu beenden. Der Wolf möge seine
Existenzberechtigung in definierten Naturschutzräumen suchen und finden.
„Landstriche mit traditioneller Weidetierhaltung zählen nicht hierzu”,
so Schmücker.