Betrieb und Wirtschaft | 30. Dezember 2015

Regionalwert AG gibt neue Aktien aus

Von René Bossert
Die Regionalwert AG will ihr Kapital um 50 Prozent erhöhen. Das 2006 gegründete Unternehmen bezeichnet sich als Bürgeraktiengesellschaft und will eine vielfältige Landwirtschaft und ein Netzwerk von Bio-Bauernhöfen, weiterverarbeitenden Betrieben und Bioläden aufbauen.
Bisher verfügt die Regionalwert AG (RWAG) über ein Kapital von 2,24 Millionen Euro, das über 500 Aktionäre halten. Die AG mit Sitz in Eichstetten beteiligt sich an Unternehmen aus Landwirtschaft, Handel und Verarbeitung. Es geht dabei ausschließlich um Bio-Betriebe. Die RWAG vergibt keine Kredite, sondern sie trägt als Gesellschafter mit Eigenkapital das unternehmerische Risiko mit. Sie kauft auch Immobilien, beispielsweise für Höfe oder Bioläden. 
19 Unternehmen
Gegründet wurde die RWAG 2006 vom Eichstetter Gärtnermeister Christian Hiß. Inzwischen ist sie an 19 Unternehmen beteiligt. Diese haben insgesamt gut 150 Beschäftigte – wobei die Beschäftigten eines großen Unternehmens nur anteilmäßig zur Beteiligung der RWAG hinzugerechnet sind. 2013 haben die Partnerbetriebe insgesamt einen Umsatz von rund  fünf Millionen Euro  erzielt. Der Bilanzverlust betrug 13 000 Euro. Die aufaddierten Verluste seit der Gründung belaufen sich auf 326 000 Euro. Für 2014 liegen noch keine Zahlen vor, Hiß berichtet aber von Umsatzsteigerungen zwischen 10 und 30 % bei vielen der Partnerbetriebe. „Es war insgesamt gesehen ein gutes Jahr für unsere Partnerbetriebe”, sagt Hiß.
Unter anderem mit dem Ziel, eine vielfältige Kulturlandschaft zu erhalten, tritt die Regionalwert AG um Christian Hiß an. Sie wirbt auf Plakaten und in der Außendarstellung dazu mit diesem Blick auf die Staufener Burg und das Dorf Ballrechten.

 Eine Dividende wurde auf die RWAG-Aktien bisher noch nicht ausgeschüttet. Viele Partnerbetriebe seien Gründungen, die noch keine schwarzen Zahlen schreiben, betont Hiß. Um Kapitalrendite geht es  der RWAG auch nicht ausschließlich: Es gibt bei ihr auch eine sogenannte sozial-ökologische Bilanz, wo es um Kriterien wie Arbeitsplätze in der Region, vielfältige Landschaft oder Bodenfruchtbarkeit geht. 
Auf sechs der Partnerbetriebe wird produziert: Die  Gemüsegärtnereien Querbeet in  Eichstetten und Degen in Donaueschingen-Wolterdingen, der Obstbaubetrieb Siegel in Norsingen, das Weingut Andreas Dilger in Freiburg und die zwei Milchviehbetriebe Breitenweger Hof in Eichstetten und Hof Gasswies in Klettgau.
Drei sind weiterverarbeitende Betriebe, davon macht einer Trockenprodukte aus Obst und Gemüse, zwei sind im Bereich Catering tätig. Hinzu kommen vier Handelsbetriebe, darunter zwei Bioläden in Emmendingen und Breisach, ein Biokisten-Lieferservice und ein Großhandelsunternehmen. 
Dazu kommen vier Dienstleistungsunternehmen, wovon drei mit der RWAG selbst zu tun haben: Eines  bietet den Partnerbetrieben Dienstleistungen im finanz- und betriebswirtschaftlichen Bereich an, ein weiteres kümmert sich um das Immobiliengeschäft und schließlich gibt es eine Firma, die als Dachgesellschaft das Modell der RWAG verbreiten soll. Eine Regionalwert AG wurde  2012 in Bayern („Regionalwert AG Isar/Inn”) gegründet, 2014 kam in Hamburg eine weitere hinzu. Das Konzept der Bürgeraktiengesellschaft habe sich vor allem für Betriebsnachfolgen und Gründer als attraktiv erwiesen, so Hiß. Wichtig sei  auch der Netzwerk-Gedanke:  RWAG-Partnerbetriebe handeln oder verarbeiten teilweise das weiter, was auf anderen RWAG-Betrieben erzeugt wurde. 
Hiß ist zuversichtlich, dass bis zum Ende der Zeichnungsfrist am 31. Januar die komplette angestrebte Summe gezeichnet wird. Die Nachfrage nach einem Einstieg der RWAG nehme zu. 
Ein Teil des neuen Kapitals in Höhe von 1,1 Millionen Euro soll  in eine Gewerbeimmobilie in  Konstanz fließen, in der ein Bioladen betrieben wird. Daneben sollen sechs bis sieben weitere Partner hinzukommen, darunter auch mehrere landwirtschaftliche Betriebe. Diese werden als Kommanditgesellschaften (KG) geführt. Die RWAG ist bei diesem Modell ebenso Kommanditistin wie der abgebende Hofbesitzer. So müssen die Besitzer nicht gleich ihre Betriebe komplett abgeben, sondern der Betrieb geht im Laufe von 10 bis 15 Jahren über.
Ursprünglich war die RWAG einmal mit dem Gedanken angetreten, Höfe zu kaufen. „Aber es gibt kaum welche in der Region und wenn, sind sie oft zu teuer”, so die Erfahrung von Hiß. Dazu kamen Schwierigkeiten mit dem Grundstücksverkehrsgesetz.