Betrieb und Wirtschaft | 22. Dezember 2016

Positiver Ausblick am Milchmarkt

Von Richard Riester
Der Milchmarkt hat sich im zweiten Halbjahr 2016 doch überraschend schnell erholt. Auf die Aussichten für das Jahr 2017 geht Richard Riester von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LEL) in Schwäbisch Gmünd ein.
Seit März haben die niedrigen  Erzeugerpreise in Verbindung mit teilweise ungünstigen Witterungseinflüssen die globalen Anlieferungen zunehmend ins Minus gedrückt. Im Oktober lag der Rückstand zum Vorjahresmonat bereits bei −2,3 %. Auf die ersten zehn Monate 2016 gesehen waren es nur noch +0,5 %.
Am Weltmarkt zeigten sich in den letzten Monaten nur noch die USA expansiv, im Oktober lagen die dortigen Anlieferungen sogar  2,5 % über dem Vorjahr. Dagegen sind auf der Südhalbkugel die Nachwirkungen der niedrigen Preise und des Wetterphänomens El Niño deutlich zu spüren. In Südamerika war es 2016 zu trocken, entsprechend blieb hier die Produktion bis Oktober in Argentinien und Uruguay (11,5 %) und Brasilien
(5,1 %) erheblich hinter dem Vorjahr zurück.
Melken macht 2017 wieder mehr Spaß.

Auch in Australien fehlen bis Oktober 7,0 %, wobei sich der Rückgang in den letzten Monaten noch verstärkt hat. In Neuseeland ist es  zu nass, sodass die Milcherzeugung im Oktober 8,3 % unter Vorjahr lag und die Molkerei Fonterra für die Saison insgesamt einen Rückgang von 7 % erwartet.
In den ersten zehn  Monaten von 2016 haben die Niederlande, Deutschland, Irland, Italien, Tschechien und Polen fast 2,5 Mio. t mehr erzeugt. Teilweise kompensiert wurde dies durch erhebliche Mindermengen in Großbritannien und Frankreich.
 Im Oktober lagen nur noch die Niederlande und Tschechien im Plus, während Belgien, Frankreich und einige südosteuropäische Länder mehr als 7 % weniger erzeugten. Insgesamt sind die Anlieferungen in der EU bis Oktober um 3,3 % zurückgegangen. 
Nachfrage am Weltmarkt erholt
In Deutschland wurden bis Oktober in Summe zwar noch 1,3 % mehr Milch angeliefert, seit Anfang Juni liegen die Anlieferungen jedoch zunehmend unter der Vorjahreslinie. Ende November im Saisontief fehlten fast 5 %, in KW 48 hat sich der Rückstand mit −4,7 % etwas verringert.
Von der Nachfrageseite her hat sich der Weltmarkt 2016 deutlich erholt. Die Importe Chinas lagen bis Oktober bei Vollmilchpulver, Butter, abgepackter Milch und Kindermilchprodukten zwischen 15 % und 29 % über 2015. Auch Russland importierte infolge gestiegener Verbraucherpreise und einer nur knapp über 80 % liegenden Selbstversorgung bis Oktober wieder 30 % mehr Magermilchpulver und 11 % mehr Käse vom Weltmarkt. Für Käse sind Japan, Russland und die USA inzwischen die Hauptimporteure am Weltmarkt.
Entsprechend konnten die Drittlandexporte der EU in den ersten zehn  Monaten 2016 bei Butter um 32 % und bei Käse um 13 % gesteigert werden. Magermilchpulver (−17 %) und Vollmilchpulver (−3 %) liefen dagegen deutlich schlechter. Bei China ist im zweiten Halbjahr wieder eine Abschwächung der Importe festzustellen. Die jüngste weitere Schwäche des Euro dürfte die EU-Exporte weiter unterstützen.
Für die kommenden Monate zeichnet sich weiter ein positives Bild ab. Der Kieler Rohstoffwert Milch vom November 2016 liegt bei 33,8 Ct/kg, die Börsenmilchwerte zeigen bis März 2016 auf rund 36 Ct/kg, danach pendeln die Werte um die 34 Ct/kg. Auch der Weltmarkt tendiert weiter positiv, der Global Dairy Trade Tender in Neuseeland notierte zuletzt  zum fünften Mal in Folge im Plus.
Angebotsseitig profitierte der Markt in der EU aktuell auch vom EU-Milchmengen-Reduktionsprogramm, wo für Einschränkungen von über einer Million Tonnen (entsprechend rund 3 % der EU-Quartalsanlieferung) Anträge gestellt wurden.
Sonderbeihilfe
Die von Februar bis April geplante nationale Milchsonderbeihilfe mit einem Beihilfebetrag von 0,36 Ct/kg auf die Jahresmenge – entsprechend rund 1,5 Ct/kg bezogen auf die Quartalsmenge – dürfte aufgrund ihrer Attraktivität in Deutschland preisbedingte Angebotszuwächse begrenzen. Belastend für den Markt sind nach wie vor die Überhänge im Proteinbereich, wo EU-weit aktuell 354 000 t Magermilchpulver in öffentlichen und 42 000 t in privaten Lagern liegen. Inwieweit und wie schnell die Erzeugung auf die gestiegenen Preise reagieren wird,  bleibt abzuwarten.
Bei Biomilch, wo der Preisabstand zu konventioneller Milch im Juni fast 24 Ct/kg betrug, wurden im Oktober mit 48,2 Ct/kg (Bioland) knapp 19 Ct/kg mehr bezahlt. Die Branche erwartet gespannt die Auswirkungen der zum 1.1.2017 und auch 2018 hinzukommenden deutschen Angebotsmengen, die auf bis zu +30 % geschätzt werden.