Phytophthora: Spritzstart sollte acht bis zehn Tage vor Befallsbeginn sein
Der Pilz überwintert als Myzel in angesteckten Knollen und kann über latent, also nicht sichtbar infizierte Pflanzknollen verbreitet werden. Diese verfaulten früher im Lager und kamen gar nicht erst aufs Feld. Heute gelten infizierte Pflanzknollen als eine der wichtigsten Infektionsquellen für Primärinfektionen. Ursache ist die deutlich bessere Lagerungstechnik.
Je nach Wetterverlauf wächst der Pilz nach dem Legen der Pflanzkartoffeln mit dem Stängel nach oben oder bildet bei genügend Feuchtigkeit im Boden unter der Erde Sporangien aus, so dass über das Bodenwasser auch benachbarte Pflanzknollen infiziert werden können und der Pilz bereits aufgelaufene Pflanzen befällt. Ein solcher Primärbefall kann reichlich Sporen für eine neue Blattinfektion liefern.
Von dort aus geht der Befallskreislauf in die nächste Runde. Die ausgebildeten Sporangien gelangen durch Regenspritzer, Wind und teilweise auch durch Blattläuse auf Nachbarpflanzen und Nachbarschläge und lösen dann einen Sekundärbefall aus. Dann ist bereits zwei bis vier Tage nach der Infektion, besonders auf den Blattunterseiten, ein weißlich-graues Pilzgeflecht zu sehen. Bei entsprechend feuchter Witterung kann sich eine Phytophthoraepidemie schnell über den gesamten Bestand ausbreiten. Sind Kartoffelschläge zu Beginn der Vegetationsperiode aufgrund ergiebiger Niederschläge über mehrere Tage nicht befahrbar, ist ein frühes und massives Auftreten von Stängel- und Wipfelbefall durch Primärbefall meist schon vor Reihenschluss sehr wahrscheinlich.
Auf der Internetseite des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ) werden den Kartoffelanbauern die Prognosemodelle SIMBLIGHT (Spritzstart) und SIMPHYT 3 (Folgebehandlungen) als wichtige Entscheidungshilfen angeboten.
Für die Errechnung des Spritzstarts müssen unter anderem folgende Parameter eingegeben werden:
- Name der Sorte
- Zeitpunkt, zu dem mindestens 80 Prozent der Pflanzen aufgelaufen sind
- Anbaudichte – Anteil der Kartoffelfelder in der Region
- Befahrbarkeit des Schlages
Ob zum Spritzstart ein Produkt mit (teil-)systemischer Wirkung besser geeignet ist als ein Kontaktmittel, hängt in erster Linie von der Witterung, dem Krautwachstum, der Anfälligkeit der Sorte und vom Standort ab.
In Jahren mit witterungsbedingt hohem bis mittlerem Infektionsrisiko im Frühjahr hat sich zum Spritzstart sowie in der Hauptwachstumsphase des Krautes der Einsatz mit systemischen oder teilsystemischen Präparaten bestens bewährt. Der Spritzstart mit einem Kontaktmittel ist nur auf leichten Standorten in Verbindung mit einem trockenen Frühjahr zu empfehlen.
Treten Krautfäulesymptome auf, sind sofort Stoppspritzungen mit kurativen Mitteln durchzuführen. Die beste Kurativwirkung haben nach Erfahrungen des LTZ, Außenstelle Donaueschingen, die cymoxanilhaltigen Präparate.
Bei der folgenden Auflistung der verschiedenen Mittel ist in Klammern die Höhe des Gehaltes an Cymoxanil in Relation zur jeweils zugelassenen Aufwandmenge je Hektar mit aufgeführt. Zur Stoppspritzung hat sich eine Tankmischung aus Curzate M WG (112,5), Carial Flex (108), Tanos (175) oder Proxanil (125) einerseits und den sporenabtötenden Produkten Ranman Top, Shirlan, Carneol, Nando SC oder Terminus andererseits bewährt. Bei diesen Mischungen sollte die volle Aufwandmenge eingesetzt werden.
Wenn das Wetter für Krautfäuleinfektionen günstig bleibt, sollte die Spritzung nach zwei bis drei Tagen wiederholt werden.
Mit welchem Fungizid die weiteren Spritzungen durchgeführt werden sollten, hängt vom Krautwachstum und Infektionsdruck ab. Auch die Regenfestigkeit der Mittel wird immer wichtiger. Dies gilt umso mehr, wenn mit Niederschlägen zu rechnen ist oder beregnet wird.
Im vergangenen Jahr wurden viele Kartoffelbestände von Krautfäuleepidemien nach heftigen Gewitterschauern heimgesucht, weil der Spritzbelag einfach abgewaschen worden war. Und Starkregenereignisse nehmen tendenziell zu. Eine Übersicht über die verfügbaren Krautfäulefungizide, unter anderem mit der Einstufung der Regenfestigkeit, sind im Merkblatt Pflanzenproduktion 2015 „Sorten und Pflanzenschutz im Ackerbau und Grünland” aufgeführt.
Um die Mittel zur Krautfäulebekämpfung vergleichen zu können, führt das LTZ seit Jahren in Zusammenarbeit mit Bayern und Rheinland-Pfalz Versuche durch. Ziel ist die Optimierung der Fungizidstrategie in Kartoffeln. Es geht um Fragen der Qualitätsbeeinflussung, die Verzögerung von Fungizidresistenzen und die Minimierung der Bekämpfungskosten. Außerdem wird die Einstufung der Fungizide hinsichtlich Regenfestigkeit, Wirkstoffverteilung in den Pflanzen und kurativer Wirkung überprüft. Auch die Zuverlässigkeit der Krautfäuleprognose wird unter die Lupe genommen.
In dem Balkendiagramm auf Seite 14 unten sind aus dem Versuchsjahr 2014 die Ergebnisse über Ertrag, Phytophthorabefall und nekrotisierter Blattfläche (Phytophthora, Alternaria und sonstige Blattkrankheiten) von insgesamt vier Versuchen in Baden-Württemberg und Bayern zusammengefasst.