Schlechtes Ergebnis für Pensionspferdehalter
Das Kompetenzzentrum Pferd (KoPf), die LEL Schwäbisch Gmünd, die Hochschule Nürtingen und die Fachgruppe Pferdehaltende landwirtschaftliche Betriebe beim Landesbauernverband (LBV) erstellten in den letzten zwei Jahren den ersten Pferdereport für Baden-Württemberg. Er konzentriert sich auf die Auswertung von Betrieben mit dem Schwerpunkt Pensionspferdehaltung mit mindestens 15 Einstellpferden. Eine weitere Voraussetzung für die Teilnahme war die Bereitstellung des Buchführungsabschlusses für das Wirtschaftsjahr 2011/2012. Ergänzend fand eine Erhebung von weiteren Betriebsdaten durch zwei Studentinnen der HfWU statt.
Für die Betriebe war die Teilnahme kostenlos. Sie erhalten zudem eine individuelle betriebswirtschaftliche Auswertung für ihren Betrieb mit einem Vergleich der wichtigsten Kennwerte gegenüber den restlichen Teilnehmern.
- Die Pensionspferdehaltung stellt in den meisten Betrieben den wichtigsten Betriebszweig dar. In vielen Betrieben kommt ein umfangreicher Ackerbau dazu, andere Tierhaltungszweige spielen dagegen nur in ganz wenigen Betrieben eine – untergeordnete – Rolle.
- Entsprechend groß ist die Spannweite in der Flächenausstattung: sie reicht von 13 bis 187 ha. Der Durchschnitt liegt bei 72 ha und damit über der durchschnittlichen Betriebsgröße aller landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe in Baden-Württemberg.
- Die Anzahl der gehaltenen Pensionspferde reicht von 17 bis 95 Tiere, im Durchschnitt sind es 44 Pferde.
- Die meisten Betriebsleiter (79 Prozent) haben eine landwirtschaftliche Ausbildung (Landwirt, Meister oder Agraringenieur).
- Fast die Hälfte der Betriebe hat eine Investitionsförderung für den Betriebszweig Pferdehaltung erhalten.
- Bezüglich der Haltungsform dominiert immer noch die Boxenhaltung mit 71 Prozent aller Stallplätze; 29 Prozent der Pferde werden in Gruppen gehalten.
- Die monatlichen Brutto-Stallmieten reichen von 150 Euro im Laufstall für Aufzuchtpferde bis 440 Euro für eine Paddockbox; die meisten Betriebe erzielen Mieten zwischen 250 und 350 Euro (siehe Tabelle).
- Das Bewegungsangebot der Betriebe für die Pferde hat im Laufe der Jahre ein sehr hohes Niveau erreicht: 87 Prozent der Pferdepensionen bieten zumindest eine Reithalle, 24 Prozent sogar mehr als eine Halle. Ausnahmslos ist Weidegang für die Pferde möglich, einige Betriebe bieten zudem eine Longierhalle (32 Prozent) oder eine Führanlage (24 Prozent) an.
- Auch für die Reiterinnen (89 Prozent der Kundschaft sind weiblich) ist das Angebot vielfältig: Toiletten und Reiterstübchen sind Standard, zum Teil ergänzt durch Grillstellen, Duschen und Umkleidekabinen.
- Auf fast allen Betrieben gibt es die Möglichkeit, Reitunterricht in Anspruch zu nehmen. In 50 Prozent der Betriebe sogar durch einen betriebseigenen Reitlehrer.
- Das Einzugsgebiet der Betriebe beträgt im Durchschnitt 13 km.
- Zwei Drittel der Betriebe geben an, dass der Großteil ihrer Kundschaft täglich zum Pferd kommt, weitere zehn Prozent nannten sechsmal in der Woche.
- Über drei Viertel der Betriebe verfügen über einen eigenen Internetauftritt. Werbung in Fachzeitschriften oder der Tageszeitung erfolgt dagegen selten.
Die Erwartung, dass die Betriebe in den Ballungsräumen ökonomisch besser dastehen als in den ländlichen Regionen, wurde nicht bestätigt. Zwar können in Stadtnähe höhere Stallmieten durchgesetzt werden, die Gewinne sind jedoch deutlich niedriger und liegen unter dem Durchschnitt aller 38 Betriebe – bei fast identischer Anzahl an Pensionspferden. Ursache hierfür ist eine etwas geringere Flächenausstattung, vor allem aber haben diese Betriebe höhere Festkosten (Abschreibungen, Pachten, Zinsen).
Von den 38 Betrieben haben fünf einen Verlust erzielt, bei weiteren sechs Betrieben liegt der Gewinn unter 12 000 Euro. Die zehn erfolgreichsten Betriebe erzielten dagegen einen Gewinn von durchschnittlich 82 000 Euro.
Die 25 Prozent erfolgreichen Betriebe (+25 %) sind hinsichtlich der Anzahl an Pensionspferden, vor allem aber bei der Flächenausstattung größer als das schlechtere Viertel (–25 %). Auch haben die Erfolgreichen einen geringeren Festkostenanteil und eine deutlich geringere Fremdkapitalbelastung (siehe Tabelle). Letztendlich sind es auch die Managementfähigkeiten der Betriebsleitung, die den Erfolg bestimmen.
In zahlreichen Betrieben wird der Gewinn durch eine hohe Anzahl an eigenen Pferden belastet. Diese zu reduzieren, ist die am schnellsten wirksame Maßnahme zur Verbesserung der finanziellen Situation.
- Landwirtschaftliche Betriebe, die einen anderen Tierhaltungszweig aufgeben und in die Pferdehaltung einsteigen. Hier muss den Betriebsleitern bewusst sein, dass die Pensionspferdehaltung als Dienstleistung ganz andere Anforderungen an die Managementfähigkeiten stellt als ein Produktionszweig mit Abnahmegarantie wie die Milchviehhaltung. Vor allem der Umgang mit einer sehr anspruchsvollen und kritischen Kundschaft stellt eine neue Herausforderung dar.
- Personen ohne landwirtschaftlichen Hintergrund, die ihr Hobby Reiten zur Erwerbsgrundlage machen wollen. Diese Gruppe bringt zwar die erforderlichen Grundkenntnisse für die Pferdehaltung mit, es fehlen aber häufig jegliche betriebswirtschaftlichen Kenntnisse, um die Erfolgsaussichten eines Engagements in diesem Betriebszweig beurteilen zu können. Zudem mangelt es meist am notwendigen Eigenkapital für notwendige Investitionen sowie dem zweiten Standbein Ackerbau, das sich bei dieser Auswertung als stabilisierendes Element gezeigt hat. Viele dieser Betriebe sind nur deshalb existenzfähig, weil ein außerlandwirtschaftlich tätiger Partner das zur Bestreitung der Lebenshaltungskosten notwendige Einkommen beisteuert.
Verdrängungswettbewerb und Preiskampf zwischen den Pferdepensionen geführt. Um am Markt überhaupt bestehen zu können, haben die Betriebe immer mehr in Reithallen, -plätze und weitere Anlagen investiert. Wer erst in der jüngeren Vergangenheit in diesen Betriebszweig eingestiegen ist und zudem aufgrund einer knappen Flächenausstattung kein zweites Standbein „Ackerbau” oder außerlandwirtschaftliche Einkommen hat, sollte dringend Maßnahmen ergreifen, seine wirtschaftliche Situation zu verbessern.