Seit Sommer 2013 bestimmt das Thema PFC-Belastung von Böden und Trinkwasser im Landkreis Rastatt und Stadtkreis Baden-Baden die öffentliche Diskussion und die Presse. Deshalb fordert jetzt der BLHV Landwirtschaftsminister Alexander Bonde auf, für Rechtssicherheit bei der landwirtschaftlichen Produktion auf betroffenen Flächen zu sorgen.
Folgendes machte BLHV-Vizepräsident Karl Rombach in einem Schreiben an den Minister deutlich: Vom PFC-Problem ist eine Region mit hohem Anteil von Sonderkulturen betroffen. Erdbeer- und Spargelanbau prägen die Betriebe und die Landschaft. Außerdem gibt es in der Region zahlreiche Betriebe, die ihre Produkte selbst vermarkten und somit deutlich zur positiven wirtschaftlichen Entwicklung des ländlichen Raums beitragen. Die günstigen Eigenschaften des Bodens und die Möglichkeit zur Bewässerung sind aus Sicht des BLHV gute Voraussetzungen für die landwirtschaftliche Produktion. Allerdings sind die Böden überwiegend leichte Sandböden und benötigen daher für eine wirtschaftlich tragfähige Produktion zwingend Beregnungswasser.
Unsicherheiten
Wegen der PFC-Belastung von Böden und Trinkwasser würden
die landwirtschaftlichen Betriebe allerdings zunehmend in unberechtigte
Kritik geraten, beklagt Rombach in seinem Schreiben.Das Thema PFC ist
äußerst komplex und bringt aus Sicht des BLHV viele Unsicherheiten mit
sich. Die Ursachen für die PFC-Belastung sind nach wie vor umstritten.
Der BLHV vermisse deshalb eine faire Diskussion und Aufklärung auf der
Grundlage von Daten und Fakten. Denn sie finde im öffentlichen Raum
leider nicht statt, bedauert Rombach in seinem Schreiben.
Forderungen nicht nachvollziehbar
Aus Sicht des BLHV sei die Dimension der Forderung
nach Sanierung der belasteten Böden nicht mehr nachvollziehbar,
unterstreicht der BLHV-Vizepräsident. Um das PFC-Problem zu lösen, wird
demnach teilweise gefordert, dass Boden abgetragen und belastete
Flächen abgedeckt oder die Beregnung landwirtschaftlicher Kulturen
eingestellt werden sollen.
Im Namen der betroffenen landwirtschaftlichen Familien fordert Rombach
den Minister deshalb auf, für die dringend erforderliche
Rechtssicherheit bei der landwirtschaftlichen Produktion auf betroffenen
Flächen Sorge zu tragen.
Minister zum Besuch eingeladen
Die Betriebe bräuchten schnellstmöglich Klarheit
darüber, dass sie ihre Flächen bestellen und beregnen können. Zudem
müsse klar sein, ob sie die dort angebauten Erzeugnisse problemlos
vermarkten dürfen, ohne zuvor kostenintensiv auf eine PFC-Belastung
untersuchen zu müssen, so Rombach.
Der BLHV-Vizepräsident lud den Minister daher ein, sich vor Ort selbst
einen Eindruck von den Problemen der Bauern zu verschaffen.
PFC in Kleidung und Pizzakartons
Die Abkürzung PFC steht für per- und polyfluorierte Chemikalien. Sie sind vor allem wegen ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften weltweit stark verbreitet. In einer Auflistung des Umweltbundesamtes (UBA) finden sich PFC-haltige Produkte wie Outdoor- und Arbeitskleidung, schmutzabweisende Teppiche, Pappbecher, Pizzakartons, Schmiermittel, Wachse, Pflanzenschutzmittel, Feuerlöschschäume und Wetterschutzfarben.
PFC sind laut UBA jedoch kaum abbaubar und verbleiben für einen langen Zeitraum in der Umwelt. Sie reichern sich in Organismen an und gelten als potenziell schädlich für Organe und als tumorfördernd. Mehr Fragezeichen als Klarheit gibt es allerdings darüber, ab welchen Werten von PFC-Belastung mit Gesundheitsgefahren zu rechnen ist. „Welches gesundheitliche Risiko von diesen Substanzen ausgeht und in welchem Umfang Menschen mit diesen Substanzen in Kontakt kommen, war bisher nicht ausreichend geklärt”, wird Professor Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), in einer Pressemitteilung des BfR zu einem Symposium des Instituts zitiert, das im März 2014 stattfand. „Es wird viel geforscht, aber nichts ist abgeschlossen”, sagte BfR-Sprecher Jürgen Thier-Kundke gegenüber der BBZ. Er bestätigte außerdem, dass es Probleme mit PFC punktuell an verschiedenen Orten in Deutschland gebe: „Dort, wo bestimmte Klärschlämme ausgebracht wurden”, ergänzte der BfR-Sprecher.
Das Thema PFC ist hochkomplex und lässt sich nicht leicht abhandeln. Unter dem Einfluss von an Panikmache interessierten Kreisen hektisch zu handeln, erscheint aber nicht angebracht.