Politik | 29. Januar 2015

PFC: Bauern brauchen Rechtssicherheit

Von bb/enz
Seit Sommer 2013 bestimmt das Thema PFC-Belastung von Böden und Trinkwasser im Landkreis Rastatt und Stadtkreis Baden-Baden die öffentliche Diskussion und die Presse. Deshalb fordert jetzt der BLHV Landwirtschaftsminister Alexander Bonde auf, für Rechtssicherheit bei der landwirtschaftlichen Produktion auf betroffenen Flächen zu sorgen.
Folgendes machte BLHV-Vizepräsident Karl Rombach in einem Schreiben an den Minister deutlich: Vom PFC-Problem ist eine Region mit hohem Anteil von Sonderkulturen betroffen. Erdbeer- und Spargelanbau prägen die Betriebe und die Landschaft. Außerdem gibt es in der Region zahlreiche Betriebe, die ihre Produkte selbst vermarkten und somit deutlich zur positiven wirtschaftlichen Entwicklung des ländlichen Raums beitragen. Die günstigen Eigenschaften des Bodens und die Möglichkeit zur Bewässerung sind aus Sicht des BLHV gute Voraussetzungen für die landwirtschaftliche Produktion. Allerdings sind die Böden überwiegend leichte Sandböden und benötigen daher für eine wirtschaftlich tragfähige Produktion zwingend Beregnungswasser.
Unsicherheiten
Wegen der PFC-Belastung von Böden und Trinkwasser würden die landwirtschaftlichen Betriebe allerdings zunehmend in unberechtigte Kritik geraten, beklagt Rombach in seinem Schreiben.Das Thema PFC ist äußerst komplex und bringt aus Sicht des BLHV viele Unsicherheiten mit sich. Die Ursachen für die PFC-Belastung sind nach wie vor umstritten. Der BLHV vermisse deshalb eine faire Diskussion und Aufklärung auf der Grundlage von Daten und Fakten. Denn sie finde im öffentlichen Raum leider nicht statt, bedauert Rombach in seinem Schreiben.
Forderungen nicht nachvollziehbar
Aus Sicht des BLHV sei die Dimension der Forderung nach Sanierung der belasteten Böden nicht mehr nachvollziehbar, unterstreicht der BLHV-Vizepräsident. Um  das PFC-Problem zu lösen, wird demnach teilweise gefordert, dass Boden abgetragen und belastete Flächen abgedeckt oder die Beregnung landwirtschaftlicher Kulturen eingestellt werden sollen.
Im Namen der betroffenen landwirtschaftlichen Familien fordert Rombach den Minister deshalb auf, für die dringend erforderliche Rechtssicherheit bei der landwirtschaftlichen Produktion auf betroffenen Flächen Sorge zu tragen.  
Minister zum Besuch eingeladen
Die Betriebe bräuchten schnellstmöglich Klarheit darüber, dass sie ihre Flächen bestellen und beregnen können. Zudem müsse klar sein, ob sie die dort angebauten Erzeugnisse problemlos vermarkten dürfen, ohne zuvor kostenintensiv auf eine PFC-Belastung untersuchen zu müssen, so Rombach.
Der BLHV-Vizepräsident lud den Minister daher ein, sich vor Ort selbst einen Eindruck von den Problemen der Bauern zu verschaffen.
PFC in Kleidung und Pizzakartons
Die Abkürzung PFC steht für per- und polyfluorierte Chemikalien. Sie sind vor allem wegen ihrer  wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften  weltweit stark verbreitet. In einer Auflistung des Umweltbundesamtes (UBA) finden sich  PFC-haltige Produkte wie Outdoor- und Arbeitskleidung,  schmutzabweisende Teppiche, Pappbecher, Pizzakartons, Schmiermittel, Wachse, Pflanzenschutzmittel, Feuerlöschschäume und Wetterschutzfarben.
PFC sind laut UBA jedoch kaum abbaubar und verbleiben für einen langen Zeitraum in der Umwelt. Sie reichern sich in Organismen an und gelten als potenziell schädlich für Organe und als tumorfördernd.  Mehr Fragezeichen als Klarheit gibt es allerdings darüber, ab welchen Werten von PFC-Belastung      mit Gesundheitsgefahren zu rechnen ist. „Welches gesundheitliche Risiko von diesen Substanzen ausgeht und in welchem Umfang Menschen mit diesen Substanzen in Kontakt kommen, war bisher nicht ausreichend geklärt”, wird Professor Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), in einer Pressemitteilung des BfR zu einem Symposium des Instituts zitiert, das im März 2014 stattfand. „Es wird viel geforscht, aber nichts ist abgeschlossen”, sagte BfR-Sprecher Jürgen Thier-Kundke gegenüber der BBZ.   Er bestätigte außerdem, dass es Probleme mit PFC punktuell an verschiedenen Orten  in Deutschland gebe: „Dort, wo bestimmte Klärschlämme ausgebracht wurden”, ergänzte der BfR-Sprecher.
Das Thema PFC ist hochkomplex und lässt sich nicht leicht abhandeln. Unter dem Einfluss von an Panikmache interessierten  Kreisen hektisch zu handeln, erscheint aber nicht angebracht.