Betrieb und Wirtschaft | 24. Mai 2017

Omira soll an Lactalis gehen

Von René Bossert
Die französische Lactalis-Gruppe will die Omira übernehmen. Über das Angebot sollen die Omira-Gesellschafter am 22. Juni entscheiden. Vorgesehen sind der Erhalt der Standorte in Ravensburg und Neuburg sowie eine zehnjährige Erzeugerpreisgarantie auf Niveau des bayerischen Durchschnitts.
Durch das von den beiden Firmen verhandelte „Zukunfts-Paket” solle die langfristige Zukunft der Milcherzeuger  gesichert werden, teilte die Omira am Dienstag mit. Lactalis habe sich als optimaler Partner herauskristallisiert, weil ein hohes Milchgeld für die Erzeuger gesichert werden könne, der Zugang zu internationalen Märkten ermöglicht werde und die Standorte Ravensburg und Neuburg weiterentwickelt werden sollen.
Den Camembert der Marke "Président" produziert Lactalis.
Das Zukunftspaket sieht eine 100-prozentige Übernahme der Omira vor. Mit diesem Schritt werde allen Omira-Erzeugern eine gute Planungssicherheit und eine langfristige, sichere Perspektive geboten, ohne dass sie selbst das unternehmerische Risiko von Investitionen in die Molkerei tragen müssen, betont die Ravensburger Molkerei.
  Zunächst soll  der Geschäftsbetrieb mit den Beschäftigungsverhältnissen auf eine Gesellschaft ausgegliedert werden. Die Lactalis-Gruppe übernimmt anschließend diese Gesellschaft. Die Verträge zwischen den Milcherzeugern bzw. Genossenschaften und der Omira GmbH sollen fortbestehen, so dass für die rund 2600 Omira-Milcherzeuger vieles nahezu unverändert bleibe. 

Neuer Produktionsstandort Deutschland
Die Omira GmbH werde durch Mitglieder des aktuellen Aufsichtsrats die Interessen der Erzeuger gegenüber der Lactalis-Gruppe vertreten. Lactalis sichert nach einer kurzen  Übergangsphase bis Ende 2027 einen Erzeugerpreis zu, der mindestens das Niveau von Bayern – ermittelt von der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) – betragen soll.
Lactalis gehört der Familie Besnier und hat vergangenes Jahr 17,3 Milliarden Euro umgesetzt, davon 58 % in Europa. Das Unternehmen ist umsatzstärker als Arla, Friesland Campina oder Fonterra. Lactalis hat rund 75.000 Mitarbeiter und 236 Produktionsstandorte in 43 Ländern. Die bekanntesten Marken sind Président, Galbani und Parmalat. In Deutschland hat Lactalis bisher keinen Molkereistandort und folglich auch keine Milchlieferanten.
Zwei Dinge dürften für Lactalis in erster Linie den Einstieg interessant machen: Zum einen das Know-how und die Marke („Minus-L”) für laktosefreie Produkte, zum anderen die Tatsache, dass man damit am Produktionsstandort Deutschland präsent ist. Die gewählten Vertreter der Milcherzeuger werden in der Omira-Gesellschafterversammlung am 22. Juni  über den Zusammenschluss abstimmen.