Betrieb und Wirtschaft | 04. Mai 2017

Omira kommt nicht mehr alleine klar

Von René Bossert
Bei der Omira stehen offenbar grundsätzliche Änderungen ins Haus: Ein Partner soll her, damit die Ravensburger Molkerei wieder konkurrenzfähige Milchpreise ausbezahlen kann. Die Gespräche dazu sind weit fortgeschritten. Entscheidungen sollen auf der Gesellschafterversammlung im Juni fallen.
Die Omira hinkt im Moment nicht zuletzt deshalb beim Auszahlungspreis im baden-württembergischen Vergleich erheblich hinterher, weil die Erholung auf dem Milchmarkt beim Ravensburger Schwerpunktprodukt Milchpulver nach wie vor auf sich warten lässt. Im Gegensatz zur Aufwärtsentwicklung bei Frischprodukten und Käse seit der zweiten Jahreshälfte 2016  belasten die erheblichen Interventionsbestände  nach wie vor den Pulvermarkt, die Preise krebsen am Interventionsniveau herum.
In der Omira-Zentrale in Ravensburg geht es zur Zeit um Grundsätzliches.

Besonders frustrierend ist die Lage für diejenigen Omira-Lieferanten, die nicht von den Zuschlägen im Rahmen der Alpenmilch-Verträge mit der Firma Mondelez profitieren. Runde 2 Cent/kg Differenz macht es beim Auszahlungspreis im Moment aus, ob man ins Alpenmilch-Programm liefert oder nicht. Ein gutes Drittel der Omira-Menge entfällt auf die Alpenmilch-Verträge.
Es rumort
An der Basis rumort es derzeit, viele Erzeuger drohen mit Kündigung. Bis Ende Juni müssen sie sich entscheiden, wollen sie per Anfang 2019 woandershin liefern. Am Dienstag vergangene Woche fand eine Gremiensitzung statt, möglicherweise gelangten daraus Informationen an die Presse.
Jedenfalls meldete der SWR am Donnerstag, die Omira stehe kurz vor der Fusion mit einem kapitalkräftigen Partner, der über großes Know-how verfüge und auf der ganzen Welt vertreten sei. In Reaktion auf die Berichterstattung bestätigte die Omira weit fortgeschrittene Gespräche, wobei sie das Wort „Fusion” nicht benutzte. Die Molkerei spricht dagegen von intensiven Partnergesprächen, die noch im Mai abgeschlossen werden sollen.  
Die Omira wollte auf Anfrage der BBZ am Dienstag nicht dazu Stellung nehmen, wer der Partner ist und ob es sich um eine Molkerei oder ein Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie handelt. Man darf davon ausgehen, dass der Partner auch Anteile an der Omira übernehmen wird, aber auch dazu will sich die Omira im Moment nicht konkret äußern. Entscheidungen sollen die Omira-Gesellschafter bei der Gesellschafter-Versammlung am 22. Juni treffen
Erzeuger sollen bis Ende Mai abwarten
Der Omira-Aufsichtsratsvorsitzende Erich Härle empfiehlt den Erzeugern abzuwarten, „was wir bis Ende Mai zu bieten haben. Zentraler Punkt der Gespräche ist es, einen attraktiven Weg zu finden, der eine gute Zukunftsperspektive und Milchgeldsicherheit für alle Erzeuger bietet”, so Härle gegenüber der BBZ. Man arbeite seit dem Jahreswechsel intensiv daran, den Milchlieferanten einen zukunftsfähigen Weg aufzeigen zu können.
Man werde die Gespräche jetzt vernünftig zu Ende bringen und danach umgehend in die Kommunikation mit den Mitgliedern starten. Die finale Entscheidung liege in den Händen der Milcherzeuger.
Die Molkerei betont, dass 2016 mit einem kleinen Gewinn abgeschlossen wurde und die wirtschaftliche Lage stabil sei. Der Milchpreis für 2016 lag bei brutto 30,7 Cent inklusive Alpenmilchbonus und Rückstellungen. Bereits im Herbst 2015 sei die Strategie „Omira 2020 plus” beschlossen worden.
Schon zu diesem Zeitpunkt sei eine Zusammenarbeit mit Partnern für sinnvoll erachtet worden, was auch Milcherzeuger seinerzeit begrüßt hätten. Die Partnergespräche seien nach der unbefriedigenden Milchpreisentwicklung mit mehreren Partnern intensiviert worden. Dabei waren neben einem langfristig überdurchschnittlichen Milchgeld der Zugang zu internationalen Märkten und damit die Schaffung neuer Absatzkanäle und die Weiterentwicklung der Standorte Ravensburg und Neuburg zentrale Themen.