Betrieb und Wirtschaft | 12. Juni 2014

Omira hat wieder Tritt gefasst

Von Matthias Borlinghaus
Die Ravensburger Molkerei Omira hat 2013 wieder schwarze Zahlen geschrieben, nachdem im Jahr zuvor ein zweistelliger Millionenbetrag als Verlust zu Buche gestanden hatte. Der Aufsichtsrat soll künftig genauer hinschauen.
Geschäftsführer Ralph Wonnemann setzt auf Transparenz. Im Anschluss an die Gesellschafterversammlung am Mittwoch vergangener Woche in  Weingarten präsentierte er vor der  Presse die neuesten Zahlen.
„Wir haben unsere Kommunikationsstruktur total verändert und sprechen offen über Probleme, die wir haben”, meinte  Wonnemann im Gespräch mit den Journalisten. Die Stimmung auf der Versammlung mit rund 800 Milchbauern sei gut gewesen. In den Aufsichtsrat wählten die Gesellschafter bei den turnusgemäß stattfindenden Wahlen Wolgang Kleiner, Alois Frey und Erich Härle  ohne Gegenkandidaten und mit über 90 Prozent Zustimmung wieder.
Entspannte Mienen in Ravensburg bei Erich Härle (links) und Ralph Wonnemann.

 Härle wurde als Vorsitzender und Ewald Kostanzer als stellvertretender Vorsitzender bestätigt. „Das zeigt, dass die Gesellschafter mit der Arbeit des Aufsichtsrates zufrieden sind, und das tut gut, nach den Turbulenzen der letzten Jahre”, so Wonnemann, der betont, dass er das Unternehmen nicht alleine führe: „Das geht auch gar nicht. Wir haben heute einen Führungskreis von sechs Personen.”
Neue Spielregeln in Sachen Aufsichtsrat
Neue Spielregeln wurden für den Aufsichtsrat erarbeitet. Er wird zum Beispiel verpflichtend aktiv, sobald der Milchpreis unter das baden-württembergische und bayerische Durchschnittsniveau fällt, erläuterte  Härle. An Gehältern und Abfindungen zahlte die Omira insgesamt 2,5 Mio. Euro an die ausgeschiedenen Geschäftsführer, Dr. Wolfgang Nuber und Stefan Bayr – die beide nicht entlastet wurden – sowie an fünf Mitglieder des Führungsgkreises. „Damit sind Spekulationen über mögliche Abfindungen der Geschäftsführer ein für allemal erledigt”, hofft Wonnemann. Die Kosten für die 13 Aufsichtsmitglieder lagen 2013 bei 220 000 Euro, aus  Wonnemanns Sicht eine vertretbare Summe.
Nachdem im Jahr 2012 der Konzernverlust noch bei  15,2 Mio. Euro lag, schaffte die Omira-Gruppe innerhalb eines Jahres den Turnaround und kann für das Jahr 2013 ein positives Ergebnis von 4,7 Mio. Euro ausweisen. Geholfen dabei haben neben neuen Steuerungsinstrumenten und dem Umkrempeln des Managements die positi-
ven Rahmenbedingungen am Milchmarkt.
Zur Verbesserung  der  Wirtschaftlichkeit wurde das Rottweiler Werk geschlossen und ein Sozialplan für die 100 Mitarbeiter verabschiedet. In Rottweil soll die Produktion im Oktober dieses Jahres auslaufen. Ein Käufer für das Werk wurde noch nicht gefunden.
 An den  Standorten Neuburg und Ravensburg sollen 30 Mio. Euro investiert werden. „Für uns ist Neuburg der Frischestandort, in den wir kräftig investieren werden”, so Wonnemann. Gesteuert wird Neuburg künftig als 100-prozentige Tochter von der Zentrale in Ravensburg aus.
Der Umsatz der Omira-Gruppe stieg 2013 trotz geringerer Milchmenge um 1,6 Prozent auf 637 Mio. Euro nach 627 Mio. Euro im Vorjahr. Der Rohertrag steigt 2013 auf 116 Mio. Euro (Vorjahr: 83 Mio. Euro). Dies zeige, dass die Verwertung der Milch insgesamt verbessert werden konnte.
Einen Rückgang gab es im Anlagevermögen von 34 Mio. Euro auf 29 Mio. Euro. Das Eigenkapital stieg von 38 Mio. Euro auf 41,4 Mio. Euro. Die Verschuldung konnte von 26 Mio. auf 3 Mio. Euro zurückgeführt werden. „Das war uns wichtig. Es gibt nichts Schlimmeres, als mit dem Rücken zur Wand zu stehen und den Bankern ausgeliefert zu sein”, so Wonnemann.
Menge stabilisiert
Die Milchanlieferung der Gruppe verringerte sich 2013 um 7,3 Prozent auf 1,0 Mrd. kg. Im Laufe des Jahres 2013 sei es aber gelungen, die Milchmenge auf dem zu Jahresbeginn ungekündigten Niveau zu stabilisieren. Neue langfristige Milchlieferverträge mit einem sogenannten Zukunftsbonus (0,5 Cent) wurden abgeschlossen. „Kündigungen sind bei uns heute kein Thema mehr”, zeigten sich Wonnemann und Härle erleichtert.
Der Omira-Milchpreis kletterte ab September 2013 nach eigenen Angaben über den Durchschnitt von Bayern und Baden-Württemberg. „Das war unser Ziel”, so Wonnemann. Mit den voll erwirtschafteten 41,5 Cent (seit November 2013 unverändert, netto 4,2 Prozent Fett) hat die Omira im März 2014 nach eigenen Angaben Platz drei im nationalen Ranking der Molkereien belegt. Im Mai und Juni muss sie den Milchpreis wegen der aktuellen Marktlage aber um je einen Cent zurücknehmen. „Wir glauben an eine Bodenbildung jetzt im Sommer irgendwo bei 38 Cent”, so Wonnemann. Der Monatsbonus, das sind Gewinne aus kurzfristigen Geschäften am Spotmarkt, und der Zukunftsbonus seien darin noch nicht enthalten.
Beim Milchpreis setzt die Gruppe zu einem großen Teil
auf den Vertragspartner Mondelez, den drittgrößten Nahrungsmittelhersteller der Welt. Hier ist der Milchpreis gekop-
pelt an den von der Landesanstalt für Landwirtschaft ermittelten für Bayern. Verarbeitet wird sogenannte Alpenmilch (rund 300. Mio. kg). Die Herkunftsgebiete seien der Alpenraum und die direkt angrenzenden Landkreise. Daneben gibt es das Industriegeschäft im Nicht-Alpengebiet.
„Hier machen wir mit unseren Kunden Vereinbarungen, die sich an amtliche Preisnotierungen anlehnen.” Als Drittes gibt es hochwertige Frischeprodukte, bei denen man sich vor allem mit MinusL gute Geschäfte verspricht. An der neuen Gesellschafterstruktur der Omira werde weiter gearbeitet, hieß es. Ergebnisse sollen 2015 vorgelegt werden.   Matthias Borlinghaus