Betrieb und Wirtschaft | 17. November 2016

Ohne Händler geht es nicht

Von René Bossert
Die Stadt Freiburg will, dass mehr regionale und biologisch erzeugte Produkte in Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung zum Einsatz kommen. Wenn das umgesetzt werden soll, wird sie selbst dazu Anstöße geben müssen.
Das wurde vergangene Woche auf dem Kantinenkongress deutlich, zu dem die Stadtverwaltung eingeladen hatte. Der war mit über 100 Teilnehmern besser als erwartet  besucht und es wurde  engagiert diskutiert.
 Mehrmals an diesem Tag mündeten die Beiträge allerdings in die Erkenntnis, dass es ohne kräftige Impulse der Entscheider kaum  vorangehen dürfte bei diesem Thema.  Regionale Versorgung geht nämlich beispielsweise nicht ohne regionale Versorgungsstrukturen – und die sind nicht mehr in ausreichender Form gegeben, wurde beklagt. Vor allem kleine regionale Händler fehlen inzwischen. Deren Zahl hat  in den vergangenen Jahrzehnten deutlich abgenommen. Auch die Vernetzung insgesamt in der Versorgungskette sei verbesserungsbedürftig.  Die Stadt müsse sich engagieren, indem klare Signale kommen und Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung ihre Versorgung verändern, wurde gefordert.
Thomas Dresel (links) will am Thema dranbleiben; rechts Moderator Andreas Greiner.

Immerhin gibt es noch den Großmarkt in Freiburg. Über 80 Anbieter kommen regelmäßig, deren Zahl sei in jüngerer Zeit  stabil geblieben, berichtete dessen Geschäftsführerin Sabine Fey. Sie beobachtet, dass Gastronomen oder Wiederverkäufer in Hofläden oder an Wochenmärkten  zahlungsbereit für regionale Ware seien, nicht jedoch Großküchen mit ihrem begrenzten Budget. Bio spiele auf dem Großmarkt fast keine Rolle.  
Ohne Händler können heute weder Kantinen noch Caterer oder Gastronomen auskommen. Selbst ein Gastronom habe heute in der Regel keine Zeit mehr, selbst auf dem Großmarkt einzukaufen, wurde berichtet.
Ein weiteres Problem: Sehr große Küchen, beispielsweise von Kliniken, brauchen vorgefertigte Produkte. Sie haben gar kein Personal mehr für anderes.
Auch Erzeuger waren da, allerdings ausschließlich solche von Obst und Gemüse. Ihre Botschaft: Wir bauen an, brauchen aber klare und rechtzeitige Signale aus dem Markt.  
Es brauche  einen „Kümmerer”, folgerte Moderator Andreas Greiner und legte am Beispiel der Stadt Reutlingen dar, wie ein erfolgreiches Modell aussehen könnte: Mit einer Mindestanzahl von Einrichtungen starten, der Rest ergibt sich: „Menschen reden mit Menschen, dann kommt was in Gang.” In Reutlingent sei man mit zwölf Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung gestartet, nun  seien 45 dabei.
Der Kongress stärke ihm den Rücken, das Thema voranzubringen und die Botschaft an  den Gemeinderat  weiterzutragen, sagte Thomas Dresel vom Umweltschutzamt der Stadt Freiburg.   Im kommenden Jahr solle es eine ähnliche Veranstaltung speziell für Gastronomen geben, kündigte er an.