Betrieb und Wirtschaft | 13. November 2014

OGM checkt jetzt Äpfel per Infrarot

Von Robert Ullmann
Der Obstgroßmarkt Mittelbaden (OGM) in Oberkirch hat in diesem Jahr kräftig in Technik investiert: Eine Apfelsortieranlage, ein Blockheizkraftwerk sowie ein neuer Kühlblock wurden angeschafft.
Die Apfelsortieranlage nimmt eine ganze Halle ein. „Es ist eine der modernsten, die es gibt”, erklärte OGM-Geschäftsführer Michael Rossmann vergangene Woche  bei der Vorstellung der drei Großprojekte.  Neben der Sortieranlage handelt es sich um die Errichtung eines Blockheizkraftwerks, das nicht nur heizt, sondern vor allem kühlt, sowie die Modernisierung eines Kühlblocks. Es gehe um eine Gesamtinvestition im mittleren siebenstelligen Bereich, so Rossmann.
OGM-Geschäftsführer Michael Rossmann hat jetzt eine Apfelsortieranlage mit einem deutlich höheren Durchsatz zur Verfügung.

 Die Apfelsortieranlage schafft 15 Tonnen Äpfel pro Stunde. Sie ersetzt die bisherige Anlage, die auf neun Tonnen Äpfel pro Stunde ausgelegt war. Das Besondere: Ein Kamerasystem erfasst jeden einzelnen Apfel, der die Anlage durchläuft, und überprüft  seine äußere und  innere Qualität. Mit einer Farb- und einer Infrarotkamera werden  pro Sekunde 48 Aufnahmen von jedem einzelnen Apfel gemacht, der das Sortiersystem durchläuft. Die Aufnahmen werden elektronisch ausgewertet.
Brandneu ist  dabei die Qualitätsprüfung durch die Infrarotkamera. „Sie sieht in gewisser Weise in den Apfel hinein, bewertet die Reife, stellt eventuelle Bräunungen oder Defekte im Fruchtfleisch fest. So können wir  solche Äpfel zurückhalten”, erklärte Rossmann. 
Exaktes Zeitmanagement
Transportiert werden die Äpfel über 34 Wasserbahnen, von denen jede 3000 Kilo Äpfel aufnehmen kann.  Die Apfelkisten werden unter Wasser gedrückt, die Äpfel fangen an zu schwimmen und sich auf die Transportbahnen zu verteilen. Das Wasser, in dem sie liegen, hat Rossmann zufolge Trinkwasserqualität. Es wird mit einer modernen Filteranlage aufbereitet. Wegen des hohen Hygienestandards der Filter könnte das Transportwasser ein ganzes Jahr lang verwendet werden.
Der Einbau der hallengroßen Anlage in die Sortierhalle habe exaktes Zeitmanagement erfordert. Wegen der lang andauernden Vermarktungskampagne der Ernte von 2013 sei noch bis zum 31. März mit der alten Anlage sortiert worden. „Am Tag darauf haben wir mit dem Abbau der Alt-Anlage begonnen”, so Rossmann. Die neue ging Mitte August in Betrieb – „just in time” für die neue Ernte.
Ähnlich eng war das Zeitfenster für die Erneuerung von einem der sieben Kühlblöcke des OGM und für das Projekt „Kühlen, Heizen, Energieerzeugung” mit einem Blockheizkraftwerk. Es wird mit Gas beheizt und durch zwei neuartige Solarwände unterstützt. Sie sind an der Südfassade der OGM-Gebäude angebracht und sollen Spitzenlasten mit ausgleichen.
 Zusätzlicher Strom kommt von den Oberkircher Stadtwerken. Mit dem neuen System reduziert der OGM seine bisherigen Energiekosten von rund 470 000 Euro jährlich um 50 Prozent. Überdies werde eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 15 Prozent erreicht.
Die Abwärme des Kraftwerks wird als Heizwärme für die Büros genutzt, der überwiegende Teil der Energie dient der Erzeugung von Kälte für die Obstlager.  Der erneuerte Kühlblock – einer von sieben – wird künftig mit 85 Prozent des bisherigen Energieverbrauchs auskommen. Als Kühlmittel wird Ammoniak eingesetzt. „Es war uns wichtig, kein Treibhausgas zu verwenden”, sagte Rossmann. 
Schnellkühlung
Die neue Technik erlaubt eine verbesserte Schnellabkühlung für Beeren. Dabei müssen im Sommer bei 30 und mehr Grad Außentemperatur teils hohe Temperatunterschiede überwunden werden. Wird die Luft künstlich abgekühlt, sinkt zugleich der Innendruck des betreffenden Gebäudes. Deshalb ist die Anlage mit einem Drucküberwachungssystem ausgerüstet.