Politik | 16. Dezember 2021

Öko-Ziel zu schaffen, wenn ...

Von AgE
Nicht aus der Luft gegriffen ist nach Auffassung des Thünen-Wissenschaftlers Dr. Jürn Sanders das Ziel der Ampelkoalition, den Ökolandbau auf einen Flächenanteil von 30 Prozent auszudehnen.
 
Mehr Nachfrage nach ökologischen Produkten und mehr Geld für die Honorierung von Umweltleistungen nennt das Thünen-Institut als zielorientierte Voraussetzungen für den Ökolandbau.
„Wenn alle an einem Strang ziehen, werden wir uns dem Ziel bis 2030 ein gutes Stück angenähert haben”, sagt Sanders im Interview mit dem Fachpressedienst Agra-Europe. Die wichtigsten Voraussetzungen dafür seien mehr Nachfrage nach ökologischen Produkten, mehr Geld für die Honorierung von Umweltleistungen sowie mehr Beratung, Bildung und Forschung.
Eine notwendige Verdreifachung der Ökofläche werde jedoch nur dann möglich sein, wenn es auch zu strukturellen Änderungen komme: „Wir brauchen mehr Beteiligung und Verantwortung der Wirtschaftsakteure und der Zivilgesellschaft”, betont Sanders und ruft dazu auf, die Ausweitung des Ökolandbaus nicht nur als eine Aufgabe der Politik zu verstehen.  Gleichwohl bedürfe es einer gestaltenden Agrarpolitik, die insbesondere gewährleisten müsse, dass sich verschiedene Fördermaßnahmen nicht gegenseitig aufheben.
Für gerechtfertigt hält der Forscher die Ökoförderung, weil sich die Folgekosten der landwirtschaftlichen Produktion nach wie vor nicht im Produktpreis niederschlagen. Einen Hemmschuh  stellten in manchen Regionen beschränkte Verarbeitungskapazitäten dar. Es sei daher richtig, den Aufbau und die Weiterentwicklung von Bio-Wertschöpfungsketten zu unterstützen.
Wirtschaftlichkeit entscheidend
Entscheidender Faktor für eine Umstellung auf Ökolandbau ist laut Sanders die Wirtschaftlichkeit. Betriebswirtschaftliche Analysen zeigten, dass der Ökolandbau für viele Betriebe eine lohnenswerte Option sei. Nur so sei das rasante Wachstum der Branche während der letzten fünf Jahre mit Zuwachsraten von jährlich rund zehn Prozent zu erklären.
Als wesentliches Erfolgskriterium nennt der  Wissenschaftler die Fähigkeit, ein gut funktionierendes agrarökologisches System zu entwickeln. „Erfolgreiche Ökolandwirtinnen und -landwirte sind immer auch gute Systemmanager”, so Sanders, der zu den führenden Experten auf dem Gebiet der Förderung und Wirtschaftlichkeit des ökologischen Landbaus zählt. Seiner Einschätzung nach werden der Ökolandbau sowie ganz allgemein agrarökologische Praktiken weiter an Bedeutung gewinnen. Treiber seien Fragen des Klimaschutzes, der biologischen Vielfalt sowie des Tierwohls.