Betrieb und Wirtschaft | 17. September 2015

Nur eine Mini-Ernte bei Körnermais

Von René Bossert
Erste Druschergebnisse bei Körnermais im Rheintal bestätigen die bescheidenen Ertragserwartungen. Eine erkleckliche Anzahl von Flächen wurde für Biogasanlagen oder als Silomais abgeerntet. Die Preise bewegen sich derweil auf einem Niveau, das viele Erzeuger den Verkauf hinauszögern lässt
Es gibt tatsächlich Gemarkungen mit durchweg leichten Böden im Rheintal, da ist die diesjährige Maisernte inzwischen schon  nahezu abgeschlossen! Die meisten Körnermais-Bestände dort fanden ihren Weg  für kleines Geld in Biogasanlagen oder wurden als Silomais  gehäckselt. Aber angesichts der geringen Kolbenanzahl mancher Bestände sind auch die Biogasanlagen-Betreiber nicht gerade glücklich mit der Ware.
Auf besseren Standorten oder bei beregneten Parzellen sind dagegen auch Körnermais-Erträge möglich, die angesichts des trockenen Sommers noch einigermaßen befriedigen können. Über 80 dt/ha kommen jetzt in der frühen Phase der Ernte aber auch die besten Bestände nicht hinaus, berichteten die Erfasser im Rheintal am Dienstag.
Die Körnermais-Erträge streuen auch innerhalb der einzelnen Schläge teilweise stark.
Herunter  geht es dann es bis zu Erträgen von 35 oder 40 dt/ha.  „Es ist eine riesige Spannbreite in diesem Jahr, teilweise auch innerhalb der einzelnen Parzellen”, stellte ein Erzeuger fest.  Die Feuchtewerte streuen ebenfalls kräftig, von Werten zwischen 20 und 35 Prozent ist die Rede. Immerhin scheint es dieses Jahr  keine Mykotoxin-Probleme zu geben, zeigen die bisherigen Erfahrungen.
 Ertraglich dürften also 30 bis 50% gegenüber der hohen Vorjahresernte fehlen. Dass die Erfassungsmenge an Körnermais im badischen Rheintal nur etwa halb so groß ausfällt  wie im vergangenen Jahr, wird von vielen Erfassern aufgrund der geringen Erträge und des Abfließens der Ware in die Gebisse der Maishäcksler für realistisch gehalten.  Marktbeteiligte aus dem Elsass sprechen dagegen von Ertragseinbußen in einem Bereich von 20 bis 30 Prozent gegenüber einer Normalernte – die dort weit verbreitete Beregnung hat Schlimmeres verhindert.
Kein Wunder, dass der Wettbewerb unter den Erfassern im Rheintal besonders hart ist. Erzeugerpreise, die in den vergangenen Wochen an manchen Tagen in  Nähe des Preisniveaus an der Matif lagen, belegen dies. Auch die Preisdifferenzen zwischen der Lieferung an das Wasserlager im Vergleich zum Landlager waren geringer als gewöhnlich.
Erzielt die  Mini-Ernte wenigstens ordentliche Preise? Nicht nur in Baden fehlt es schließlich an Mais. In Norddeutschland sind die Ertragsaussichten zwar besser, aber  das ist EU-weit gesehen eher eine Ausnahmeerscheinung.  In den  wichtigen europäischen Ländern sind die Ernteaussichten bescheiden: Die jüngsten Schätzungen sprechen von einer EU-Ernte von knapp unter 60 Millionen Tonnen, gegenüber rund 75 Millionen Tonnen im Vorjahr. Auch in der Ukraine macht sich die Trockenheit      bei den Erträgen bemerkbar. Trotz der nicht üppigen EU-Ernte ergibt sich aber für den Mais weltweit gesehen eine  komfortable Bilanz. Niedrige Notierungen in Chicago spiegeln dies wider.
Verhaltene Abgabebereitschaft
In dieser Woche werden in Baden Erzeugerpreise von bis zu 160 Euro für an den Wasserplatz gelieferte Ware bewilligt, wobei die Abgabebereitschaft der Erzeuger sehr verhalten ist. Vom internationalen Markt kamen in der laufenden Woche zunächst positive Impulse aus Chicago, zur Wochenmitte erhielten diese allerdings schon wieder einen Dämpfer, weil die Bestände in  den USA sich zum Erntestart nach wie vor gut präsentieren.  
Mit Blick auf die Preisentwicklung der nächsten Monate überwiegt  bei den meisten Marktbeteiligten eine vorsichtig-optimistische Grundhaltung. Man müsse angesichts der kleinen Erntemenge nicht wegen knappem Lagerraum unter Druck verkaufen. Die Ernte sei weltweit noch längst nicht vom Feld, so dass die Weltbilanz sich mittelfristig noch etwas anders darstellen könnte.   Abzuwarten seien auch die Auswirkungen von El Niño. Keinesfalls sollte man sich aber  Hoffnungen auf merkliche Preissteigerungen machen, wird dann im nächsten Satz gleich hinzugefügt. Mais sei weltweit gesehen schlicht und ergreifend  nicht knapp. Wer eher durch die pessimistische Brille auf den Markt blickt, verweist darauf, dass die Preise immerhin  merklich über dem Vorjahresniveau zum Erntestart liegen.
Die  Trocknungskosten wollen manche Erfasser gegenüber dem Vorjahr leicht senken, so die Ankündigung. Andere planen, sie auf Vorjahresniveau zu belassen.