Für weiterhin handlungsfähig hält der Vorsitzende des Bundestagsernährungsausschusses, Alois Gerig, die schwarz-rote Koalition im Bereich der Agrar- und Ernährungspolitik.
Alois Gerig (Mitte), hier als Redner bei der Großkundgebung gegen das Mindestlohngesetz am 30. März in Oberkirch. Er trat dort als engagierter Verfechter der Bauernanliegen auf.
Zwar räumt der CDU-Politiker aus dem nordbadischen Höpfingen ein, dass die Kompromissfindung zwischen Union und SPD „zum Teil sehr mühsam” sei. Gleichzeitig geht der 59-Jährige aber davon aus, „dass unser Vorrat an Gemeinsamkeiten noch nicht aufgebraucht ist”. Keineswegs teilt Gerig die Einschätzung, dass die politische Arbeit in Zeiten der Großen Koalition langweilig sei. „Wir führen hin und wieder sehr lebhafte Debatten, übrigens auch innerhalb der Koalition”, so der Landwirtschaftsmeister, der erstmals 2009 als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Odenwald-Tauber in den Bundestag eingezogen ist.
Mit der Arbeit des Ernährungsausschusses ist dessen Vorsitzender zufrieden. „Die Diskussionen im Ausschuss sind überwiegend von einem hohen Maß an Sachlichkeit geprägt”, stellte Gerig fest. Er bescheinigt den Ausschussmitgliedern, in den Sitzungen „weitestgehend auf Fensterreden zu verzichten”. Die Arbeitsatmosphäre im Ausschuss bezeichnet Gerig als gut, „auch wenn in der Öffentlichkeit hin und wieder ein anderer Eindruck entsteht”.
Alle Fraktionen seien sich in dem Ziel einig, die Rahmenbedingungen für die heimische Landwirtschaft und die ländlichen Räume so zu gestalten, „dass eine positive Entwicklung ermöglicht wird”.
Dass über die Ausgestaltung unterschiedliche Auffassungen bestünden, sei selbstverständlich und könne nicht anders sein. Eines seiner wichtigsten Ziele sieht der Vorsitzende darin, „dass die Arbeit des Ausschusses über das Parlament hinaus wahrgenommen wird”.
Rolle als Moderator
Seine Rolle als Ausschussvorsitzender versteht Gerig
in erster Linie als die eines Moderators, „der auf Ausgleich bedacht
ist”. Das bedeute allerdings nicht, „dass ich politisch zum Neutrum
werde”. Er nutze vielmehr die erhöhte Aufmerksamkeit, die dem Amt zuteil
werde, „um für die Anliegen der ländlichen Gebiete und der Landwirte zu
werben”. Ausdrücklich unterstrich Gerig die Eigenständigkeit des
Ernährungsausschusses. Der sei „weder Anhängsel noch Vollzugsorgan der
Bundesregierung”. Stattdessen setze man eigene Akzente und erarbeite
Lösungen.
Der Abgeordnete wies darauf hin, dass das Thema „Ernährung und
Landwirtschaft” in der Öffentlichkeit an Bedeutung gewonnen habe. Der
Ausschuss sei sich dessen bewusst und greife die öffentliche Diskussion
auf. Dies sei nicht zuletzt deswegen notwendig, um bei den politischen
Diskussionen „nicht im eigenen Saft zu schmoren”. Gerig: „Ich bin
bestrebt, die Diskussion mit gesellschaftlichen Gruppen zu führen.”
Dabei dürfe jedoch die Sicht der praktischen Landwirte nicht zu kurz
kommen.
Fachliche Aspekte zur Geltung bringen
Ein Fachausschuss und nicht zuletzt dessen
Vorsitzender müssten unabhängig von der Parteizugehörigkeit den Anspruch
haben, fachliche Aspekte in der öffentlichen Debatte stärker zur
Geltung zu bringen. Darin ist sich Gerig nach eigener Aussage mit den
meisten seiner Kolleginnen und Kollegen einig. „Wer meint, man müsse in
der Landwirtschaft nur den Hebel umlegen und alles wird gut, hat von der
Praxis keine Ahnung”, warnt der ehemalige langjährige Geschäftsführer
eines Maschinenrings.