Wie jedes Jahr nutzte der BLHV bei der gemeinsamen Weihnachts-Pressefahrt mit ForstBW die Gelegenheit, mit Journalisten die jüngste Einkommensentwicklung der Bauern und weitere Themen zu erörtern, die Südbadens Landwirtschaft derzeit beschäftigen.
Ziegenhalter gesucht: Martin Buhl (links), Gründer und Geschäftsführer von Monte Ziego, erläuterte am Teninger Firmensitz den Teilnehmern der Pressefahrt die weiteren Ausbaupläne für Ziegenmilchprodukte.
Exkursionsziele für die wiederrum zahlreich im Bus mitgereisten Journalisten waren diesmal von Seiten der
ForstBW das Naturschutzprojekt
Wilde Wald-Weide in Kappel-Grafenhausen und von Seiten des BLHV die
Demeter-Ziegenkäserei Monte Ziego in Teningen. Zusammen mit dem Schweizer Unternehmen
Holle baby food entsteht dort gerade der Neubau einer Sprühtrocknungsanlage; Investitionsvolumen 26 Millionen Euro. Die Investoren sehen bei Ziegenmilch für Babynahrung einen sehr aufnahmefähigen Markt (die BBZ berichtete).
Große Ziele mit Ziegenmilch
Die Rohstoffversorgung für die Milchpulverproduktion
soll über Zukauf unterschiedlicher Herkunft gesichert werden, wie Udo
Fischer, Geschäftsleitung Holle baby food, und Martin Buhl,
Geschäftsführer von Monte Ziego, erläuterten.
Lena Pfefferle aus Münstertal informierte bei Monte Ziego in Teningen aus Sicht einer Milchziegenhalterin. Ihr Fazit seit dem Start 2013: „Es war eine harte, schwere Zeit, aber wir haben es geschafft.”
Martin Buhl bekundete, dass er seit Jahren um noch mehr regionale
Milchziegenhalter werbe, aber nicht genügend finde, obwohl er seine
Konditionen als attraktiv bezeichnet. Es gibt wohl noch reichlich
emotionale Vorbehalte, sich auf Ziegenhaltung einzulassen, zu diesem
Schluss kam man in einer Diskussionsrunde. Ebenfalls zur Sprache kam:
Die Ziege ist ein Tier mit anderen Verhaltensweisen als eine Kuh. Und
Ziege ist nicht gleich Ziege: Für die Milchproduktion steht die Leistung
im Vordergrund und es besteht Bedarf an hochwertigem Grundfutter.
BLHV-Präsident Werner Räpple betrachtete Ziegenhaltung in
seinem Fazit „als eine Alternative für den Schwarzwald, aber nicht als
die eine Alternative”.
Von ähnlich interessantem Nischencharakter mit Bedeutung für die
Landwirtschaft ist das Wald-Weide-Projekt in Kappel-Grafenhausen. 2015
wurde es auf Initiative von Bürgermeister Jochen Paleit gestartet. Die
Tiere im Wald hält der ortsansässige Landwirt Tilman Windecker, bei dem
so der Betriebszweig „Naturschutz” hinzugekommen ist. „Wald-Weiden
waren bis 1830 hier typisch”, informierte Paleit darüber, dass er nicht
Erfinder dieser Haltungsform sei.
Fläche schonen
lm Auwald und angrenzenden Offenland von Kappel-Grafenhausen leben seit 2015 auf einer Fläche von knapp 100 Hektar rund 40 urwüchsige Robustrinder der französischen Rasse Salers und eine kleine Herde Konik-Pferde. Sie sollen helfen, für einen lichten Wald mit Eichen und Ulmen zu sorgen. Das Naturschutzprojekt generiert Öko-Punkte und vermindert so für die Landwirtschaft Druck auf Ackerflächen wegen Ausgleichsmaßnahmen. Die Rinder sind für Waldbesucher frei zugänglich. Hinweisschilder an selbstschließenden Toren weisen auf Verhaltensregeln hin.
Naturschutz-Ziel der Beweidung des Auwaldes ist ein lichter Wald mit
Eichen und Ulmen. Der Landwirtschaft ist gedient, weil die Maßnahme mit
reichlich Ökopunkten verbunden ist. Das heißt, man kann damit
Naturschutzausgleich für Baumaßnahmen betreiben. „Solche Maßnahmen
eignen sich, Landwirtschaftsfläche zu schonen”, hob BLHV-Präsident
Werner Räpple anerkennend hervor. Für den ganzen Wald sei das aber keine
Lösung, es müsse auch Wald aus wirtschaftlichen Gründen geben.
Die Einkommensentwicklung im vergangenen Wirtschaftsjahr 2017/2018
(Stichtag 30. Juni 2018) und weitere aktuelle Herausforderungen und
Probleme für die regionale Landwirtschaft wurden vom BLHV beim
abschließenden Pressegespräch thematisiert.
Räpple machte angesichts des Dürrejahres 2018 grundlegende
Schwierigkeiten mit dem Zahlenwerk deutlich, das von Juli 2017 bis Juni
2018 (Wirtschaftsjahr) reicht. Im konkreten Fall sind die
wirtschaftlichen Folgen der Dürre noch gar nicht eingerechnet.
Durchwachsenes Wirtschaftsjahr
BLHV-Präsident Werner Räpple bilanzierte das
Wirtschaftsjahr 2017/2018 für die landwirtschaftlichen Betriebe in
Südbaden insgesamt als „durchwachsen”. Zwar seien die Milchviehbetriebe
vorerst noch auf dem Weg der wirtschaftlichen Erholung, demgegenüber
hätten die Veredlungsbetriebe ihren Aufschwung nicht fortsetzen können.
Die Ackerbaubetriebe verharren weiterhin auf niedrigem Niveau.
Im Obst-
und Sonderkulturbereich zeige sich ein geteiltes Bild: Nicht vom Frost
geschädigte Betriebe konnten demnach dank guter Preise ihre
Unternehmensergebnisse steigern, bei denjenigen mit größeren Schäden
konnte nur die staatliche Frosthilfe Verluste verhindern.
Baden-Württemberg ist im bundesweiten Einkommensvergleich erneut
Schlusslicht. Auch aus diesem Grund hält Räpple die Direktzahlungen der
EU zur Existenzsicherung der Betriebe weiterhin für unerlässlich.
Ausführliche Informationen zur Bilanz der landwirtschaftlichen Betriebe 2017/2018 mit Zahlen in der Ausgabe 1/2019 der BBZ.
Grünes Band in Gold für Meinrad Joos
BLHV-Präsident Werner Räpple zeichnet Forstpräsident Meinrad Joos mit dem Grünen Band in Gold des BLHV aus.
Sichtlich überrascht, aber erfreut reagierte Forstpräsident Meinrad Joos von der Abteilung Forstdirektion im Regierungspräsidium Freiburg, als ihn BLHV-Präsident Werner Räpple zum Abschluss der gemeinsamen Weihnachtspressefahrt mit dem
Grünen Band in Gold des BLHV auszeichnete. Für Meinrad Joos war es die 16. und letzte Pressefahrt, an der er gemeinsam mit Räpple teilnahm. Im März 2019 geht er in Ruhestand. Werner Räpple würdigte die „vielen Jahre der gemeinsamen Arbeit in Forstfragen”.
Meinrad Joos habe ein Herz für den gesamten Forst gehabt und seinen Blick immer wieder auf die Landwirtschaft gerichtet. Der BLHV-Präsident lobte Joos als „Führungspersönlichkeit mit großer Menschlichkeit”. Bauen mit Holz und die Weißtanne seien ihm Herzensanliegen. Der BLHV habe auf ihn gehört und beides mit dem neuen Haus der Bauern umgesetzt, betonte Räpple augenzwinkernd.
„Ich bin total geblendet”, reagierte Meinrad Joos spontan auf die Ehrung. Er bestätigte, dass er sich nicht nur dem Staatswald verpflichet sah, sondern stets die Anliegen des Körperschafts- und Privatwaldes mit einbezog. Die Abteilung Forstdirektion ForstBW informierte bei der Pressefahrt über aktuelle forstwirtschaftliche Fragen und führte die Journalisten zum Wald-Weideprojekt in Kappel-Grafenhausen. Mehr zum Thema Forst auf der Pressefahrt in der BBZ-Ausgabe 1/2019.