Naturland-Betrieb gibt Gas mit Leguminosen
Der Boden ist tätig, von Haus aus kalkreich und durchlässig. Er ist aber auch anfällig gegenüber Bearbeitungsfehlern und Erosion. Seine Behandlung erfordert viel Fingerspitzengefühl. Trotzdem ist es ein festes Ziel des Betriebsleiters, die organische Substanz im Boden dauerhaft zu erhöhen.
2003 hat Wolfram Wiggert den Betrieb auf ökologische Wirtschaftsweise gemäß Naturland umgestellt. Damit entfällt die Stickstoffzufuhr per Handelsdünger. Zur Stärkung des Bodengefüges und der Nährstoffverfügbarkeit werden regelmäßige Erhaltungskalkungen durchgeführt.
Zwei Fünftel der bewirtschafteten Ackerfläche dienen der Erzeugung von Druschfrüchten, drei Fünftel dem NaWaRo-Anbau. Das Anbaugemisch aus Klee, Luzerne und Gras hat mit 36 Prozent den größten Anteil bei den Ackerkulturen. „Die stickstoffsammelnden Leguminosen sind gleichzeitig auch unsere Energiefabrik”, erklärte Wiggert. Sie kommen in der Fruchtfolge in mehreren Gliedern vor.
Der gute Vorfruchtwert des vorausgegangenen, überjährigen Leguminosengemisches ermöglicht hohe Dinkelerträge von 50 dt/ha, die damit zwei Drittel des Wertes eines konventionell gedüngten Dinkelaufwuchses erreichen. Nach den drei einjährigen Früchten folgt „Schweidel” als sechste Fruchtart, eine Mischung aus Wiesenschwingel und Weidelgrasarten. Davon geht der erste Schnitt an das Vieh, die beiden folgenden in die Biogasanlage.
Im Spätherbst folgt – als siebte Frucht – wiederum die Einsaat eines Gemenges mit Leguminosenanteilen. Für den stickstoffbedürftigen Boden wirkt es wie eine Zwischenenergiequelle durch die Komponenten Wintererbsen und Wicken, hinzu kommen Roggen und Triticale. Der Aufwuchs geht in die Biogasanlage. Dieses Fruchtfolgeglied schafft günstige Voraussetzungen für die nachfolgende Getreideart: Wiggert hat dafür das Einkorn gewählt, das damit gleichzeitig auch am Ende der Fruchtfolge steht. Mit dieser Kultur sind zwar kaum mehr als 30 dt/ha an Ertrag zu erwarten. Nach Darstellung des Betriebsleiters sind die erzielbaren Verkaufspreise aber hoch genug, um einen Deckungsbeitrag zu erzielen, der anderen Früchten gegenüber vergleichbar ist. Insgesamt können auf dem Haslachhof 1000 t Getreide eingelagert werden.
Die Beschickung des Fermenters der Biogasanlage bildet dennoch das Zentrum des Betriebsgeschehens. Neben den Ackerfrüchten kommt auch Rindermist und Grünlandaufwuchs in den Fermenter. Die Substratmischung ist durch die verwendeten Anteile rohfaserreich und dickflüssig. Deshalb wurde für seine Durchmischung ein robustes Paddelrührwerk gewählt, das sich mit seiner Laufleistung von 15 Umdrehungen pro Minute als zuverlässig und belastbar erwiesen hat. Zwei kleinere Rührwerke sorgen parallel dazu für die Kreisbewegung der Flüssigkeit im Behälter.
Nach seiner Ausgasung wird das Substrat in eine Separierungsanlage geleitet. Die Trennung in eine festere und eine flüssigere Phase (Fugat) hat sich laut Wiggert bewährt. Die Ausbringung des flüssigen Fugats ist technisch einfach. Die hohen Anteile an schnell wirkendem Stickstoff können auf dem Acker leicht umgesetzt werden. Bei der festen Phase wiederum baut sich der Stickstoff langsamer ab, weshalb die Masse auf Wiesen und Luzerneflächen per Miststreuer ausgebracht wird. Entscheidend sind für Wiggert die Verwirklichung einer Kreislaufwirtschaft, die optimale Inwertsetzung der Ackerfutter- und Grünlandflächen und die nachhaltige und bodenverbessernde Verwendung des Aufwuchses.