Betrieb und Wirtschaft | 18. Februar 2016

Monte Ziego will auch Milchpulver machen

Von René Bossert
Die Käserei Monte Ziego und will weiter expandieren und plant unter anderem den Bau einer Trocknungsanlage für Ziegenmilch am Unternehmensstandort in Teningen. Die Rohstoffbasis auszuweiten, fällt der Firma allerdings schwer.
Martin Buhl, Gründer und Inhaber von Monte Ziego,  ist ein bisschen ratlos.  Er sucht neue Ziegenmilcherzeuger im Schwarzwald – sie zu finden  ist aber offenbar  mühsamer als gedacht. Obwohl Buhl ein attraktives Angebot macht, wie er findet: Seine Käserei sei  im Markt etabliert, beim Auszahlungspreis liegt   er in Deutschland nach eigener Einschätzung bei Ziegenmilch  vorne, und der Absatz für Produkte aus Ziegenmilch läuft gut.
 Nicht nur bei Frischkäse, dem bei weitem wichtigsten Produkt von Monte Ziego. Auch  für Pulver  tun sich laut Buhl interessante Absatzmöglichkeiten auf. Mit dem Bau einer Trocknungsanlage will er  reagieren und so  auch dem Problem Herr werden, dass er im Sommer  viel Milch angeliefert bekommt und im Winter zu wenig. „Die Anlieferungsspitzen trocknen wir weg”, sagt er. Die Trocknung sei rentabler als die Herstellung von Hartkäse.
Die Pläne für die Trocknungsanlage in Teningen sind in Arbeit, wie Martin Buhl (rechts) und Erzeugerberater Joscha Hierath zeigen.

 Für die Trockung hat Buhl eine neue Firma gegründet, die Biopulver GmbH. Er hält an dieser Firma 75%. Mit 25% im Boot  ist die Bio  Development Holding  AG. Die Firma mit Sitz im schweizerischen Pfäffikon investiert in der Bio-Nahrungsmittelbranche. 
Rund neun Millionen Euro will die Biopulver GmbH für die Trocknungsanlage investieren. Ziegenvollmilchpulver als Rohstoff für Säuglingsmilchnahrung soll damit produziert werden. Die Grundstücke in unmittelbarer Nachbarschaft zur Käserei in Teningen sind  gekauft, und die Planung für eine Anlage mit einer täglichen Verarbeitungskapazität von 30000 Liter läuft.  
Mit der Anlage können auch andere  Produkte getrocknet werden, sagt Buhl, ohne konkreter werden zu wollen: „Sonst hätten wir das Geld zum Investieren auch nicht bekommen.”
Derzeit hat Buhl neun Milchlieferanten, die teilweise auch weiter aufstocken wollen. Knapp 800000 Kilogramm  Ziegenmilch hat er 2015 verarbeitet. Der Umsatz lag bei etwa zwei Millionen Euro, ein Plus von 25% gegenüber 2014. Im laufenden Jahr plant er  mit einem  Umsatzplus von  15%.
Einer seiner langjährigen Erzeuger ist im vergangenen Jahr abgesprungen. „Er war mit dem Auszahlungspreis nicht zufrieden”, berichtet Buhl. Ein weiterer Erzeuger ist nach nur einigen Monaten  Belieferungszeit gleich wieder ausgestiegen. „Die nötige Professionalität hat gefehlt”, sagt Buhl dazu. 2017 kommt ein  neuer, größerer Erzeuger aus Ühlingen-Birkendorf dazu.
Vielleicht ist  der doppelte Umstieg aus Sicht  mancher Interessenten ein Problem, meint Buhl: Nicht nur Bio, sondern Demeter verlange er schließlich. Beim Einstieg in die Ziegenmilchproduktion müsse sowieso alles neu organisiert werden, da sei Demeter kein weiteres größeres Problem, findet Buhl.
 Seit Sommer 2015 arbeitet der Landwirtschaftsmeister Joscha Hierath als Erzeugerberater bei Monte Ziego. Er sieht   noch Reserven in der Produktionstechnik, vor allem über bessere Genetik, bessere Fütterung und Teilnahme an der Milchleistungsprüfung. 750 Kilogramm  Jahresleistung ist für ihn eine realistische Hausnummer.  Die Beratung ist für die Erzeuger kostenlos, betont Buhl: „Das ist unsere Investition in das Wachstum der Milchmenge.”
Buhl wendet sich gegen das Gerücht, er zahle schlecht aus. „Der  Auszahlungspreis von Monte Ziego  für 2016 im Jahresdurchschnitt wird bei 86 Cent/kg liegen”, erklärt er.  Der Preis versteht sich brutto, bei 3,2% Fett und 3,0% Eiweiß, ab Hof. Kalkulatorisch sind dabei 8 Cent/kg Erfassungskosten angesetzt, welche die Molkerei aber selbst trägt. Der Grundpreis schwankt über das Jahr hinweg, im Sommerhalbjahr liegt er drei Cent unter dem Preis für Dezember und Januar und zwei Cent und dem Preis für Februar, März und November.
Nach seiner Einschätzung  liegt dieser Preis auch nahe an der Vollkostendeckung. Den Ziegenmilch-Report des Ziegenzuchtverbandes und der Landesanstalt für die Entwicklung der Landwirtschaft (LEL) kritisiert Buhl als nicht aussagekräftig, weil zu viele kleine Betriebe darin berücksichtigt wurden. Im Schnitt hielten die 15 untersuchten Betriebe 85 Milchziegen. Der Ziegenmilch-Report hält einen vollkostendeckenden Milchpreis bei 90 Cent bis 1 Euro/kg für gegeben. Die Autoren weisen auch  auf die schwierige Vermarktung der Kitze hin.
 Das Thema Kitze benennt auch Buhl als ein Problem, für das er noch keine gute Lösung gefunden hat. Die Kitzaufzucht für nicht zur Bestandsergänzung nötige Tiere müsse  überbetrieblich laufen. Derzeit geben einige seiner Erzeuger Kitze an einen Mastbetrieb im Elsass. „Der Landwirt dort  arbeitet gut,  aber es ist  ein konventioneller Betrieb”, berichtet Buhl.   Er will eine Lösung, die ethisch in Ordnung und transparent ist – notfalls auch  konventionell, aber optimalerweise bio. 
Kalkulation
Was den Vergleich mit der Kuhmilchproduktion angeht, weist  Buhl bei einer Deckungsbeitragskalkulation auf erhebliche Vorteile für die  Bio-Ziegenmilchproduktion im Vergleich zur konventionellen Kuhmilchproduktion hin.   Bei einer angenommenen Herdengröße von 220 Ziegen und einer Jahresleistung von 850 kg Milch errechne sich ein Deckungsbeitrag von 405 Euro pro Ziege – sprich 2700 Euro pro Großvieheinheit – und ein Deckungsbeitrag von 34 Euro pro Arbeitskraftstunde.
Ziegenmilch im Haupterwerb
Fünf Millionen Liter Ziegenmilch jährlich will Buhl bis 2020 aus dem Schwarzwald erfassen. Er sucht Betriebe, die 150 bis 250 Ziegen im Haupterwerb melken. Kleinere Betriebe könnten dann für  Monte Ziego interessant sein, wenn sie  erfassungstechnisch günstig liegen. „Wir suchen Erzeuger im gesamten Schwarzwald”, unterstreicht  Buhl. Auch ins Elsass hat er  seine Fühler ausgestreckt. Im März will er im Schwarzwald gleich mehrere Informationsveranstaltungen für Erzeuger anbieten.