Politik | 14. Mai 2020

Minister streiten sich ums Geld

Von AgE
Der Streit um die künftige Verteilung der Mittel aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) ist entbrannt. Bei ihrer Frühjahrskonferenz per Videoschalte konnten sich die Länderagrarminister nicht auf einen Kompromiss für die Übergangsperiode 2021 und 2022 verständigen.
Die Landwirtschaftsminister der Bundesländer sind sich nicht einig über die Verteilung der EU-Fördermittel für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER).
Auf einem Sondertreffen Ende Juli wollen die Minister einen neuen Anlauf unternehmen. Bis dahin soll eine Arbeitsgruppe einen Vorschlag für einen Kriterienkatalog entwickeln. Der saarländische Landwirtschaftsminister und Vorsitzende der Agrarministerkonferenz (AMK), Reinhold Jost, sprach nach der Konferenz von einem „heftigen Austausch” zwischen den Ministern. Der SPD-Politiker kritisierte seine ostdeutschen Amtskollegen, die keine Bereitschaft gezeigt hätten, Korrekturen an dem geltenden Schlüssel vorzunehmen, der sie deutlich besserstelle als die Westländer.
„Nicht nach der Himmelsrichtung”
„Was vor 20 Jahren seine Berechtigung hatte, lässt sich heute nicht mehr aufrechterhalten”, so der Minister. Aufgrund der damals gefundenen Sonderregelungen erhalte das Saarland nur ein Viertel bis ein Drittel der Mittel, die ihm nach dem ursprünglichen Verteilungsschlüssel zustünden. Gelder dürften künftig nicht mehr „nach der Himmelsrichtung” verteilt werden, verlangt Jost. Entscheidend müsse der Bedarf sein.
Der Beschlussvorschlag zur AMK, die bisherige Mittelverteilung bereits im Übergangszeitraum 2021/22 deutlich stärker als bislang durch einen Bezug zur landwirtschaftlichen Fläche (LF) zu korrigieren, hatte bei den Ostländern scharfe Kritik ausgelöst. Mecklenburg-Vorpommerns SPD-Agrarminister  Till Backhaus warnte vor massiven Einschnitten, die man nicht akzeptieren werde. Bei der Verteilung der Mittel dürfe man sich künftig nicht allein an der landwirtschaftlichen Fläche orientieren. Vielmehr müssten auch andere Kriterien wie die regionale Wirtschaftskraft oder der Anteil an Natura-2000-Gebieten einfließen. „Wir wollen, dass die bisherige Verteilung der ELER-Mittel auch für die Jahre 2021 und 2022 fortgeführt wird”, hatte Thüringens Landwirtschaftsminister Benjamin-Immanuel Hoff bereits im Vorfeld der Agrarministerkonferenz erklärt. Für die Übergangsphase bis 2022 brauche man Planungssicherheit. Hoff kritisierte die Forderung der westdeutschen Länder, die Flächenkomponente bei der Verteilung zu ändern.
Zuletzt waren 90 Prozent der ELER-Mittel nach dem geltenden Verteilungsschlüssel und zehn Prozent  gemäß des Anteils der Länder an der landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) in Deutschland verteilt worden. Zudem erhielt jedes Land mindestens 50 Euro/ha LF. Nach den Vorstellungen einiger Länder soll der Flächenanteil auf 40 Prozent erhöht werden. Für Thüringen würde das laut Hoff einen Mittelverlust von etwa neun Millionen  Euro im Jahr bedeuten.