Land und Leute | 19. Juli 2018

Milcherzeuger und Mäster kooperieren

Von Anne Wegerhof
Allein über die Mutterkuhhaltung im Schwarzwald ist die hohe Nachfrage nach Bio-Rindfleisch nicht zu decken. Milchviehhalter und Mäster trafen sich, um über eine Zusammenarbeit zu sprechen.
Der Absatz von Bio-Rindfleisch bei der Erzeugergemeinschaft Schwarzwald Bio-Weiderind stieg 2017 um 20 %. Von Seiten der Edeka Südwest besteht kontinuierlich eine hohe Nachfrage nach ökologisch erzeugtem Rindfleisch. Große Reserven an Bio-Masttieren existieren in der Bio-Milchviehhaltung. Überzählige Kälber werden aktuell konventionell vermarktet.  Schon seit längerem beschäftigt sich Dr. Lukas Kiefer von der Universität Hohenheim mit dieser Problematik und konnte nun Bio-Milcherzeuger und Bio-Mäster an einen Tisch bringen.
In der Runde konnte man sich auf konkrete Lieferkonditionen einigen.

Auf Einladung von Martin Schmidt, einem der Geschäftsführer der Schmidts Märkte, trafen sich vergangene Woche im Markt in Titisee-Neustadt Bio-Milcherzeuger, Bio-Rindermäster und Berater, um Möglichkeiten zur Zusammenarbeit zu diskutieren und  konkrete Vereinbarungen zu treffen. Martin Schmidt verdeutlichte, wie stark sein Unternehmen an regional und ökologisch erzeugtem Rindfleisch interessiert sei und ein Großteil der Kundschaft großen Wert auf Regionalität, Tierwohl und auch auf ökologisch erzeugtes Rindfleisch lege. „Der Markt ist da, es fehlen lediglich noch Tiere”, sagte   Schmidt. Er  unterstrich die  Unterstützung seines Unternehmens bei der Umsetzung der Kooperation.
14 Wochen
Schon seit längerem werden auf den an der engeren Zusammenarbeit interessierten  Milchviehbetrieben die Kühe, von denen keine Nachzucht genutzt werden soll, mit Fleischrinder-Bullen belegt. Diese Kreuzungskälber eignen sich hervorragend für die Weitermast. In der Runde der anwesenden Bio-Milcherzeuger hat sich die Einkreuzung von Weiß-Blauen-Belgiern und Limousin bewährt.  
Anders als bisher sollen die Kälber nun 14 Wochen auf dem Milchviehbetrieb verbleiben und erst dann an die Rindermäster verkauft werden, da nach den Öko-Richtlinien eine Vollmilchtränke von mindestens zwölf  Wochen erforderlich ist. Eine Vorbereitungsfütterung in den ersten beiden Wochen nach dem Absetzen auf dem Geburtsbetrieb hat sich zudem bewährt. So sollen der Absetzstress und ein damit verbundener Gewichtsrückgang vermieden werden.
Dieser Mehraufwand muss natürlich entlohnt werden. Moritz Silbereis beschäftigt sich im Rahmen seiner Bachelorarbeit, die er derzeit an der Universität Hohenheim schreibt, mit den Erzeugungskosten für ein abgesetztes Kalb. Diese liegen seinen Erkenntnissen zufolge je nach Betrieb zwischen 550 und 650 Euro.
Auf Lieferkonditionen geeinigt
Die Rindermäster legen Wert auf gesunde, abgesetzte Kälber, die bereits gut Festfutter aufnehmen und sich schnell an die Futterumstellung auf dem Mastbetrieb gewöhnen. Bei bereits gewogenen Kälbern zeigte sich ein Gewichtskorridor von 120 kg bis 140 kg Lebendgewicht. Diese 20 kg Differenz sind bei der Gruppenzusammenstellung kein Problem, größere Abweichungen würden aber zu sehr heterogenen Gruppen führen, welche die Ausmast erschweren.
In der Runde konnte man sich auf konkrete „Lieferkonditionen” einigen. Diese sehen   einen Fixpreis für 14 Wochen alte Kälber in einem Gewichtskorridor von 120 bis 140 kg Lebendgewicht vor. Darüber hinaus sind weitere prüfbare Kriterien die Weidegewöhnung und eine Anfütterung mit Kraftfutter.
Erste Kälber sollen im September nach den neuen Vereinbarungen bei einem Mäster aufgestallt werden. Die  Beteiligten zeigten sich überzeugt davon, dass diese Zusammenarbeit zukunftsweisend für die Bio-Landwirtschaft ist und sich in der Region mittelfristig weitere Betriebe anschließen werden.