Politik | 23. Januar 2020

Miese Stimmung auf Deutschlands Höfen

Von AgE
Die Stimmung auf den landwirtschaftlichen Betrieben hat sich im Vergleich zum Herbst insgesamt weiter verschlechtert, weil die Zukunftserwartungen der Landwirte noch pessimistischer ausfallen.
Die Stimmung der Bauern kennt zurzeit nur eine Richtung.
Das geht aus dem Konjunkturbarometer Agrar für Dezember 2019 hervor, dessen Ergebnisse der Deutsche Bauernverband (DBV) am 15. Januar in Berlin vorgelegt hat. Es wird im Auftrag des DBV, des Bundesverbandes Lohnunternehmen (BLU), des Fachverbandes Landtechnik im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und der Landwirtschaftlichen Rentenbank vom Marktforschungsinstitut Produkt + Markt repräsentativ erhoben. Dazu wurden im Dezember 2019 bundesweit insgesamt 1500 Landwirte befragt.
Laut Bauernverband wird die Lage mit einem Indexwert von nur noch 8,2 Punkten mittlerweile sehr ungünstig beurteilt. Bereits in den vorangegangenen Erhebungen im März, Juni und September 2019 hatte sich die Stimmungslage in der deutschen Landwirtschaft bis auf einen Indexstand von 10,5 Punkten eingetrübt. Im Dezember 2018 waren dagegen noch 23,9 Punkte ermittelt worden.
Der Indexwert des Konjunkturbarometers fasst dem DBV zufolge die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung und die Erwartungen an die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung zusammen. Dabei wurde die aktuelle wirtschaftliche Situation gegenüber September auf der Notenskala von eins für „sehr gut” bis fünf für „sehr ungünstig” mit einem Durchschnitt von 3,13 nahezu unverändert beurteilt.
Rukwied: Hochgradige Verunsicherung
Allerdings verschlechterten sich die Erwartungen an die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung nochmals deutlich und erreichten mit einer Durchschnittsnote von 3,34 den bisherigen Tiefststand. Laut DBV-Präsident Joachim Rukwied belegen diese Ergebnisse neben einer schwierigen wirtschaftlichen Lage vor
allem eine hochgradige Verunsicherung in der Landwirtschaft. „Wir Bauern sind Unternehmer. Jeder, der etwas unternehmen will, braucht verlässliche Rahmenbedingungen, um Zukunftsinvestitionen tätigen zu können. Darauf muss die Politik ausgerichtet werden”, forderte Rukwied.
Wie der Bauernverband mit Blick auf die betriebsformspezifischen Umfrageergebnisse ausführte, fiel die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Situation in den Veredlungsbetrieben mit einer Durchschnittsnote von 2,65 besser aus als im September, als eine Note von 2,75 festgestellt worden war. Dafür ausschlaggebend seien die globalen Marktentwicklungen als Folge der in Südostasien grassierenden Afrikanischen Schweinepest (ASP) gewesen, stellte der DBV fest. Dagegen blieb die Bewertung der Ackerbaubetriebe mit etwa 3,25 nahezu unverändert. Ähnlich wie drei Monate zuvor beurteilten die Futterbauer ihre Lage; hier verschlechterte sich die Note allerdings im Vergleich zum September um etwa eine Zehntelnote.
Unterdessen fielen die Zukunftserwartungen in allen Betriebsformen mit einer Durchschnittsnote von rund 3,3 im Dezember nochmals pessimistischer aus. Dabei war der Anteil der Pessimisten mit 38 Prozent deutlich höher als der Anteil der Optimisten mit lediglich 9 Prozent.
Dem Bauernverband zufolge ist die Bereitschaft der Landwirte, in den kommenden sechs Monaten zu investieren, mit einem Anteil von 33 Prozent der Befragten niedrig geblieben. Ein Jahr zuvor war der Anteil ein  Prozentpunkt und damit kaum höher gewesen.
Studie belegt große Unzufriedenheit
Kleine und mittlere Landwirtschaftsbetriebe in Deutschland sehen ihre Zukunft mehrheitlich pessimistisch. Das belegt zumindest eine  Studie des Marktforschungsportals agri experts aus dem Haus Deutscher Landwirtschaftsverlag (dlv). Von den Befragten, die allesamt kleine oder mittlere Höfe bewirtschaften, sehen demnach nur 27 Prozent eine Perspektive für ihren Betrieb. Dagegen gehen 73 Prozent davon aus, dass ihr Hof ohne wesentliche Änderungen nicht zukunftsfähig ist. Besonders düster ist die Stimmung den Befragungsergebnissen zufolge bei den Leitern von Höfen, die weniger als 60 Hektar bewirtschaften beziehungsweise weniger als 65 Milchkühe, 1200 Mastschweine oder 250 Zuchtsauen halten. Unter den Pessimisten im Hinblick auf die betriebliche Zukunft waren sie zu 78 Prozent vertreten, unter den Optimisten hingegen nur zu 58 Prozent. Zudem waren unter den Pessimisten 48 Prozent Nebenerwerbslandwirte, unter den Optimisten 38 Prozent.