Politik | 17. Dezember 2015

Merklich schnellerer Strukturwandel

Von AgE
Der Strukturwandel in der deutschen Landwirtschaft hat sich zuletzt wieder beschleunigt. Wie aus dem Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes (DBV) hervorgeht, ist die Zahl der Betriebe in diesem Jahr gegenüber 2014 um 2,3 Prozent auf rund 280 000 zurückgegangen.
Baden-Württemberg gehört zu den Bundesländern mit einem hohen Anteil an Nebenerwerbsbetrieben.
Im Vorjahr hatte der Rückgang knapp 1% betragen. Zwischen 2007 und 2014 hatte die Abnahmerate im Schnitt bei jeweils 1,6% pro Jahr gelegen.
Im Durchschnitt bewirtschafteten die Betriebe im vergangenen Jahr 58,3 ha landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF). Die Spanne reiche von jeweils gut 33 ha in Baden-Württemberg und Bayern bis zu einer durchschnittlichen Betriebsgröße von mehr als 270 ha in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Die Wachstumsschwelle liegt mittlerweile im Bundesdurchschnitt bei 100 ha. Oberhalb dieser Marke nimmt die Zahl der Betriebe zu, unterhalb ist sie rückläufig.
Verschärft hat sich der Strukturwandel sowohl in der Milchvieh- als auch in der Schweinehaltung. Laut Situationsbericht wurden im Frühjahr dieses Jahres noch 74 800 Milchviehbetriebe gezählt; das waren 3,7 % weniger als vor Jahresfrist.  Die durchschnittliche Bestandsgröße liegt  bei 57 Kühen, wobei rund 47 % der Milchkühe in Beständen mit 100 und mehr Tieren stehen.
Im Mai dieses Jahres wurden  25800 Betriebe mit Schweinehaltung gezählt,  4,8% weniger als ein Jahr zuvor. Mit einem Minus von 5,7% fällt der Rückgang bei den Sauenhaltern noch höher aus. Deren Zahl hat sich auf 9900 vermindert. Sie verfügen im Schnitt über 204 Zuchtschweine. Etwa drei Viertel aller  Schweine werden in Beständen mit 1000 oder mehr Tieren gehalten.
Veränderungen bei den Arbeitskräften
Dem Situationsbericht zufolge ging die Zahl der Familienarbeitskräfte zwischen 2010 und 2013 um 9% zurück. Im gleichen Zeitraum stieg hingegen die Zahl der ständig beschäftigten Arbeitnehmer um 4%.
Im früheren Bundesgebiet überwogen 2013 die in Einzelunternehmen tätigen Familienarbeitskräfte mit rund 477000 Personen; das entsprach einem Anteil von 55% aller  Arbeitskräfte dort.  14%  zählten zu den ständig angestellten Arbeitskräften,   31% waren Saisonarbeitskräfte.
Demgegenüber entfielen in den neuen Ländern 54% der Beschäftigten  auf familienfremde Dauerarbeitskräfte. Der Anteil der Familienarbeitskräfte betrug   19%, während die Saisonarbeitskräfte 27% stellten.
Deutlich verschlechtert hat sich die Altersstruktur der  Betriebsinhaber. War 1999 noch knapp die Hälfte der Betriebsinhaber jünger als 45 Jahre, ist dieser Anteil bis 2013 auf gut ein Viertel zurückgegangen. Gleichzeitig ist der Anteil älterer Betriebsinhaber von 29% auf 36% gestiegen.
Laut Situationsbericht liegt der Anteil der Nebenerwerbsbetriebe an der Gesamtzahl der Einzelunternehmen in Baden-Württemberg, Hessen, dem Saarland und Sachsen bei jeweils rund zwei Drittel. Lediglich in Niedersachsen und Schleswig-Holstein entfallen weniger als 40% aller Betriebe auf den Nebenerwerb. Bundesweit werden etwas mehr als die Hälfte aller Betriebe im Nebenerwerb bewirtschaftet.
Der Anteil der Areale, die von Nebenerwerbsbetrieben bewirtschaftet werden, liegt bei rund einem Viertel der  landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF). In Hessen entfallen mehr als 40% der gesamten LF auf  Nebenerwerbsbetriebe. In Baden-Württemberg und dem Saarland sind es jeweils deutlich über 30% und in Bayern und Rheinland-Pfalz  rund 30%.
Nach der im Situationsbericht wiedergegebenen Auswertung ihrer Buchführungsergebnisse erzielten die Nebenerwerbsbetriebe im Wirtschaftsjahr 2014/15 einen Gewinn aus der Landwirtschaft von 13 400 Euro; gegenüber dem Vorjahr ist das ein Minus von 20%. Die Durchschnittsgröße der ausgewerteten Betriebe lag bei 38,3 ha, insgesamt liegt die Durchschnittsgröße der Nebenerwerbsbetriebe bei 21 ha.