Land und Leute | 16. August 2018

Melonen ergänzen heimische Produktpalette

Von René Bossert
Die Kultur von Melonen im Rheintal funktioniert, ist aber im Anbau und in der Vermarktung sehr wetterabhängig, so die Erfahrungen der hiesigen Anbauer.
Thomas Köninger aus Achern-Önsbach ist mit der Melonen-Saison in diesem Jahr bisher ganz zufrieden.
Einer der Pioniere ist Thomas Köninger aus Achern-Önsbach. Im Hauptberuf ist er  Ackerbauberater beim Landratsamt des Ortenaukreises, auf seinem Nebenerwerbsbetrieb mit Sonderkulturen baut er seit 2012 Wassermelonen an. Gestartet ist Köninger mit 50 Ar, inzwischen sind es 1,5 Hektar.
Den Löwenanteil nehmen mit etwa 1,3 Hektar kernarme, rotfleischige Wassermelonen ein. Sie haben bei der im Moment auf Hochtouren laufenden Ernte ein Gewicht von zwei bis drei Kilogramm. Daneben kultiviert Köninger noch eine Sorte mit rosafarbenem Fruchtfleisch, die mit einem Gewicht von acht bis zwölf Kilogramm geerntet werden.
Köningers Melonen gedeihen ausschließlich im Freiland. Er kennt auch Anbauer, die Melonen im Folientunnel kultivieren. Ihm wären dafür die Investitionskosten zu hoch, weil er die Tunnel nicht noch für eine andere Kultur nutzen könnte.
Wenig zugelassene Pflanzenschutzmittel
"Die Kultur funktioniert”, stellt der Melonen-Spezialist nach dem siebten Anbaujahr fest. Allerdings sei die Melone eine sehr wetterabhängige Kultur, sowohl im Anbau als auch in der Vermarktung. Die Erträge schwanken stark.
„2016 war eine Katastrophe. Durch die vielen Niederschläge gab es viele Pilzkrankheiten”, erinnert er sich. Es gebe fast keine zugelassenen Mittel – und die zugelassenen wirkten schlecht.
Didymella, Mehltau und Fusarium können auftreten. Die Melonen gedeihen dann trotzdem, aber sind nicht lagerfähig. Nach einigen Tagen bekommen sie schwarze Flecken und fallen buchstäblich zusammen.
Er arbeitet auf der kompletten Fläche mit Tropfbewässerung. „Die Melone mag Wasser, aber wegen des Pilzdrucks nicht über das Blatt”, sagt Köninger. Auch tierische Schädlinge plagen den Anbauer bisweilen: Wühlmäuse, Krähen und Hasen nennt Köninger. Letztere fressen nur die Schalen herunter. Auch Läuse könne es geben.
Vermarktung
Die Vermarktung läuft größtenteils über den Obstgroßmarkt Mittelbaden (OGM). Neben Köninger gibt es noch zwei andere Produzenten, die seit einigen Jahren über den OGM vermarkten. „Wenn der August kühl ist, dann gehen Melonen nicht gut”, so Köningers Erfahrung. Man konkurriert mit den Billig-Importen aus Italien und Spanien. 
Sehr lange lagerfähig sind Melonen nicht. Anfang August wird es bei ihm normalerweise mit der Haupternte. Rund vier Wochen läuft die Kampagne.
Vor dem 15. Mai kann er nicht pflanzen. „In diesem Jahr konnten wir eine Woche früher mit der Ernte starten, die Vermarktung läuft in diesem heißen Sommer bisher gut”,  berichtet er. Für den Ortenaukreis schätzt Köninger die Zahl der Melonen-Anbauer auf etwa 15. Die meisten davon setzen ihre Melonen über die Direktvermarktung ab. 
Weitere Melonen-Pioniere
Der Anbauschwerpunkt liege bei Wassermelonen, aber auch Zuckermelonen werden kultiviert. Weiter südlich im Rheintal ist in diesem Jahr Wolfram Cammerer aus Bad Krozingen-Tunsel in den Anbau eingestiegen. Er hat insgesamt 32 Ar mit zwei Sorten Wassermelonen und sechs Sorten Zuckermelonen der Sorte Charentai mit orangefarbenem Fruchtfleisch angepflanzt.
In seiner dritten Melonen-Saison ist Kevin Brändlin aus Efringen-Kirchen-Huttingen, der ebenfalls Wasser- und Zuckermelonen auf rund 50 Ar anbaut. Für ihn sind die Melonen eine Kultur, die in einigermaßen trockenen Frühjahren einwandfrei funktioniert. Der Wermutstropfen ist für ihn die späte Ernte in Baden, deshalb sieht er das Potenzial der Kultur als begrenzt an, obwohl die Supermärkte, mit denen er zusammenarbeitet, mit den regionalen Melonen sehr zufrieden seien.  
Max Hagin aus Weil am Rhein-Haltingen hat 10 Ar Wassermelonen und Zuckermelonen in Kultur. Auch er hält den Erntetermin im August für einen Tick zu spät. Ein anderes Problem bei Wassermelonen sei die präzise Bestimmung des Reifezeitpunktes. Die reifen Zuckermelonen seien dagegen gut am Geruch zu erkennen. In diesem Jahr machten die Wühlmäuse seinen Melonen ziemlich zu schaffen.
Trotz der Schwierigkeiten ist die Melone für ihn eine schöne Ergänzungskultur in der Direkvermarktung. Eine frisch geerntete Melone schmecke „schon anders” als  Supermarkt-Ware aus Italien und Spanien.