Am Fachzentrum für Energie und Landtechnik in Triesdorf werden Service-Spezialisten ausgebildet,
die händeringend gesucht werden – zum Beispiel von Lohnunternehmen und Landtechnikbetrieben.
Professionalität gründet auf Qualifikation und Erfahrung. Das zeigt sich deutlich bei dem noch jungen Abschluss „Agrarservicemeister”. Die Absolventen sind gefragte Fachkräfte – in Lohnunternehmen, darüber hinaus auch in Servicebetrieben der Landtechnik und anderen Unternehmen.
Während es schon lange die Gruppe der Lohnunternehmer gibt, besteht erst seit 2005 das eigenständige Berufsbild
„Fachkraft Agrarservice”. Diese Ausbildung wird auf rund 15 Betrieben in Baden-Württemberg angeboten, überbetriebliche Inhalte werden bei der DEULA in Kirchheim/Teck vermittelt.
Nachgezogen wurde 2014 mit der entsprechenden
Fortbildung zum Agrarservicemeister (ASM), die in Baden-Württemberg am Fachzentrum für Energie und Landtechnik Triesdorf in Mittelfranken für Mitarbeiter von Lohnunternehmen, Fachkräfte Agrarservice, Landwirte oder auch langjährige Mitarbeiter mit anderem Berufsabschluss angeboten wird.
Unterricht an Alltag und Praxis angepasst
Stefan Hollinger aus
Rickenbach, Landkreis Waldshut-Tiengen, absolviert den insgesamt
20-wöchigen Agrarservice-Meisterkurs 2018/2020 beim Lohnunternehmen
Deifel in Ravensburg-Schmalegg. „Für mich ist es wichtig, auch in
Zukunft für eine immer anspruchsvollere Arbeitswelt gut gerüstet zu
sein. Dabei ist der ASM mit seinen Schwerpunkten ideal für mich
zugeschnitten.
Schon in der Ausbildung war ich in Triesdorf und habe die
ersten Meisteranwärter erlebt. Als ich als Azubi in der
Arbeitsunterweisung dabei war, wurde mir klar: Da möchte ich auch mal
stehen. Der Unterricht regt zum Mitarbeiten an und ist voll an die
aktuelle Situation der Landwirtschaft und den Alltag angepasst. Als
eines der wichtigsten Instrumente sehe ich die Berufsausbildung und
Mitarbeiterführung. Maschinen kaufen ist das eine – das Team macht den
Unterschied!”
Hollingers Klassenkameraden kommen aus weitem Umkreis
– aus der Nähe von Steinfurt in Nordrhein-Westfalen, aus Thalmässing
und Treuchtlingen-Haag in Mittelfranken, Neukirchen vorm Wald (Bayern)
oder auch Grömbach bei Freudenstadt im Nordschwarzwald. Sie alle
begeistern sich für Agrartechnik und haben Spaß am Erstellen von
maßgeschneiderten Berechnungen für Betriebe, wie Kalkulationen,
Investitionen, Angebote und Abrechnungen. Auch die Betreuung der
Auszubildenden und Mitarbeiterführung sowie der Umgang mit Kunden
gehören zu den Fähigkeiten, die im Kurs vermittelt werden.
Weichenstellung
Für
die Teilnehmer ist der Besuch des Meisterkurses stets eine
Weichenstellung. Mit der Qualifikation übernehmen sie neue Verantwortung
als Betriebs- oder Werkstattleiter oder gründen ein eigenes Unternehmen. Rückblickend bestätigt Oliver Dinger aus Emmendingen, der
den Abschluss Agrarservicemeister 2018 erwarb: „Die Fortbildung in
Triesdorf hat mir neue Denk- und Herangehensweisen vermittelt. Heute
beurteile und führe ich mein Lohnunternehmen anders.
Innerhalb eines
Jahres konnte ich meinen Betrieb so umstellen, dass ich die Kosten der
Fortbildung wieder eingespielt habe. Ich habe gelernt, meine Mitarbeiter
besser zu verstehen. Insgesamt läuft es runder, Mitarbeiter und Kunden
schätzen mein neues Wissen und haben dadurch Vorteile.”
Berufsbegleitender Kurs
Der Kurs findet in Blockwochen, vorwiegend in den Wintermonaten,
statt. Das gibt den Teilnehmern die Möglichkeit, trotzdem ihrem Job
nahzugehen und ein geregeltes Einkommen zu erwirtschaften. Außerdem
stehen so die Meisteranwärter in saisonalen Spitzenzeiten ihrem
Arbeitgeber zur Verfügung.
Dass die Inhalte von Praktikern
vermittelt werden, wird von ehemaligen Kursteilnehmern geschätzt. Für
Christoph Heinrich aus Bad Waldsee, Agrarservicemeister mit Abschluss
2018, war der Prüfungsteil „Fremdbetriebsbeurteilung” besonders
lehrreich: „Dabei haben wir Praxisbetriebe gesehen und Betriebsleiter
erlebt, von denen man Wissen und neue Ideen mit nach Hause nehmen
konnte.”
Voraussetzung für die Teilnahme am Meisterkurs ist der
Abschluss Fachkraft Agrarservice oder eine langjährige Mitarbeit bei
einem Lohnunternehmen mit anderem Berufsabschluss. Die Fortbildung baut
auf praktischen Erfahrungen im Pflanzen, Säen, Düngen, Ernten und
Transportieren mit moderner Technik auf und setzt Kenntnisse beim Bedienen landwirtschaftlicher Maschinen voraus.