Politik | 08. August 2019

Masterplan soll dem Wald helfen

Angesichts der Schäden in den deutschen Wäldern haben die auch für den Forst zuständigen Landwirtschaftsminister von CDU und CSU den Bund aufgefordert, in den nächsten vier Jahren den Ländern 800 Millionen Euro als Hilfen zur Verfügung zu stellen.
Die Säge ansetzen: Das muss man im Moment an so mancher Fichte.
Die Ressortchefs  aus Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen einigten sich am vergangenen Donnerstag  bei ihrem Treffen im sächsischen Moritzburg auf einen Masterplan für Deutschlands Wälder, die „Moritzburger Erklärung”. Dieses Papier wurde auch von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner angenommen.
Die eingeforderten Mittel sollten  den Ländern für akute, aber auch langfristige Maßnahmen  zur Verfügung gestellt werden. Der Masterplan umfasst Vorschläge zu den sechs Themenkomplexen
  • Klimaschutz durch nachhaltige Waldbewirtschaftung, Schadensbeseitigung,Walderhalt und klimaangepasster Waldumbau,
  • Waldbrandbekämpfung,
  • Angewandte Forschung,
  • Holzverwendung und Innovation sowie
  • Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung.
Bund und Länder gemeinsam
Klöckner machte deutlich, dass man vor einer immensen Aufgabe stehe, die der Bund und die Länder gemeinsam angehen müssten. Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW)  und der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) begrüßten die  Erklärung. Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken zeigte sich hingegen befremdet darüber, dass beim Waldgipfel nur Forstminister der Union zusammengekommen seien. Nach Klöckners Worten wird eine schnelle und pragmatische Hilfe beim Abtransport von Schadholz und bei der Wiederaufforstung gebraucht. Ziel sei es, nicht nur die entstandenen Freiflächen wieder zu bewalden, sondern die Forsten an den Klimawandel anzupassen. Es seien Mischwälder und Bäume notwendig, die an den jeweiligen Standort angepasst seien. Dabei helfe auch die Forschung.  Für September kündigte sie einen „Nationalen Waldgipfel” an.
Der Wald bekommt nach Einschätzung der Waldeigentümer mit der „Moritzburger Erklärung” die notwendige Beachtung in der Politik von Bund und Ländern.   Sturmschäden, die langanhaltende Dürre und der Befall mit Borkenkäfern hätten dafür gesorgt, dass mehr als 110000 ha Wald wiederaufgeforstet und zuvor von befallenem Schadholz geräumt werden müssten; allein das seien schon 70 Mio. Fm, sagte AGDW-Hauptgeschäftsführer Alexander Zeihe.
„Systemrelevant”
 „Der deutsche Wald ist systemrelevant und gehört ins Kanzleramt”, erklärte  DFWR-Präsident Georg Schirmbeck.   Er forderte neben den Sofortmaßnahmen eine langfristige Strategie.  Dafür liefere die „Moritzburger Erklärung” gute Ansätze.
Im Südwesten machte sich vergangene Woche Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk bei mehreren Vor-Ort-Besuchen ein Bild vom Ausmaß der Schäden.   In diesem Jahr seien landesweit bereits rund 930000 m³ Käfer- und etwa 380000 m³ Dürreholz  aufgearbeitet worden; die Tendenz sei weiter steigend. Im gesamten Jahr 2018 seien es in Baden-Württemberg zusammen rund 1,6 Mio. m³ gewesen.  „Die Situation nimmt Ausmaße an, die bislang niemand für möglich gehalten hätte”, hob Hauk hervor.
Das  Wiederaufforstungsprogramm sei zwar ein wichtiges Signal. Für mehr Klimaschutz müsse der Blick jedoch auf die gesamte Wertschöpfungskette gerichtet werden, erklärte der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband. Denn von den jährlich 127 Mio.  Tonnen CO2, die durch Wald und Holz eingespart würden, entfalle mehr als die Hälfte auf die Nutzung. Nötig seien  auch Initiativen zur Stärkung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung und Holznutzung. Das Klimaschutzpotenzial entfalte sich  erst durch diese Verbindung.  Insbesondere der Holzbau könne diesbezüglich einen entscheidenden Beitrag leisten.