Angesichts der Schäden in den deutschen Wäldern haben die auch für den Forst zuständigen Landwirtschaftsminister von CDU und CSU den Bund aufgefordert, in den nächsten vier Jahren den Ländern 800 Millionen Euro als Hilfen zur Verfügung zu stellen.
Die Säge ansetzen: Das muss man im Moment an so mancher Fichte.
Die Ressortchefs aus Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen einigten sich am vergangenen Donnerstag bei ihrem Treffen im sächsischen Moritzburg auf einen Masterplan für Deutschlands Wälder, die „Moritzburger Erklärung”. Dieses Papier wurde auch von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner angenommen.
Die eingeforderten Mittel sollten den Ländern für akute, aber auch langfristige Maßnahmen zur Verfügung gestellt werden. Der Masterplan umfasst Vorschläge zu den sechs Themenkomplexen
- Klimaschutz durch nachhaltige Waldbewirtschaftung, Schadensbeseitigung,Walderhalt und klimaangepasster Waldumbau,
- Waldbrandbekämpfung,
- Angewandte Forschung,
- Holzverwendung und Innovation sowie
- Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung.
Bund und Länder gemeinsam
Klöckner machte deutlich, dass man vor einer immensen Aufgabe
stehe, die der Bund und die Länder gemeinsam angehen müssten. Die
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) und der
Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) begrüßten die Erklärung. Die
rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken zeigte sich hingegen
befremdet darüber, dass beim Waldgipfel nur Forstminister der Union
zusammengekommen seien.
Nach Klöckners Worten wird eine schnelle und pragmatische Hilfe beim
Abtransport von Schadholz und bei der Wiederaufforstung gebraucht. Ziel
sei es, nicht nur die entstandenen Freiflächen wieder zu bewalden,
sondern die Forsten an den Klimawandel anzupassen. Es seien Mischwälder
und Bäume notwendig, die an den jeweiligen Standort angepasst seien.
Dabei helfe auch die Forschung. Für September kündigte sie einen
„Nationalen Waldgipfel” an.
Der Wald bekommt nach Einschätzung der Waldeigentümer mit der
„Moritzburger Erklärung” die notwendige Beachtung in der Politik von
Bund und Ländern. Sturmschäden, die langanhaltende Dürre und der
Befall mit Borkenkäfern hätten dafür gesorgt, dass mehr als 110000 ha
Wald wiederaufgeforstet und zuvor von befallenem Schadholz geräumt
werden müssten; allein das seien schon 70 Mio. Fm, sagte
AGDW-Hauptgeschäftsführer Alexander Zeihe.
„Systemrelevant”
„Der deutsche Wald ist systemrelevant und gehört ins
Kanzleramt”, erklärte DFWR-Präsident Georg Schirmbeck. Er forderte
neben den Sofortmaßnahmen eine langfristige Strategie. Dafür liefere
die „Moritzburger Erklärung” gute Ansätze.
Im Südwesten machte sich vergangene Woche Baden-Württembergs
Landwirtschaftsminister Peter Hauk bei mehreren Vor-Ort-Besuchen ein
Bild vom Ausmaß der Schäden. In diesem Jahr seien landesweit bereits
rund 930000 m³ Käfer- und etwa 380000 m³ Dürreholz aufgearbeitet
worden; die Tendenz sei weiter steigend. Im gesamten Jahr 2018 seien es
in Baden-Württemberg zusammen rund 1,6 Mio. m³ gewesen. „Die Situation
nimmt Ausmaße an, die bislang niemand für möglich gehalten hätte”, hob
Hauk hervor.
Das Wiederaufforstungsprogramm sei zwar ein wichtiges Signal. Für mehr
Klimaschutz müsse der Blick jedoch auf die gesamte Wertschöpfungskette
gerichtet werden, erklärte der Deutsche Säge- und Holzindustrie
Bundesverband. Denn von den jährlich 127 Mio. Tonnen CO2, die durch
Wald und Holz eingespart würden, entfalle mehr als die Hälfte auf die
Nutzung. Nötig seien auch Initiativen zur Stärkung der nachhaltigen
Waldbewirtschaftung und Holznutzung. Das Klimaschutzpotenzial entfalte
sich erst durch diese Verbindung. Insbesondere der Holzbau könne
diesbezüglich einen entscheidenden Beitrag leisten.