Pflanzenbau | 26. November 2020

Sehr frühe Kartoffelsorten für den Ökoanbau

Von Felix Klausmann, LTZ Augustenberg, Außenstelle Donaueschingen
Die Landessortenversuche (LSV) im sehr frühen Kartoffelsortiment sind im Frühkartoffelgebiet in Forchheim am Kaiserstuhl angelegt worden.
Kartoffel-Versuchsfeld mit Krautfäule-Parzellen
Der Versuch wurde am 26. März 2020 unter guten Bodenbedingungen gepflanzt. Das Auflaufen wurde bei allen Sorten am 20. April festgestellt.
Die Verunkrautung ist durch drei Überfahrten mit der Kombinationsrollhacke und einem Striegel reguliert worden. Des Weiteren gab es aufgrund des Wetters und einer dreimaligen Kupferbehandlung mit Cuprozin Progress – insgesamt 1,13 kg Cu/ha – keine Krautfäule. Gegen Kartoffelkäfer musste zweimal behandelt werden. Die Krautminderung fand am 13. Juli mit dem Krautschläger statt. Geerntet wurde wurde unter trockenen Bedingungen am 20. Juli.
Es wurden unterdurchschnittliche Erträge erzielt, die unter den Werten von 2019 und deutlich unter denen von 2018 lagen. Bei den Knollenbonituren zeigte sich, dass die größten Qualitätsmängel mechanisch beschädigte Knollen waren, wobei die Qualitäten 2020 etwas schlechter waren als 2019, aber deutlich besser als 2018.
Kurzbeschreibung der sehr frühen Sorten
Albertine ist eine sehr frühe, vorwiegend festkochende Sorte mit ovaler Knollenform, gelber Fleischfarbe und glatter Schale. Sie ist keimruhig und erbrachte 2020 im ersten Versuchsjahr deutlich überdurchschnittliche Erträge. Die Sortierung tendiert zum großfallenden Bereich. Die Krautfäuleanfälligkeit liegt im mittleren Bereich, die Anfälligkeit der Sorte gegenüber Y-Virusbefall ist sehr hoch.
 
Anuschka ist eine sehr frühe, festkochende Sorte mit ovaler Knollenform, die frühzeitig in Keimstimmung gebracht werden muss, da sie sehr keimruhig ist. Sie weist einen geringen Knollenansatz auf, bildet schnell große Knollen und ist gering anfällig gegen Blattroll- und Y-Virus. Anuschka zeigt sehr gute Speisewerte bei unterdurchschnittlichen Erträgen und einem hohen Anteil mittlerer Kaliber. Die Sorte ist mittel anfällig für Krautfäule.

Bropanna ist eine sehr frühe, vorwiegend festkochende Sorte mit rundovaler Knollenform, gelber Fleischfarbe und flachen Augen. Die Sorte  ist sehr keimfreudig und zeigt einen mittleren bis hohen Knollenansatz bei deutlich überdurchschnittlichen Erträgen. Die Sortierung hat einen hohen Anteil der mittleren Fraktion. Die Sorte zeigt frühzeitig ein starkes Krautwachstum, dies führt zu einer guten Unkrautunterdrückung und sie kommt mit einer reduzierten Stickstoffdüngung gut zurecht. Bropanna ist sehr hoch resistent gegen Y-Virus und mittel bis hoch widerstandsfähig gegen Krautfäule. Bei ungünstiger Witterung kann die Sorte zu Schwarzfleckigkeit neigen.

Colomba ist eine sehr frühe, sehr keimfreudige, vorwiegend festkochende Sorte mit rundovaler Knollenform, gelber Fleischfarbe und mittlerem Knollenansatz. Es empfiehlt sich, sie hoch anzuhäufeln, um grüne Knollen zu vermeiden. Sie ist anfällig für Kraut- und Knollenfäule. Die Sortierung tendiert zu Übergrößen, die Erträge sind leicht überdurchschnittlich. Die Stärkewerte der Sorte liegen im unteren Bereich.

Lea ist eine sehr frühe, festkochende Sorte mit ovaler Knollenform, gelber Fleischfarbe und gutem Geschmack. Der Knollenansatz liegt im mittleren bis hohen Bereich, die Sortierung ist homogen mit einem sehr hohen Anteil mittlerer Größen. Sie erbringt deutlich überdurchschnittliche Erträge. Die Widerstandsfähigkeit gegen Krautfäule- und Y-Virusbefall ist mittel bis hoch. Die Sorte wies 2020 in der Reifegruppe früh den geringsten Anteil von durch Schadfraß beschädigten Knollen auf.
 
Mascha ist eine sehr frühe, festkochende Salatsorte mit ovaler bis langovaler Knollenform und gelber Fleischfarbe. Sie sollte in Keimstimmung gebracht werden, weist einen mittleren Knollenansatz auf und ist früh schalenfest. Die Sorte ist robust und sehr gering anfällig für Y-Virus bei mittlerer Krautfäuleanfälligkeit. Mascha ist waschfähig und verarbeitungsgeeignet. Sie erbringt unterdurchschnittliche Erträge bei einem hohen Anteil an großfallenden Knollen und zeigte 2020 Alternariabefall.

Maya ist eine sehr frühe, vorwiegend festkochende Speisekartoffel mit rundovaler Knollenform, tiefgelber Fleischfarbe, glatter Schale und gutem Geschmack. In beiden Versuchsjahren erzielte sie aufgrund des frühzeitigen Krautabsterbens durch eine geringere Hitzetoleranz deutlich unterdurchschnittliche Erträge – bei einem sehr hohen Anteil mittlerer Sortierung. Ihre Widerstandsfähigkeit gegen Y-Virus ist hoch, ihre Widerstandsfähigkeit gegen Krautfäule liegt im mittleren Bereich.

Paroli ist eine sehr frühe, vorwiegend festkochende Speisekartoffel mit ovaler bis rundovaler Knollenform, gelber Fleischfarbe und glatter Schale. Sie zeigt eine mittlere Keimfreudigkeit bei deutlich überdurchschnittlichen Erträgen. Die Sorte ist sehr gering anfällig für Y-Virusbefall. Die Sortierung zeigt einen hohen Anteil mittlerer Größen, der je nach Witterungsverlauf auch zu einem hohen Anteil Übergrößen werden kann. Die Anfälligkeit für Krautfäule liegt im mittleren Bereich. Paroli muss gleichmäßig geführt werden, um sprunghaftes Wachstum zu vermeiden.

Twinner ist eine sehr frühe, festkochende Sorte mit gelber Fleischfarbe, langovaler Knollenform und relativ flachen Augen. Die Keimfreudigkeit liegt im mittleren Bereich. Die Sorte erbringt leicht unterdurchschnittliche Erträge mit einem hohen Anteil Übergrößen. Twinner ist eine Sorte, die resistent gegen Kraut- und Knollenfäule ist, ihre Anfälligkeit für Y-Virusbefall ist gering bis mittel.
Weitere Sorteninformationen
In drei Tabellen ist im Detail dargestellt, wie die sehr frühen, frühen und mittelfrühen Kartoffeln in den Landessortenversuchen abgeschnitten haben.