Land und Leute | 29. Januar 2015

Haltepunkte und Kraftquellen erschließen

Von Barbara Riess
Im Zentrum des jüngsten Landfrauentags des Bezirks Freiburg in Buchenbach (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) stand der Vortrag von Rolf Brauch, Laienprediger der evangelischen Kirche. Er sprach über Wendepunkte und den guten Umgang mit Veränderungen.
Das Thema ist hoch aktuell, denn der Wind der Veränderung fegt seit Jahren durch den ländlichen Raum. Er wirbelt das Leben der bäuerlichen Betriebe kräftig durcheinander – mit dem Ergebnis, dass der Blick in die Zukunft immer ungewisser wird. Die Landwirtschaft ist wie kaum eine andere Branche mit Veränderungen konfrontiert.
Keine fertigen Rezepte
Das „Chörle” der Landfrauen St. Peter umrahmte den Bezirkslandfrauentag in Buchenbach musikalisch.
Davon sind auch die Landfrauen betroffen. Dass sie sich in ihren Gemeinden mit viel Engagement und Herzblut einbringen, ist eine gute und wichtige Tradition. So manches wäre ohne ihre Unterstützung nicht denkbar. Doch was, wenn Lebenskrisen und ständige Veränderungen an den Kräften zehren? Wenn sich aus den steigenden beruflichen und familiären Anforderungen und der Angst vor der Ungewissheit ein Zustand entwickelt, der landläufig als Burnout bezeichnet wird? „Ich komme nicht mit fertigen Rezepten und pauschalen Empfehlungen”, betonte Brauch. Die Gedanken, die er entwickelte, taugen dennoch dazu, einen persönlichen Leitfaden zum Umgang mit Wendepunkten zu entwickeln. „Wichtig ist, einen Blick in die eigene Schatztruhe zu werfen, auf das, was richtig und gut war,  ohne dabei auszuklammern, was schwer war und verletzend.” So werde man sich der eigenen Ressourcen und Kraftquellen bewusst und schaffe die Voraussetzung zu einer Versöhnung mit der eigenen Biografie nach dem Motto: „Dankbar zurückschauen, um voller Vertrauen und Zuversicht vorausschauen zu können.”
Rolf Brauch entwickelte in seinem Vortrag so etwas wie eine Art Vier-Punkte-Programm, das sich beim Umgang mit Veränderungen bewährt. Der erste Punkt betrifft den achtsamen Umgang mit Körper und Gesundheit gemäß dem Leitsatz von Teresa von Ávila: „Pflege deinen Körper, damit deine Seele gerne darin wohnt.” Entscheidend sei ferner, die eigenen Lebenserfolge wertzuschätzen und die Dinge zu tun, die einem wirklich wichtig sind. Gleichzeitig zahlt es sich aus, die eigenen familiären Beziehungen zu pflegen, denn die Familie biete, so Brauch,  einen Halt in Zeiten von Ungewissheit und Veränderung. Und schließlich – Punkt vier – kann es hilfreich sein, sich zu überlegen, was einem Sinn im Leben gibt. „Viele leben auf Kante. Sie arbeiten so viel, dass sie keine Reserven mehr haben, wenn es kritisch wird”, weiß Brauch. Sein Fazit: Das Erschließen von Haltepunkten und Kraftquellen helfe, für die unvermeidlichen Wendepunkte des Lebens gerüstet zu sein. Denn: „Nicht alles, was Sie denken, müssen Sie tun. Wichtig ist, mit Gelassenheit das zu tun, was einem das Leben abverlangt.”
Die Veranstaltung wurde vom „Chörle” der Landfrauen St. Peter musikalisch umrahmt.