Land und Leute | 04. November 2015

„Einfach neugierig sein”

Von Sylvia Pabst
Willkommenskultur scheint bei den Landfrauen Pfaffenweiler (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) eine Selbstverständlichkeit zu sein. Seit Kurzem bieten sie Spielenachmittage für Flüchtlinge aus Gambia, die in Pfaffenweiler wohnen, an. Auch gemeinsame Kochabende sind in Aussicht.
„Ausschlaggebend für unser Engagement war eigentlich ein Kochabend vor einiger Zeit, als eine Frau aus dem Ort, die  aus Burkina Faso stammt, bei den Landfrauen kochte”, erzählt Luise Blattmann, Ortsvorsitzende der Landfrauen Pfaffenweiler und Vizepräsidentin der südbadischen Landfrauen. An diesem Abend seien viele Interessierte gekommen, auch von den Philippinen, aus dem Iran oder aus Kroatien, erinnert sie sich. So fanden in diesem Rahmen internationale Begegnungen statt, auf die die Landfrauen nun, seit Flüchtlinge im Ort sind, sozusagen aufbauen. Hinzu kommt, dass der Landfrauenverein seit Langem in der Winterzeit regelmäßig Spielenachmittage veranstaltet. Da lag die Idee nah, die Flüchtlinge aus Gambia dazu einzuladen. „Erst dachte ich, dass sie nicht ganz so begeistert sind, doch ich hatte ein Lese-Memory mitgenommen, das kam gut an, denn die Flüchtlinge wollten unbedingt Deutsch lernen”, erinnert sich Blattmann, die auch Vorsitzende des Bezirks Freiburg ist. „Sie waren sehr angetan.”
Die jungen Männer aus Gambia freuen sich auch darüber, dass sie zu dem Spielenachmittag abgeholt werden. Allerdings sei beim ersten Treffen zum verabredeten Zeitpunkt nur einer von drei Afrikanern fertig bereitgestanden – Pünktlichkeit wird je nach Kultur eben enger oder weiter ausgelegt. Folglich hieß es erst mal noch warten, doch Luise Blattmann zeigt sich gelassen: „Das ist dann halt so.”
Sie ist auch froh, dass die Flüchtlinge in Pfaffenweiler, junge Männer vorwiegend zwischen 18 und 25 Jahren, ihrer Meinung nach im Dorf gut integriert werden. Beim Herbsten hätten sie schon bei einem Winzer geholfen und in der Folge schloss sich eine Kellerführung in Wolfenweiler an. Sie besuchen in Freiburg einen Deutschkurs und einer von ihnen kann in einem Handwerksbetrieb mitarbeiten, berichtet Luise Blattmann. Die Stimmung im Dorf sei wohlwollend, findet die Vereinschefin. „Da ist eine sehr schöne Nachbarschaft, die nach ihnen guckt”, sagt sie.

Als Deutsche den ersten Schritt machen
Es lasse sich viel für die Völkerverständigung tun und es sei wichtig, die Angst vor Neuem zu nehmen. „Einfach neugierig sein, auf die, die da sind”, sagt die Vizepräsidentin. „Wir müssen als Deutsche den ersten Schritt machen, auf die Menschen zugehen”, betont sie, „mit Spannung und Freude an der Begegnung und dann schauen, wie es sich entwickelt”. Denn sie ist sich sicher: „So wie wir einem anderen begegnen, begegnet er dir auch.”
Es mache Sinn,  beispielsweise im Rathaus zu  fragen, wie und wo ein Landfrauenverein sich für Flüchtlinge einbringen könne. „Man muss halt kleine Schritte machen und sich nicht überfordern”, rät sie. Und es ist auch schon eine weitere Art des Zusammentreffens von Pfaffenweilerer Landfrauen und den Gambiern angedacht, wie Luise Blattmann erzählt: „Die Männer wollen die deutsche Küche kennenlernen und mit uns kochen.”