Land und Leute | 30. Oktober 2017

Premierenpublikum mitgerissen

Von Sylvia Pabst
„Riesenhochachtung!” Schirmherrin und SPD-Politikerin Marianne Wonnay brachte gleich zu Beginn ihre Begeisterung auf den Punkt: Das vielfältige und ehrgeizige Programm des ersten Unternehmerinnentags des Landfrauenbezirks Emmendingen versprach viel – und hielt es bis zum Schluss.
Das Interesse an der eintägigen Veranstaltung im Kultur- und Bürgerhaus in Denzlingen war sehr groß – und das längst nicht nur auf Landfrauenseite: Von den hundert Teilnehmerinnen waren vierzig keine Verbandsmitglieder. Und: Bis von Darmstadt kamen Frauen angefahren, die sich diesen Tag nicht entgehen lassen wollten.
Mentaltrainerin Elke Pelz-Thaller weiß, wie es sich anfühlt, wenn die Energie nachlässt und „die Luft raus ist”. Sie gab Tipps zur Abhilfe.
Mucksmäuschenstill ist es, während Elke Pelz-Thaller humorvoll und gleichzeitig sehr ernsthaft über „Mentale Stärke in schnellen Zeiten” spricht. Die Mentaltrainerin, die vor 22 Jahren in einen Bauernhof eingeheiratet hat, führt vor Augen, wie jeder Mensch in seiner eigenen Gedankenwelt lebt. Und warum es sich lohnt, den eigenen Standpunkt auch mal zu verlassen. Dazu gibt sie Tipps, sich im Alltag der Herausforderungen immer wieder zu stärken, um erfolgreich zu sein und zu bleiben. (Mehr dazu: „Den Tag dankbar beginnen”).
„Klammern ist tödlich”
Ein flammendes Plädoyer für den Mut zu Veränderungen und dafür, sich immer wieder neu zu erfinden, hält Birte Hackenjos, Holding-Geschäftsführerin der Haufe Group. Haufe, einst Verlag, bot anfangs Loseblattsammlungen zu rechtlichen Themen im Personalbüro an. Haufe war damit Lieferant möglichst verständlicher Informationen, die im Vier-Wochen-Turnus aktualisiert wurden. Im Laufe der Jahre wandelt sich das Medium von Papier zu Diskette über CD bis hin zum Online-Angebot.
Birte Hackenjos, Haufe Group, zeigte auch am Beispiel der Modewelt, wie sich Geschäftsmodelle ändern lassen.

Und schließlich: Der Verlag vollzieht eine radikale Wandlung zum digitalen Medienunternehmen, zur Haufe-Gruppe, die verschiedene Unternehmen, unter anderem das Softwarehaus Lexware, vereint: Thema wird nun, wie sich der Kundschaft mit Online-Anwendungen am besten helfen lässt, den Unternehmensalltag einfacher zu gestalten. Denn die Menge an Informationen wächst täglich, umso größer wird die Nachfrage nach Anwendungen, also Programmen, die diese Informationen am besten per Klick im Unternehmensalltag umsetzen: Etwa, indem Buchhaltung und Kontoführung sich quasi von alleine erledigen und sich die Daten von per Smartphone abfotografierten Rechnungen automatisch korrekt verbuchen lassen. Haufe bietet hierfür Software-Lösungen.
Hackenjos macht Mut zur Veränderung, zum radikalen Nachdenken, ja sogar dazu, wenn nötig, die Axt an den eigenen Baum zu setzen, bevor es ein anderer tut, und etwas Neues zu pflanzen. „Klammern ist tödlich”, unterstreicht sie.
Patrick Schaudel schlägt ähnliche Töne wie Hackenjos an. Er steuert beim Internetdienstanbieter 1&1 das internationale Produktmanagement der Bereiche Online-Marketing und eCommerce Solutions und erklärt, warum es für Unternehmen unabdingbar ist, offen für Neuerungen und somit im Internet präsent zu sein. Er beklagt, dass laut einer aktuellen Studie noch immer 31 Prozent der Kleinunternehmer Angst vor der Nutzung digitaler Tools haben. Grund seien ihre zu geringen digitalen Fähigkeiten. Gleichzeitig, so stellt er klar, suchen drei Viertel der Kundinnen und Kunden regelmäßig online nach lokalen Geschäften, die Hälfte von ihnen setzt sogar am folgenden Tag dort den Fuß über die Schwelle. Das Internet sei damit als Türöffner für lokale Geschäfte zu verstehen. Für Schaudel ist klar: „Nicht online sein ist keine Option.”
 
Am Laufen halten
Ohne Zweifel sind die Gründung und der Unterhalt von Unternehmen mit Investitionen verbunden. Dazu gehört auch die Risikovorsorge, wie Ursula Hiller, Betreuerin im Bereich Landwirtschafts- und Agrargewerbe/Erneuerbare Energien der Südwestbank, unterstreicht. Schon bei ersten Anzeichen, dass es finanziell schwierig werden könnte, rät sie, sich mit der Bank in Verbindung zu setzen und offen zu kommunizieren. Das Thema Finanzen spielt auch beim Vortrag von Ministerialdirektorin Grit Puchan eine Rolle, stellt sie doch das Förderprogramm IMF (Innovative Maßnahmen für Frauen im Ländlichen Raum) vor. Dieses bietet die drei Fördermodule Existenzgründung, Qualifizierung und Netzwerk an, die sich gegenseitig ergänzen. So gibt es beispielsweise Investitionszuschüsse bis zu 120 000 Euro pro IMF-Projekt, reduzierte Gebühren bei der Teilnahme an Qualifizierungskursen sowie Zuschüsse für neu gegründete Netzwerkorganisationen.
Anschließend präsentieren drei Frauen ihre IMF-Erfolgsprojekte.
Die Unternehmerinnen Martina Feierling Rombach, Regula Schölly und Anna Huber (v.l.) im Gespräch mit Moderatorin Evelin König.
Die Journalistin Evelin König führte durch den ganzen Tag und moderierte eine Talkrunde, in der erfahrene Unternehmerinnen zu Wort kamen: Martina Feierling-Rombach, Mitinhaberin der Freiburger Hausbrauerei Feierling, Regula Schölly, Gesellschafterin und Mitbegründerin der Schölly Fiberoptic Medizintechnik, Denzlingen, sowie die Weisweiler Fotografin Anna Huber. Deutlich wird dabei, wie wichtig der Rückhalt in der eigenen Familie ist, um ein Unternehmen zu führen. Zudem fordern die Chefinnen mehr Kitaplätze und dass die Öffnungszeiten solcher Einrichtungen nicht bereits um zwölf Uhr enden.
 
Persönliche Stärken
Dass das eigene Auftreten ein wichtiger Aspekt im Alltag von Unternehmerinnen ist, wird in zwei weiteren Programmpunkten offensichtlich. In einem Video gibt Modeexpertin Caroline Schaefer Tipps, mit welchem Outfit frau am besten punktet. Anschließend macht Petra Breitenfeldt, Geschäftsführerin der BLHV-Bezirksgeschäftsstelle Herbolzheim, deutlich, wie männliche beziehungsweise weibliche Kommunikation aussieht und was sie bewirkt. Sie wirbt für ein selbstbewusstes Auftreten der Frauen und unterstreicht, wie wichtig es ist, dass sie sich selbstverständlich ihren Raum nehmen.
Am Ende  der Veranstaltung zollt das Publikum der Initiatorin des Tags, Jutta Zeisset, und ihrem Team großen Beifall. Die Dankbarkeit auf allen Seiten ist groß. Und: Nicht ohne Stolz erklärt Zeisset, Vorstandsfrau aus dem Bezirk Emmendingen, dass das Novum, sich für die Landfrauenveranstaltung nur online anmelden zu können, allen Unkenrufen zum Trotz ankam.
nitiatorin Jutta Zeisset (rechts) mit ihrem Team, v.l.: Sigrid Sax, Conny Schwaab, Monika Zimmermann, Jutta Kühnert und Cornelia Biehle, die den Unternehmerinnentag im Namen des Bezirks eröffnet hatte. Die Begeisterung des Publikums über die Veranstaltung war den ganzen Tag spürbar, die Dankbarkeit am Ende groß.

 
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Premierenpublikum hingerissem