Land und Leute | 01. September 2016

Deutlicher Wandel

Von Jutta Schütz
Der Landfrauenbezirk Lörrach feiert am Sonntag in der Sommerhalle Dossenbach (Kreis Lörrach) ab 10 Uhr sein 50-jähriges Bestehen. Anlass zurückzublicken: Was ist in den vergangenen fünf Jahrzehnten geschehen?
Acht Landfrauenvereine − Schliengen, Blansingen, Egringen/Efringen-Kirchen, Schallbach, Binzen und Rümmingen, Kandertal, Vorderes Rebland und Dinkelberg  − sind im Bezirksverband organisiert. Dazu gehört ein Bäuerinnen-Info-Treff, der ausschließlich für die Landfrauen gedacht ist, die noch eine eigene Landwirtschaft im Voll- oder Nebenerwerb unterhalten. Denn: „Im Gegensatz zu den 60er-, 70er-, 80er-Jahren sind bei uns viel mehr Frauen, die in einem Beruf jenseits der Landwirtschaft arbeiten – oder die Zimmer oder Appartements auf einem Bauernhof managen”, berichtet die ehemalige Bezirksvorsitzende Ruth Fischer.  Die jüngsten Mitglieder in den Vereinen sind um die 30 Jahre alt, die ältesten um die 80, „und die älteren überwiegen”, sagt Bezirksvorsitzende Bärbel Ganter. Um wieder mehr junge Frauen zum Mitmachen zu bewegen, „wollen wir mit der Zeit gehen, wir sind dabei auf der Suche nach besonderen Angeboten und auch nach Lücken zum Beispiel in den Programmheften der Volkshochschulen – und wir haben dank des Landesverbands hochkarätige Seminarleiter und Referenten”, sagt Fischer. Es gelte vor allem Präsenz zu zeigen – und das mit einer großen  Vielfalt an Veranstaltungen von Vorträgen zu unterschiedlichsten Themen.
Einst mit Todtnau
Zum Mitmachen bei den Landfrauenvereinen wollen Ruth Fischer, Gerda Müller und die Vorsitzende des Landfrauenbezirks Lörrach, Bärbel Ganter (v.l.), anlässlich des 50-jährigen Bezirksbestehens animieren.
„Die neuen Angebote zeigen den Wandel, den wir durchgemacht haben – begonnen hatten wir ganz klassisch mit damaligen Frauenthemen, wie Kochen, Einmachen, der Vorratshaltung allgemein, sogar die Hühnerhaltung war Thema”, amüsiert sich Gerda Müller vom Bäuerinnentreff rückblickend. Bevor es die Landfrauenvereine im Kreis gab, wurden Zusammenkünfte vom Landwirtschaftsamt veranstaltet. Schon „vorab hatten wir Treffen in einer Art Vereinsstruktur – aber mit Satzung gab es so etwas damals noch nicht”, berichtet Ganter. Vor allem war der Zusammenschluss ursprünglich größer – die Landfrauenvereine aus Lörrach waren mit denen aus dem Raum Todtnau zusammen in einem Bezirk. „Diese Struktur mit rund 1500 Frauen – heute sind wir im Landkreis Lörrach 750 – aber hat sich nicht bewährt, denn wir hatten sehr unterschiedliche Voraussetzungen – wir waren früher auf dem Feld und in den Reben, da lag im Schwarzwald noch Schnee – die Landfrauen aus Todtnau konnten mit dem Thema Sonderkulturen und Wein wenig anfangen, wir wenig mit dem Thema Holz”, erinnert sich Fischer. Immerhin: Als viele kleine Schulen in den Dörfern schlossen, machten sich alle Landfrauen zusammen noch einmal  für den nun  seitens der Politik geförderten Schülerbustransport stark und setzten sich durch. „Nach wir vor sind wir ein überparteilicher Frauenverband, wir können mit allen politischen Parteien verhandeln”, hält Bärbel Ganter stolz fest.
Den Vereinen geht es allgemein auch um den Austausch der Frauen untereinander.  „Junge Frauen sind heute mit Beruf und Familie ausgelastet, sie sind meistens hervorragend ausgebildet – das ist für sie eine Selbstverständlichkeit, für uns war es das nicht, wir mussten uns jede Weiterbildung erkämpfen”, weiß Ruth Fischer. Immerhin: Es gab viel mehr Großfamilien. Die kleinen Kinder waren gut aufgehoben, wenn die jüngeren Frauen in einem Betrieb mitarbeiteten. „Wir waren sehr flexibel, jüngere Frauen sind das manchmal nicht mehr so – und vielleicht kommen sie deshalb erst zu uns, wenn die Kinder größer sind”, überlegen Müller und Fischer.