Die Landfrauenverbände Südbaden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern fordern eine gesicherte Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum und tauschten sich dazu in einem Gespräch mit Staatssekretärin Bärbl Mielich aus.
Die Vertreterinnen der Landfrauenverbände aus Baden und Württemberg diskutierten mit Staatssekretärin Bärbl Mielich.
Die Sicherstellung einer bedarfsgerechten, hochwertigen und gut erreichbaren Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum war Thema des Gesprächs der Arbeitsgemeinschaft der drei Landfrauenverbände mit Bärbl Mielich, Staatssekretärin im Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg.
Forderungen der Landfrauen
Die Menschen im ländlichen Raum dürfen
nicht von der medizinischen Versorgung abgehängt werden. „Immer mehr
Landarztpraxen finden keine Nachfolger mehr und Krankenhäuser in der
Fläche werden geschlossen, diese Entwicklung beunruhigt die Menschen im
ländlichen Raum”, sagte Rosa Karcher, Präsidentin des
Landfrauenverbandes Südbaden, im Gespräch mit der Staatssekretärin. „Die
medizinische Grundversorgung und auch die schnelle Hilfe im Notfall
müssen gewährleistet sein, das setzt schon der Grundsatz gleichwertiger
Lebensverhältnisse voraus.” Wenn der Rettungswagen vom nächsten
Krankenhaus bis zum Einsatzort 40 Kilometer und mehr fahren müsse, sei
fraglich, ob die gesetzlich vorgeschriebene Hilfsfrist von 15 Minuten
noch eingehalten werden könne. Bärbl Mielich erläuterte, dass das
Sozialministerium den ländlichen Raum stark im Blick habe und sich der
genannten Problematik bewusst sei: Um die ambulante hausärztliche
Versorgung sicherzustellen, gebe es daher seit 2012 das
Landärzteprogramm.
Genossenschaftliche Arztpraxen
Angedacht seien
zudem genossenschaftlich geführte Arztpraxen. Derzeit laufen, laut
Mielich, an sieben Standorten Machbarkeitsstudien. Diese könnten
gegebenenfalls auch die Notfallversorgung gewährleisten. Ferner sollen
sogenannte lokale Primärversorgungszentren entstehen, in denen
unterschiedliche Professionen und Fachgebiete eng miteinander
zusammenarbeiten. Das Ministerium habe kürzlich einen Förderaufruf zum
Aufbau solcher Gesundheitszentren gestartet.
Die Landfrauen
thematisierten auch die unbefriedigende Situation in der Geburtshilfe.
„Viele junge Frauen treten an uns heran und sind besorgt, weil in
ländlichen Regionen Geburtsstationen geschlossen werden und es immer
schwieriger wird, eine Hebamme zu finden”, berichtete Marie-Luise
Linckh, Präsidentin des Landfrauenverbandes Württemberg-Baden. Sie
unterstrich: „Die Arbeitsbedingungen für Hebammen müssen verbessert
werden, um eine optimale Betreuung von Mutter und Kind rund um die
Geburt zu gewährleisten.”
Hebammenversorgung sicherstellen
Die
Staatssekretärin skizzierte, dass das Ministerium angesichts der
Problematik im Januar 2017 einen runden Tisch ins Leben gerufen habe, um
die flächendeckende Hebammenversorgung sicherzustellen. Zum Jahresende
werde das aus Akteuren der Geburtshilfe bestehende Gremium Empfehlungen
und Maßnahmen zur Weiterentwicklung einer bedarfsgerechten und
qualitätsgesicherten Versorgung in der Geburtshilfe sowie der Vor- und
Nachsorge unterbreiten. Mit Blick auf die immer älter werdende
Bevölkerung kritisierten die Landfrauen auch den Mangel an
Betreuungsangeboten für pflegebedürftige Angehörige im ländlichen Raum.
„Gerade auf dem Land werden viele Menschen von Angehörigen gepflegt,
fast immer von den Töchtern oder Schwiegertöchtern”, so Juliane Vees,
Präsidentin des Landfrauenverbandes Württemberg-Hohenzollern. „Es
braucht dringend Kurzzeitpflegeplätze in erreichbarer Nähe, wenn
pflegende Angehörige zum Beispiel krankheitsbedingt plötzlich ausfallen
und Pflegebedürftige kurzfristig untergebracht und betreut werden
müssen.”
Solitäre Kurzzeitpflege
Die Staatssekretärin legte dar, dass
das Ministerium mit dem Sonderförderprogramm „solitäre Kurzzeitpflege”
erste Impulse zum Ausbau von entsprechenden Betreuungsangeboten
geschaffen habe, erklärtes Ziel sei aber die weitere Stärkung der
bedarfsgerechten Kurzzeitpflegeangebote. Die Landfrauen begrüßten die
Initiative des Sozialministeriums, betonten aber, dass die Zeit dränge
und großer Handlungsbedarf bestehe.